Clever & Smart
Story:
Dr. Bakterius hat mal wieder eine bahnbrechende Erfindung gemacht den Demoralisierer der Truppen (kurz DDT), mit dem man ganze Armeen völlig gewaltfrei ausser Gefecht setzen kann. Doch ein gewitzter Langfinger dringt in das Hauptquartier der T.I.A. ein und stiehlt den DDT Bakterius und dem Chef Mister L direkt unter der Nase weg. Nun liegt es an den beiden Geheimagenten Fred Clever & Jeff Smart, die Suppe auszulöffeln und nebenher einen bauwütigen Diktator von seinen dunklen Plänen abzuhalten sowie sich gegen einen neuen Kollegen der Marke schwer bezahlter Top-Superagent zu behaupten.
Ich muss sagen, ich war überrascht im Januar diesen Jahres unbemerkt in die Kinos (und ebenso schnell wieder raus) gekommen, lächelt mich doch letzten Samstag bereits die DVD in der Videothek an.
Während die Realverfilmung der gleichnamigen Comic-Serie von Francisco Ibanez in dessen Heimatland Spanien sogar einen Preis einheimsen konnte, hagelte es hierzulande vernichtende Kritiken durch das ganze Web. Der Grund als Synchronsprecher für Fred und Jeff wurden die beiden Checker Erkan & Stefan herangezogen, was wohl vielen Fans das Flair ruiniert haben soll (Gerüchte besagten, sie würden hier genau so daher reden wie in ihren eigenen Filmen: Döner, Bunny, etc. ).
Schlimmste Befürchtungen entstanden in mir, woraufhin ich mich auf eine DVD mit englischer Tonspur freute.
Leider bietet die Clever & Smart-DVD lediglich Deutsch und Spanisch als Sprache an
. Sollte ich es wagen?
Nun gut, endlich mal wieder ein Risiko eingegangen und den Film angeschaut
. Und als langjähriger Clever & Smart-Fan war ich sehr begeistert.
Nicht nur, dass sich fast alle Figuren optisch unverkennbar an die Comicvorlage halten, auch die sonstigen aus dem Comic bekannten Merkmale wurden mit viel Stil und Liebe umgesetzt. So erfreut man sich daran, dass sich Strassen und Häuser genauso spanisch und dezent übertrieben wie in den Comics geben, erspäht im Hintergrund gerne mal merkwürdige Gestalten und wundert sich auch nicht über veraltet aussehende Autos, Telefone und sonstige Maschinen.
Auch inhaltlich könnte der Bezug zum Comic kaum besser getroffen sein: die Handlung hat man so oder so ähnlich sicher schon mal in einem oder mehreren Comics gelesen und fühlt sich daher sofort zu Hause.
Natürlich wären Clever und Smart nicht Clever und Smart, wenn es in einer Story nicht alle Naslang cholerische Wutausbrüche, Blaue Augen und sonstige Serientypische Gags geben würde gerade hier ist man kein Risiko eingegangen und wollte das Komödien-Rad auch nicht neu erfinden, sondern präsentiert die Gags so, wie man sie bereits kennt: oft vorhersehbar, platt und nicht wirklich storyrelevant, aber gerade deswegen genau der Stoff, der uns auch auf unzähligen Seiten bereits zum Lachen brachte.
Ebenso wurde auf unzählige Details am Rande geachtet: Manchmal wird ein wichtiger Gegenstand kurzerhand von Dieben gegen eine Artischocke ausgetauscht, ein Geheimeingang spielt leicht verrückt und die Schlagzeilen der Zeitungen stehen ihren Pendants der Vorlage ebenfalls in nichts nach.
Hinzu kommt die Fülle an bekannten Figuren:
Neben Clever & Smart kommen nicht nur Mister L, Dr. Bakterius und Fräulein Ophelia zu ihrem wohlverdienten Ruhm, auch zahlreiche Nebencharaktere zaubern immer wieder ein Schmunzeln auf das Gesicht eines jeden Ibanez-Kenners: der kleine kurzsichtige Kerl (der Stehlampen gerne mal mit gnädige Frau anspricht) hat ebenso seinen Platz wie das legendäre Haus in der Fischstrasse 13 (bekannt aus der Kapputt A.G.) und einige seiner Einwohner.
Zu den beiden Hauptdarstellern selbst muss ich sagen:
Fred Clever wirkt fast wie aus dem Comic entsprungen, seinen Charakter nimmt man ihm sofort ab Jeff Smart wurde zwar auch nicht schlecht besetzt, jedoch bringt der Darsteller seine Cholerische Seite nicht ganz angemessen rüber.
Dennoch geben die beiden ein schön chaotisches Duo ab, wie man es gewohnt ist.
Auch in Sachen Technik wurde hier einiges an Aufwand betrieben, um die Gags, Projektile, einstürzende Bauten und nicht zuletzt auch Freds (wenn auch nur gelegentlich eingesetzte) irrwitzige Verkleidungen würdig umzusetzen. Dennoch verkommt hier keine der wenigen Computeranimationen zum reinen Selbstzweck.
Ein Wort noch zur Synchro:
Ich hatte wegen Erkan und Stefan bereits das Schlimmste befürchtet, doch entweder haben sie für die 15 Minuten längere DVD neue Aufnahmen gemacht oder die Kritiken an der Kinoversion sind masslos übertrieben: Clever hört man gar nicht an, dass er von einem der Beiden vertont wird und bei Smart gewöhnt man sich nach spätestens 10 Minuten an die bekannte Stimme.
Jedoch reden die beiden relativ normal und keineswegs krass brontal (was ich ursprünglich befüchtet hatte), und das Gerücht, sie würden nur über Döner & Bunny reden, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet (das Wort Döner kommt genau 3 mal vor, aber nur ganz am Rande).
FAZIT:
Wer die Comics nicht kennt, dem wird dieser Film (ausser Verwirrung) sicher nichts bringen wer aber (wie ich) vor langer Zeit Tränen gelacht hat, wenn Jeff Smart durch eine Dummheit von Fred Clever mal wieder ein Veilchen von Mister L verpasst bekam, der sollte sich diesen Film zu Gemüte führen.
Der Aha-Effekt ist für Kenner wesentlich größer, als man zunächst denken mag.
Eine der besten Comic-Umsetzungen der letzten Jahre, die sich ihre Auszeichnung mit Recht verdient hat.
8/10