Miststück
Das schlechteste Date, das ich je hatte, war an irgendeinem Wochenende im April 2006. Sie konnte wie ich nicht besonders viel, dafür sah sie gut aus. Sie holte mich mit ihrer besten Freundin im Auto ab und trug dabei wie so oft ein schwarzes Bandshirt von System of a down, das ihre Oberweite betonte. Vielleicht war ich aufgeregt und vergas daher meinen PIN der Bankkarte ( 6361 - Anmerkung an mich, falls er wieder mal verloren geht, Idiot). Daher musste ich nochmal den kurzen Weg von der Sparkasse zu mir antreten, wo ich mir die Zahl notiert hatte.
Wir gingen auf eine Einweihungsparty von Freunden von ihr. Es war ein überaus schickes Loft mit einer impsanten Galerie. Schnell fand ich mit einem Trinkspiel Anschluss an die Gesellschaft, von der ich niemand kannte und auch danach nie wieder jemanden wiedererkannt habe.
Das war noch der angenehme Teil des Abends. Wir verabscheuten uns und brachen auf zur RoFa. Ich mochte den Club nicht - unübersichtliche Lokation, Bierpeis an Wochenenden jenseits von vertretbar. Wolfshöher - kommt zwar aus der Gegend, aber da saug ich lieber die Stinkdrüsen unter den rasierten Achseln einer Alkoholierin aus, bevor ich wieder versuche, durch die Drecksplörre betrunken zu werden - wo wir dann auch beim Publikum angelangt sind, weshalb ich die RoFa nicht mochte. Von der Musikauswahl ganz zu schweigen. Diese schwankte in der einen Halle von Radio Gong und der zweiten Area mit der DJ hat das fasche Lied von der CD gespielt. Perfekte Voraussetzungen also. Ich suchte mein Glück an der Bar, die beide Mädels fanden es auf der Tanzfläche. "Scheiße, es ist Freitag, da ist im Loop gegenüber auch nichts Gutes!", erkannte ich. Das Bier schlug nicht an und ich fühlte mich ohnehin schon fremd.
In der zweiten Area schwepperte des Lied Miststück aus den Boxen - Menschen auf der Tanzfläche bewegten sich dazu, es war mir eine nahezu groteske Szene, die sich mir da zeigte. Ich zog es vor mir zum evtl fünften Mal an diesem Abend Bon Jovi zu geben und wollte in die Mainarea steuern. Mein Date passte mich ab. "Ich mag den Song nicht", verriet sie. Für einen kurzen Augenblick erkannte ich in ihr mehr, als sie war. Die 21-Jährige fuhr fort: "Den haben mir schon so viele Typen gewidmet." Ich lächelte, ich war froh, ich konnte nach Hause gehen. Jetzt gab es hier wirklich nichts, was mich noch zum Bleiben bewog.
Mit ihrer Freundin traf ich sie noch ab und an in einer Bar, ohne dass wir uns vorher direkt verabredet hatten, und ohne, dass ich nachher mit zu ihr ging. Später taten wir bzw. ich so, als würden wir uns nicht kennen. Und nein, diesen Song widme ich ihr nicht. Ich konnte ziemlich gut ohne sie sein - ja, sogar ohne ihren Hund - und ich empfand keinen Hass, sondern gar nichts.