Hab damals DeusEx auf dem Pc gezockt, war wirklich ein sehr schönes Spiel.
Da ich nun auch seit Mitter der Achtziger zocke, gibt es einige Spiele, die mich sehr beeindruckt haben. Um nicht irgendein Spiel zu nennen, welches vermutlich jeder dritte User ebenfalls auf seiner Liste hat, fang ich mal mit meinem ersten CD-Spiel für den PC an, welches ich mir damals vom meinem Taschengeld geleistet hab
Die Rede ist von "Das Schwarze Auge: Sternenschweif", mein erster Kontakt mit westlichen RPGs auf dem PC. Die CD-Version bot neben den Audio-CD-Tracks auch das Speechpack samt Sprachausgabe und war ganze 35MB(!) groß, was damals eine beeindruckende Datenmenge war
Ich hatte damals auch parallel das Pen&Paper Original zu DSA gespielt, somit kannte ich die Spielmechaniken bereits und war voller Vorfreude. Neben dem über 200 Seiten dicken Handbuch, lag dem Spiel auch eine schöne Karte der Spielregion bei. Ich weiß noch sehr genau, wie fasziniert ich von dem Intro des Spiels war als das erste mal der CD-Sound erklang und man die deutsche Sprachausgabe hörte.
Und dann ging es los, Stunden mit der Erstellung der richtigen 6 köpfigen Abenteuergruppe verbracht, ausgiebig Ausrüstung und Proviant zusammen gestellt (ja, damals musste virtuelle Charaktere noch regelmäßig, essen, trinken und schlafen) und dann brach ich auf in die große, weite Welt. Das Schöne an dem Spiel (oder generell an den Spielen jener Zeit) war, dass es nun nicht irgendwo einen Pfeil, Marker oder Questhandbuch gab, welches einem sagte, wohin man gehen soll. Man musste sich in die Welt hineindenken und selbst herausfinden, was als nächstes zu tun ist. Wobei die Spielgestaltung vollkommen offen war, denn man konnte jede Region zu jeder Zeit bereisen.
Es gab ein Tagebuch, in welchem wichtige Einträge automatisch eingetragen wurden, aber auch die Funktion selbst Notizen zu verfassen. Hiervon habe ich regen Gebrauch gemacht, zig Seiten aus der Perspektive meiner Charaktere verfasst, so als sei es ein Reisetagebuch. Diese Einträge hatten also tatsächlich den Charme eines Tagebuches, ich habe sogar stellenweise einfach die Gedanken des virtuellen Charakter verfasst, was wiederum enorm zur Immersion beitrug.
Anhand der beigefügten Karte durchreiste ich die Welt und erlebte zig Abenteuer und stundenlange Rundenkämpfe. Selbst ein Kampf gegen 4 Orks dauert hier locker 10 bis 15 Minuten, aber ich fand es einfach geil, wie nah man am Pen&Paper Original Regelwerk war. Die offene Welt mit all ihren Dörfern, Städten und Gewölben war unglaublich faszinieren für mich. Die 3D-Grafik aus der Ich-Perspektive war damals eine Augenweide. Ich erinnere mich noch an die beklemmende Atmosphäre in der finsteren Zwergenbinge, welche mit jedem Stockwerk tiefer weiter anschwoll. Das Spiel hat mich locker 3 - 4 Monate beschäftigt, ehe ich den Abspann erlebte und seitdem war ich auch auf dem PC ein RPG Fan.
Aus heutiger Sicht ist das Spiel sicherlich sehr antiquiert. Bedienung und Gamedesign wirken heute vermutlich sehr trocken, viele Dinge wurden nur mittels Textboxen erzählt, es gab zeitraubende Stufenaufstiege in welchen man die Attribute, unzähligen Talente und Zauber einzeln steigern konnte, die taktischen Rundenkämpfe nahmen enorm viel Zeit in Anspruch und nebenher musste man auch immer die Ausrüstung der Gruppe im Auge behalten und pflegen. Aber genau diese Komplexität mochte ich an dem Spiel.
Man musste sich noch sehr genau Gedanken machen, welche Talente welches Mitglied in der Gruppe steigern sollte. Ohne einen Charakter der gut jagen kann, hat die Gruppe kaum Chancen in der Wildnis Essen und Trinken zu finden und wird verhungern. Ohne einen Heiler kann aus einer Erkältung schnell das fiese Schlachtfeldfieber werden, welches die ganze Gruppe auslöschen kann. In den Tavernen konnte man mittels Taschendiebstahl, Falschspiel oder musikalischen Auftritten Geld verdienen. So ein Abenteuerleben kostet so einiges und in der Welt wurde man nicht nur so mit Gold zugeschmissen, wie es heute oft der Fall ist.
Ausrüstung ging regelmäßig kaputt und musste Repariert werden. In den Städten konnte man nicht einfach auf der Straße schlafen, ohne von der Stadtwache verscheucht zu werden. Aber letztendlich war man eh froh, wenn man nach Wochen der Wildnis eine schöne Herberge aufsuchen konnte, um ein festliches Mahl zu genießen, das nötige Geld natürlich vorausgesetzt... Und wer richtig viel Geld übrig hatte, konnte sich auch in einem Bordell vergnügen und besonders erholsamen Schlaf erhalten
Es gibt noch zig Dinge, die ich aufzählen könnte. Das Spiel hat eine besondere Stellung bei mir, weil es mein erstes RPG war und ich das erste mal mit einer (für damalige Verhältnisse) so komplexen, offenen Spielwelt konfrontiert wurde. Allerdings ist es aufgrund der altbackenden Spielmechanik nicht unbedingt mein liebster Retro-Titel auf dem PC. Denn nach Sternschweif kamen noch andere Perlen wie Land of Lore, das geniale Ultima Underworld oder Ultima 7.
Von denen berichte ich vielleicht bei Zeiten auch mal.
