Hast du mal gelesen was die NSDAP äähhh die CDU so beschließt?
Ich teile Deine Bedenken und halte Deine Kritik weitgehend für berechtigt. Aber die CDU mit der NSDAP zu vergleichen, ist doch jetzt wohl wirklich nicht Dein Ernst. Ebenso war Psychos Vergleich zwischen SED und Linke schon ein Griff ins Klo. Also liebe Leute, bei aller emotionaler Betroffenheit, aber: Übertreibt es bitte nicht.
Es gibt Parteien, die ich programmatisch relativ nah an der NSDAP sehe, vor allem die NPD (Ostdeutschland) oder - wenn auch etwas entschärft und biederer verpackt - (Regional-)Parteien wie ProKöln. Nach links halte ich Parteien wie die DKP für gefährlich. Die Linke nicht, denn die Linke ist aus meiner Sicht in weiten Teilen sozial-demokratisiert. Unter Oskar Lafontaine (ehemals SPD) ist im Saarland, wo er viele Jahre mit absoluter Mehrheit als Ministerpräsident regierte, sicher nicht der Sozialismus ausgebrochen. Und auch Sarah Wagenknecht hat sicher keinen Bock, sechs Monate auf 'ne Banane anzustehen.
Man darf auch nicht vergessen, dass CDU-Angie einst stramme stramme FDJ- und SED-Parteifrau war. Wenn man also ernsthaft Vergangenheitsbewältigung betreiben wollte, dann müsste man also zunächst die Kanzlerin abschießen, weil Deutschland von einer ehemaligen DDR-Sozialistin regiert wird. Und es gibt noch eine ganze Reihe anderer (CDU-)Spitzenpolitiker mit SED-Vergangenheit. Nur was bringt das heute noch? Streng genommen hätte man dann nach 1945 vielen Deutschen auf ewig jegliche politische Legitimation absprechen müssen. Denn Millionen von Deutschen hatten eine NSDAP-Vergangenheit. Nicht wenige davon waren nach dem Krieg in führenden Positionen als Politiker, Richter oder Industrie-Manager tätig, bis in die 70er Jahre hinein. Zu "meiner Zeit" waren diese Leute bereits so gut wie ausgestorben bzw. pensioniert. Dennoch kann sogar ich mich noch an einen (Grundschul-)Lehrer erinnern, der regelmäßig von "Führers Geburtstag" schwärmte. Die Anti-Demokraten gab's also nicht nur in der DDR, sondern auch bei uns im Westen.
Sehen wir die Dinge nüchtern: Selbst konservative Schätzungen gehen heute von real 7 Millionen Arbeitslosen in Deutschland aus. Etwa 3 Millionen davon sind in der "offiziellen Arbeitslosenstatistik" erfasst, etwa weitere 3 Millionen fallen als Langzeitarbeitslose unter HartzIV, ungefähr eine weitere Million steckt in der "getarnten Arbeitslosigkeit" (Umschüler, Leute in sonstigen Qualifizierungsmaßnahmen, Arbeitslose ab 58 oder 59, die offiziell nicht mehr in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen werden, weil sie als nicht mehr vermittelbar gelten usw., usw.). Das heißt, die Zahlen die uns da in Sachen Arbeitslosigkeit präsentiert werden, stimmen nicht. Nicht einmal annähernd. Aber weiter: Diesen gut 7 Millionen Arbeitslosen stehen ca. 900.000 offene Stellen gegenüber, wobei dies mitunter nicht einmal Vollzeitstellen sind. Es ergibt sich also de facto eine Differenz von locker 6 Millionen Arbeitslosen, für die überhaupt keine Arbeitsplätze vorhanden sind. Natürlich gibt es Menschen, die gar nicht arbeiten möchten. Tatsache ist aber: Selbst dann, wenn die meisten davon arbeiten wollten, würden sie keine Arbeit bekommen. Aus dem ganz einfachen Grunde: Weil nicht ausreichend Arbeitsplätze vorhanden sind.
Das Argument "Jeder, der arbeiten will, bekommt auch Arbeit" halte ich allein schon von daher für absoluten Schwachsinn. Es sei denn, man versteht unter Arbeit irgendwelchen schlecht bezahlten Mini- oder Leiharbeiter-Jobs. Und das kann ja wohl nicht der Maßstab sein. Unter Arbeitsplatz verstehe ich immer noch ein reguläres Beschäftigungsverhältnis, dass es dem Beschäftigten ermöglicht, so viel zu verdienen, dass er sich und ggf. seine Familie ernähren kann - und zwar ohne dabei auf staatliche Almosen angewiesen zu sein. Und die Zahl dieser Jobs hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen.
Auch die Bedeutung der beruflichen Qualifikation wird IMO völlig überschätzt. Zum Beispiel sind 70 % aller Geisteswissenschaftler heute nach ihrem (erfolgreich abgeschlossenen Studium) zunächst einmal arbeitslos. Und das, obwohl sie akademisch ausgebildet sind, also auf der Schule nicht nur gepennt oder während ihrer Jugend auf Partys gef... haben. Das gilt aber nicht nur für Berufsanfänger, sondern auch Leute, die schon lange im Beruf stehen. Ein 52jähriger Pruduktionsleiter (Dipl.Ing. Maschinenbau), der heute seinen Arbeitsplatz verliert, weil seine Firma oder Abteilung schließt (Opel Werk Bochum, Siemens-Niederlassung Witten usw.) hat es nicht wesentlich einfacher als ein 52jähriger Fensterputzer. Denn beide sind bei der heutigen Arbeitsmarktsituation schlicht zu alt, um nochmals beruflich Fuß fassen zu können. Sicher gibt es Ausnahmen. Aber Ausnahmen bestätigen eben auch hier die Regel.
Ich bin der Meinung: Wenn BMW heute ankündigt, bis Datum XY 12.000 Arbeitsplätze abzubauen, und als Reaktion auf diese Ankündigung der Wert der BMW-Aktie am nächsten Börsen-Tag um 18 % steigt, dann stimmt da was nicht. Ein solches Wirtschaftssystem ist krank. Denn es verhindert nicht nur nicht Arbeitslosigkeit, sondern es produziert sie.
Aus meiner Sicht führt früher oder später kein Weg daran vorbei, dass wir zu einer Verteilung der Arbeit kommen. Bisher ist es so, dass immer weniger Leute in immer kürzerer Zeit immer mehr leisten müssen. Und das trotz Verlängerung der Wochen- und Lebensarbeitszeit und einem Lohn- und Gehaltsniveau, das man teilweise nur noch als schlechten Witz bezeichnen kann.
Ich bin prinzipiell ein Anhänger der Marktwirtschaft und froh, dass Kommunismus und Sozialismus weg sind (wobei das, was die DDR da damals praktiziert hat, im Grunde genommen ja überhaupt gar kein Sozialismus war, sondern eine Kommandowirtschaft und Staatsdiktatur. Und das war ja der Theorie nach nicht so vorgesehen). Das kann mich aber nicht daran hindern, bestimmte Dinge auch in unserem System bedenklich zu finden. Vor allem dann nicht, wenn sie scheiße sind.