Schmeiss ich mal noch meine Meinung rein:
Angesichts der Kritik die ich schon hier, im Kino oder auch bei ach-so-intellektuellen Seiten wie Spiegel Online gelesen habe, etwas vorweg:
Es gibt 5 Dinge, die man bei dem Film beachten muss. Wenn man damit nicht klarkommt, braucht man sich den Film erst garnicht anzusehen
1. Der Film wurde mit Handkamera gedreht. Wer mit dem Wackeln schon in Blair Witch und Bourne nicht klar kam, dem wird hier höchstens schlecht.
2. Der Film handelt von Menschen, nicht Monstern. Das hier ist nicht Godzilla, die Hauptdarsteller versuchen nicht, das Monster zu studieren oder zu erledigen, sie flüchten einfach nur. Entsprechend ist das eigentliche Monster nur für weniger als geschätzte 5 % des Films wirklich zu sehen, und man erfährt GARNICHTS über Ursprung und Schicksal des Viechs.
3. Trotz allem ist aber Dreh und Angelpunkt Monster, wie man es aus Godzilla, King Kong oder so kennt. Wenn man das Spiegel Review liest, könnte man meinen der Redakteur wollte lieber Terroristen oder so haben, daher erwähne ich es sicherheitshalber. Während die Handlung und das Pacing realistischer ist als andere Filme, das Konzept ist es nicht.
4. Trotz des Handkamera Konzept ist der Film weder bahnbrechende Innovation, noch absolute Filmkunst. Wer zu viele Erwartungen hat, wird enttäuscht.
5. Keine Filmmusik, keine langen Special Effect Shots, keine Lovecraft Einflüsse....naja, fast keine.
So, nun wo das aus dem Weg ist, ist zu sagen das der Film den Hype, den er selber erzeugt hat, gerecht wird.
Der Film ist so ominös, intensiv und glaubwürdig wie sein erster Teaser, und liefert das was er verspricht, wenn auch nicht viel mehr.
Auch wenn der Regisseur der nur bedingt erfahrene Matt Reeves ist, so ist klar, das dieser Film die Typischen Noten von J.J. Abrams und Drew Goddard tragen, und die Schwerpunkte hier die selben sind wie schon bei Alias und Lost: Mystery und Charaktere.
Auch werden hier fast typischen Mittel dieser Serien eingesetzt, wie die bekannten Flashbacks (wenn auch VIEL weniger als Lost, keine Sorge), die komplizierten Beziehungen zwischen den Charakteren und der oft seltsam nervöse Humor (auch wenn es davon nicht viel gibt).
Die Macher des Films tuen hier konsequent das, was für eigentlich alle Filme mit riesigen Monstern ein Todesurteil ist: Er nimmt sich sehr ernst.
Es ist hier eine Mischung zwischen Katastrophenfilm und Horror, der den üblichen Konventionen beider Genres geschickt aus dem Weg geht.
Statisten, Neben- und Hauptdarsteller sterben schnell und unerwartet, und ihr Tod ist alles andere als heldenhaft oder aufgeplustert, und der Film nimmt sich nur kurz Zeit, die traumatischen Erlebnisse des Films zu kompensieren, bevor er noch mehr Terror auffährt.
Davon abgesehen schöpft der Film die meiste Glaubwürdigkeit nicht aus dem Handkamera Gimmick, sondern aus den Erlebnissen und Reaktionen seiner Darsteller, die aus dem "unglaublichen" Konzept eine unheimliche Verbindung zu dem Zuschauer herstellt und subtil, nicht forciert an echte Katastrophen der realen Welt erinnert.
Wie gesagt geht es in dem Film nicht um das Monster, sondern um die Charaktere. Die schlechte Sache daran ist, das die Charaktere fast durch die Bank weg unsymphatisch sind.
Die Hauptdarsteller sind reiche, introvertierte New Yorker Post-Teenager, und der recht lange Anfang mit der Abschiedsparty für den Hauptcharakter Rob versagt darin, die Charaktere symphatisch zu machen oder sie akkurat darzustellen, sondern lässt sie nur noch egoistischer agieren als im Rest des Films.
Sobald der Film dann ins Rollen kommt, reicht das Spektrum der Charaktere vom Protagonisten Rob, der trotz seiner vermeintlich edlen Ambitionen sich selbst und seine Freunde konsequent engstirnig in eine Selbstmord-Aktion hereinreitet, ohne auch nur ein wenig Schuldigkeit dafür zu zeigen, was er damit seinen Kameraden antut...
...bis hin zum noch am ehesten symphatischen Kameramann Hud, der zwar auch alles andere als ein strahlender Held oder ein Felsen der Vernunft ist, aber immerhin mit seiner verklemmt nervösen Art die Menschlichste Rolle im Film hat (selbst wenn er meist nicht zu sehen, sondern nur zu hören ist), und ein bisschen erleichternden Humor in das Geschehen bringt.
Dennoch scheitert der Film glücklicherweise nicht an seiner charakterbezogenen Perspektive, denn auch wenn man die Hauptrollen nicht besonders mag, so kann man dennoch in den extremen und geradezu bösartigen Situationen mit ihnen fiebern und für sie einen gewissen Grad an "Film"Mitleid entwickeln. So ist aber auch der Film nur in Bestform, wenn sich die Situation mal wieder zum schlimmsten wendet.
Abschließend ist noch zu sagen, das der Film fantastische, beklemmende Atmosphäre, er genau die richtige Länge hat (auch wenn diese sehr kurz ist), und allgemein ein gelungenes Experiment ist.
Für alle, die sich für "andere" und durchaus grausam glaubwürdige Filme erwärmen können, und mit den 5 Tatsachen oben leben kann, der sollte sich "Cloverfield" aufjedenfall ansehen.
Nur hoffe ich, das keiner auf die dumme Idee kommt hier zu glauben, man könnte eine Fortsetzung zu produzieren, ohne das Rad hier komplett neu zu erfinden.