Travis Bickle hat folgendes geschrieben:
@scoopexx
Hast du es auch für ein Gerücht gehalten das es im Irak KEINE Massenvernichtungswaffen gibt?
Und glaubst du das der Iran eine Bedrohung ist? So wie der Irak ja eine war?
Plutonium im Irak. Ja, und wenn? Die Israelis haben ja auch Atombomben und da sagt keiner was.
Irakkrieg - Massenvernichtungswaffen. hat sich als Lüge rausgestellt.
Habe ne sehr gute Reportage gesehen. Jeder US-Amerikanische Krieg wurde mit einer Lüge begonnen! Vietnam - angeblich wurde ein Boot/Schiff der Amis angegriffen. hat sich als Lüge rausgestellt.
Im 1.WK waren glaub ich 30% der Opfer zivilisten, im 2.WK waren 50% der Opfer zivilisten, im Vietnamkrieg waren es schon 70% und im Irakkrieg stolze 90% der Opfer = Zivilisten.
Soviel zum Thema: Terroristen töten ja nur zivilisten und wir sind die guten und der ganze Müll der uns erzählt wird und den wir schlucken.
Erstmal muss man dazu sagen, dass die Berichterstattung in den Medien einseitig und ungenügend ist. Es heißt ja immer so schön, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen hatte - damit meint man allerdings nur die Atomwaffen, die die Amerikaner im Irak vermuteten.
Der Irak hatte Massenvernichtungswaffen, die gegen die eigene kurdische Bevölkerung eingesetzt wurden - Giftgas. Dabei wurden eben mal auf einen Schlag 182.000 Männer, Frauen und Kinder umgebracht. Bauern, keine Soldaten. Mal ganz abgesehen davon, dass das Genozid ist, sind das bereits mehr, als Zivilisten durch die US-Armee gestorben sind. Saddams General "Chemie Ali" wird dafür diesen Monat noch gehenkt (oder wurde es bereits).
Dafür interessiert sich aber kein Arsch mehr, weil die Medien diese Vorfälle, die vor dem 3. Irak-Krieg passiert sind, komplett ausblenden. Keiner spricht mehr davon, dass im Irak 300.000 Kinder pro Jahr verhungert sind, während Hussein und seine Generäle in Saus und Braus gelebt haben und ein Palast nach dem anderen gebaut wurde. Mal zum Vergleich: Die UN geht davon aus, dass derzeit 80.000 Iraker durch den Krieg umgekommen sind. Bei deiner Zahl, dass 90% der getöteten Menschen Zivilisten sind, musst du auch noch mit einberechnen, dass 60% der getöteten Zivilisten durch Terroranschläge von Extremisten umgekommen sind und der Rest durch Kugelhagel und schlechte Bombardements der Amerikaner.
Alle reden davon, dass Bush nur das Öl haben will und dass er nur aus eigenen Interessen dort eingefallen ist. Ich habe einen ziemlich nüchternen Blick auf die Dinge und bin mir ehrlich unsicher, ob es wirklich so war, dass Bush hinter dem Öl her war. Ich will es aber auch nicht mehr ausschließen.
Das ist aber auch vollkommen irrelevant. Mich interessiert, wie es den Irakern vorher ging und wie es ihnen in Zukunft geht - das ist doch die Perspektive, die man haben sollte, wenn man den Irak-Krieg beurteilt. Keiner, der zu realistischen Einschätzungen fähig ist, hat vermutet, dass es den Irakern von einem Tag auf den anderen besser geht. Das ist ein Prozess, der sich in den nächsten 20 Jahren herauskristallisieren wird. Das einzige, was bereits jetzt dort besser geworden ist, ist die Rechtslage. Man kann seine Meinung mittlerweile frei vertreten. Demonstrationen wurden unter Saddam durch Gewehrfeuer in die Menge aufgelöst. Man muss doch einfach mal vorher/nachher vergleichen - wobei das "nachher" noch nicht zum Vergleich zur Verfügung steht, sondern erst in 10 Jahren. Wenn man allerdings ein paar Fakten nennt, was unter Hussein passiert ist, sollte man sich ganz schnell fragen, warum Bush als so böse dargestellt wird. Ich bin für meinen Teil froh, dass solche Hurensöhne, wie Hussein und seine beiden Söhne nicht mehr auf der Welt sind.
Ein paar Sachen habe ich ja oben schon genannt. Aber hat hier schonmal jemand davon gehört, dass Angehörige von Frauenbewegungen und angebliche Prostituierte öffentlich durch Enthauptung mit dem Schwert hingerichtet wurden? Wegen der kritischen Ernährungssituation im Inland wurden etliche Säuglinge, Kranke und Schwache beseitigt. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. Entweder durch die Vergiftung von Brunnen oder durch Exekutionen. Foltermethoden waren das Herausstechen von Augen, das Herausschneiden der Zunge, Elektroschocks, Vergewaltigungen von Häftlingen, das Festnehmen von weiblichen Angehörigen eines Häftlings und deren Vergewaltigung vor dessen Augen, das Amputieren von Gliedmaßen (teils mit Fernsehübertragung) und noch viele andere Dinge, die die Diskussion um Waterboarding zu einem schlechten Witz werden lassen. 1973 gestand ein 11-jähriges jüdisches Mädchen nach 3 Tagen Folter und Vergewaltigung die Mitgliedschaft in einer zionistischen Vereinigung.
Wer will da noch sagen, dass die USA nicht hätte etwas unternehmen müssen. Ganz ehrlich - die Gründe sind mir vollkommen egal, Erdöl hin oder her. Saddam, Udai und Qusai sind tot und allein damit ist der Irak zu einem besseren Ort geworden. Ich habe die Sachen, die ich oben aufzähle von der Seite:
http://www.gfbv.de/pressemit.php?id=67&stayInsideTree=1
Das ist nicht die einzige, die mal den Irak etwas genauer beleuchtet. Was ich in dem Zusammenhang auch sehr zum Kotzen fand: Als vor einem halben Jahr Videos aus Myanmar aufgetaucht sind und die Leute gesehen haben, dass da ein paar Demonstranten beschossen wurden, war das Geschrei (auch hier im Forum) groß, dass die USA da doch mal was unternehmen sollten. Was meinst du, was das für ein Geschrei gewesen wäre, wenn im Irak Kameras gewesen wären, die die dortige Situation unter Hussein gezeigt hätten. Das macht doch deutlich, wie ungenau die Leute ihre Meinung und Moral wählen und abgrenzen und kaum einer genau weiß, was er will.
Aber natürlich haben die Leute recht, wenn sie behaupten, dass Krieg ganz große Scheiße ist. Es ist scheiße, dass Zivilisten umkommen - egal ob durch die USA oder Islamisten, die ihre eigene Bevölkerung in die Luft sprengen. Auch die Folgewirkungen durch den Einsatz der Pullonium-Munition ist ganz großer Mist (weswegen fast alle derzeit auch auf Wolfram-Munition umrüsten). Die zerstörte Infrastruktur macht es auch nicht gerade besser - oft gibt es keinen Strom, wodurch Krankenhäuser nicht betriebsfähig sind und die sonstige Versorgung mit Lebensmitteln/Medikamenten mancher Gebiete einfach abgeschnitten ist. Das ist große Scheiße, aber besser jetzt einmal für 10 Jahre Scheiße anrichten, als dass Udai und Qusai nach Saddam die Herrschaft übernommen und die nächsten 50 Jahre noch heftiger auf die Kacke gehauen hätten - die beiden Scheißer waren nämlich richtige Sadisten.
Es reicht nicht nur eine Seite der Medaille zu betrachten und nur der USA (die auch nicht frei von Sünden ist) auf die Finger zu gucken, die Medien bieten da leider nur ein Bild, das dem von Frontal 21 in Bezug auf Videospiele in nichts nachsteht.
Mit der Iran-Geschichte: Die USA werden den Teufel tun und da jetzt auch noch angreifen. Das steht überhaupt nicht zur Debatte, allein, weil der nächste Präsident der USA mit Sicherheit Demokrat sein wird. Das, was die jetzt tun, bzw. getan haben, ist Säbelrasseln, um Ahmadinedschad mal wieder auf den Teppich zu holen. Ich betrachte den Iran sehr kritisch, insbesondere weil er in der Region sehr viel Macht ausübt - die irakischen Ämter sind längst vom Iran unterwandert.
Es gibt auch im Iran Menschenrechtsverletzungen, aber meines Wissens nicht in dem Maße, wie im Irak unter Hussein. Auch international stellt der Iran eher dadurch eine Bedrohung dar, dass er Terroristen mitfinanziert, als dass er durch seine große Armee oder Raketen eine Bedrohung für die Region ist. imo ist der Iran derzeit wirklich kein Thema mehr - mittlerweile spielt er dank der US-Diskussion um eine Iran-Intervention ja auch wieder recht brav mit.
Oder das in Deutschland korruption genauso ein Thema ist wie in Venezuela?
Oder das ein Hoyzer nur die Spitze des Eisberges ist, während man vorher über die Italiener gelacht hat?
Also erstmal muss man mal sagen, dass die Italiener Probleme in einer ganz anderen Dimension haben, als wir. Du kennst ja sicherlich das ganze Problem mit der Mafia im Süden des Landes. Da werden einzelne Polizisten bestochen, damit sie wegsehen. Die Mafia kassiert Schutzgeld und bekriegt sich auf offener Straße mit anderen Mafiabanden. Das ist kein Vergleich zu Deutschland, wo sich Betrug und das bischen Korruption, das wir haben, größtenteils auf die Eliten bezieht und nicht auf die Basis.
Wenn es um Korruption geht, dann bemüht man am besten Transparency International:
http://www.transparency.org/
Die geben jährlich den Corruption Perceptions Index heraus. Der sieht dann so aus:
http://www.transparency.org/content/download/24101/360189
Ich hoffe mal, dass der Link klappt (sollte zu einem PDF führen), sonst lad dir den einfach hier runter:
http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2007
Die Interpretation der Weltkarte ist ganz einfach: Es wird eine Skala von 0 bis 10 aufgestellt, wobei 10 gar keine Korruption bedeutet und 0 für Länder steht, die hochgradige Probleme mit Korruption haben.
Deutschland: 7.3 - 8.4 (Platz 16 von 179 betrachteten Ländern)
Italien: 4.7 - 5.7 (Platz 41)
Venezuela: 1.9 - 2.1 (Platz 162)
Das spricht ja eigentlich schon für sich. Dass es Korruption in Deutschland gibt, heißt nicht, dass wir ein außerordentliches Problem damit haben. Es gibt sie eben und in überdurchschnittlich vielen Fällen wird sie aufgedeckt.
So, am Ende nochmal die kleine Klausel: Wir sind beide mal aneinander geraten und manche Leute regen sich darüber auf, wenn man Gegenargumente gegen ihre eigenen bringt. Ich will nur diskutieren, weil mich gerne mit politischen Themen auseinandersetze, und niemanden ärgern.