Hab ein paar gesehene Filme übersprungen (Legion -> Erster Teil einer nonexistenten Trilogie die von Terminator geklaut ist, Kampf der Titanen -> Theoretisch solides Fantasy Action Remake das trotzdem erschreckendun-mitreißend ist, Vengeance -> schöner, nachdenklicher Hong Kong Actioner der aber ind er Mitte ein dämliches Plotelement einführt), aber jetzt mal wieder was neues zum Reviewen:
The Social Network
Ein Film über ein paar Typen die ne Webseite starten und sich dann gegenseitig verklagen.
Mehr eigentlich nicht.
Und es ist einer, wenn nicht DER, beste Film dieses Jahr.
Ohne überhaupt auf der Basis "nach einer wahren Geschichte herumzureiten", erzählt der Film von der Entstehung und teilweise dem Aufstieg von Facebook, und gleichzeitig davon, wie sich der zweifelhafte Erfinder Mark Zuckerberg absichtlich und unabsichtlich dadurch Feinde schafft.
Realitätsbezug und biografischer Wert ist hier nicht sehr wahrscheinlich, es ist eine Geschichte von jungen Männern am Start des momentan größten weltweiten "Social Networks", während ihr eigenes Soziales Netzwerk zerbricht, sei es durch Naivität, Arroganz oder Skrupellosigkeit.
Wie gesagt, der Film hat keine wirklich spektakuläre Handlung, und keine Action, keine Romanzen und kaum Spannung zu bieten. Ebenfalls nicht zu bieten hat es eine Meinung über Facebook an sich. Die Seite selbst ist vielleicht gerademal 5-10 mal kurz im Film zu sehen, und es geht auch nicht darum, ob Facebook gut oder schlecht ist (auch wenn es eine kleine sehr effektive Szene zum Schluss des Films gibt die das Problem mit Facebook schön zusammenfasst), sondern nur von wem es warum gemacht wurde.
Dennoch, dank David Fincher und der großartigen Musik von Trent Reznor fühlt sich der Film wie ein Thriller an, und versteht es Ereignisse zu dramatisieren, ohne sie lächerlich wirken zu lassen.
Eine Szene am Anfang des Films in der Zuckerberg diverse Uni-Netzwerke abparsert um in einer betrunkenen Kurzschlussreaktion mit einer "Hot or Not"-artigen Seite das Netzwerk von Harvard stillzulegen ist nicht viel mehr als ein Typ der am Computer sitzt und einen Monolog abhält, trotzdem fühlt es sich an wie eine Szene aus Oceans Eleven oder sowas.
(Oh, und für alle Programmierer, Webdesigner und Technik Nerds: Soweit ich es beurteilen konnte ist der Film zu fast 100% technisch korrekt, insbesondere in dieser Szene, in der man die Konsole in einem KDE-Desktop von Linux sieht und Begriffe wie "Indizes" oder "wget" rumgeworfen werden. Genießt solche Szenen, denn es wird vermutlich lange dauern bis sich wieder jemand in einen "Apache Server", und nicht in einen "Mainframe" hackt).
Dazu ist noch die junge Riege an Schauspielern überzeugend:
Michael Cera-Klon Jesse Eisenberg übertrumpft sein "Orginal" als Mark Zuckerberg, der kein Klischee-Loser ist, sondern ein obsessiver, introvertierter und absolut narzistisch Arroganter Super-Nerd ist, der nicht für Geld oder andere Menschen arbeitet, sondern um sich selbst vor allen anderen zu beweisen und seinen Namen zu verewigen. Er versteht, und genießt auch gelegentlich das soziale Miteinander, scheint aber immer auf Abstand mit allen anderen zu sein, was Fincher mit bestimmten Einstellungen subtil einfängt.
Armie Hammer spielt gleich doppelt als die Zwillingsbrüder Winklevoss die zu ihrem Schock realisieren, dass sie bei weitem nicht so einflussreich und großartig sind wie sie es gerne hätten, und darauf unterschiedlich reagieren.
Der imo extrem als Schauspieler unterbewertete Justin Timberlake überzeugt Napster-Erfinder Sean Parker, der sich mit agressiven Charme als Pseudo-Mentor in das Facebook Projekt einschleimt und dabei vielleicht mehr Probleme bereitet als eine Hilfe zu sein.
Allen voran fantastisch ist aber der zukünftige Spiderman Andrew Garfield als Eduardo Saverin, der das Kapital von Facebook bildet und mit freudiger Faszination den Aufstieg der ganzen Sache bewundert, bis er langsam realisiert, das seine naive Gutgläubigkeit ihm das Genick bricht.
Durch die stylishe Regie, exzellenter Musik und den tollen Jungschauspielern zeigt "The Social Network", dass man aus jedem auch nur ansatzweise interessantem Stoff einen guten Film machen kann, wenn das Talent da ist.
Mein persönlicher Lieblingsfilm dieses Jahr ist es nicht (das ist dieser nette bunte Film von Edgar Wright, über den ich pausenlos schreibe und der nächste Woche hierzulande endlich startet), aber es ist vermutlich der beste, und ohne Zweifel Oscar-würdiges Material.