Aktuell hau' ich mir wieder jede Menge "Shit" um die Augen. Was (duchaus positiv) hängen geblieben ist, ist
Once upon a time in Hollywood.
Der aktuelle Film von Quentin Tarantino hat / wird und wurde genau so polarisiert, wie der Regisseur selber. Im Grunde kein Wunder, denn welcher Film von ihm hat es bisher nicht?!
Ich habe Stimmen von Freunden und Bekannten gehört und von Artikeln gelesen, die den Film entweder abfeierten, oder meinten, es wäre Tarantions schlechteste Arbeit.
Dabei bewegt sich auch dieser Film absolut in der Tarantino-Wohlfühlzone: Es wurde wie immer ein exzellenter Cast zusammengestellt, der grandiose Arbeit abliefert (u. a. Brad Pitt, Leonardo DiCaprio, Dakota Fanning, Kurt Russell und Timothy Olyphant), die Brutalität wird gewohnt extrem heftig mit einem Hang zum übertrieben-surrealem dargestellt (besonders in den letzten 30 bis 45 Minuten, Stichwort "Kampfhund") und auch die Kameraeinstellungen, das Szenenbild und der abartig-schwarze Humor ist genau so präsent, wie man es von Herrn Tarantino seit Reservoir Dogs gewohnt ist.
Wenn ich mich auf die zwei "Extrem-Meinungen" konzentriere, dann kann ich es nachvollziehen, wenn einige Zuschauer meinen, der Film sei nicht die beste Arbeit von Tarantino.
Der Film hat bei einer Laufzeit von 161 Minuten circa 130 Minuten eine sehr ruhige und düstere Stimmung. Es wird sehr viel Wert auf die Dialoge und die Zeichnunge der Charaktere gelegt. Die oben erwähnte herbe Brutalität, mit der Tarantino sonst erzählt, spielt hier fast keine Rolle. - Die Atmosphäre hat mich ein wenig an Jackie Brown erinnert...
Beispielhaft für die - für Quentin Tarantino - ungewöhnliche Stimmung ist vor allem die Szene, in der Cliff Booth (Brad Pitt) zum ersten Mal auf die Anhänger von Charles Manson trifft. Hier wird fast schon Psychokrimi-Kost geboten.
Phasenweise scheint der Film quer durch Los Angeles zu fahren, ohne ein wirkliches Ziel zu haben. - Aufbau und Stimmung des Films sind ungewöhnlich ruhig und bedacht.
Ich persönlich stehe auf der anderen Seite und halte Once upon a time für eine der besten Arbeiten von Tarantino.
Ausschlaggebend dafür ist die Szene, in der Sharon Tate (gespielt von Margot Robbie) sich im Kino einen ihrer eigenen Filme ansieht und verzückt grinst, als sie merkt, dass dem Publikum der Streifen gefällt. - Für mich eine der gelungensten Film-Szenen überhaupt, da sie non-verbal so viel Gefühl und (wenn man die realen Hintergünde der Figur kennt) so viel Tragik vermittelt, dass mir hier erst klar wurde, wie "anders" dieser Film überhaupt ist.
Zudem ist dieser eine der vielen Punkte im Film, an denen ich gemerkt habe, dass Tarantino es liebt Filme zu Produzieren; Regisseur zu sein. Er beschäftigt sich in diesem Film mit den Gedanken und Stimmungen von Schauspielern, mit den Problemen von Stunleuten und anderen Crew-Mitgliedern, die nur in der zweiten Reihe zu finden sind. Alles auf dem Fundament des Hollywoods der 1950ziger und 1960ziger Jahre gebaut.
Das diese Geschichten sich mit den Ergensissen der Manson-Gruppe überschneiden ist wohl eher als "glücklicher Zufall" zu werten, damit Tarantino dann zum Ende hin doch noch seine blut-rote Unterschrift setzen konnte.
In diesem Sinne: Mit eingerechnetem Fan-Bonus gebe ich dem Film 10 von 10 Punkten, da ein großartiger Regissuer hier eine ungewohnte Arbeit geschaffen hat, die aber zugleich vertraut und gelungen ist. - Für mich fast schon die beste Arbeit von Quentin Tarantino.