Appleseed
In ferner Zukunft kämpft sich Elite-Soldatin Deunan durch Häuserruinen. Von unbekannten Gegnern in einen Hinterhalt gelockt, wird sie vom ESWAT-Team gerettet, welches sie in die Metropole Olympus bringt. Dort findet sie ein perfektes Utopia vor, in der Menschen und Bioroiden - halb Mensch halb Maschine - friedlich zusammenleben. Auch ihr einstiger Kampfgefährte und mittlerweile zum Roboter mutierter Ex-Lover Briareos ist vor Ort. Doch Deunan wurde nicht zur bloßen Erheiterung nach Olympus gebracht, denn der Frieden in diesem scheinbaren Paradies ist gefährdet...
Appleseed behauptet von sich der erste Anime zu sein, der komplett am PC entstand und lässt dabei die Existenz des drei Jahre älteren Final Fantasy unberücksichtigt. FF scheint wohl kein echter Anime zu sein. Sei's drum.
Gut sieht es aus, was sich da auf dem Fernseher tummelt. Zumindest Hintergründe, Bauten, Maschinen und all das technische Gewusel überall kann auch noch nach sechs Jahren überzeugen. Bei den Personen sieht das leider anders aus. Um dem Anime treu zu bleiben und nicht in die eher realen Sphären eines FF vorzudringen, hat man auf eine Art Cell-Shading zurückgegriffen. Leider kommen die Figuren dabei eher hölzern rüber und besonders die Mimik ist ziemlich starr und somit unglaubwürdig.
Insgesamt bleibt der Film optisch aber eine Wucht, was besonders an den vielen durchgestylten, schnellen Kampfszenen liegt, die manchmal ein wenig unübersichtlich sind.
Dann gibt es da aber noch eine Handlung...
Diese hätte man sich besser sparen sollen und aus dem Film eine zwei stündige Kampfsequenz gemacht. Alle zehn Minuten gibt es neue Wendungen, wechselt jemand spontan die Seiten oder dramatische Enthüllungen kommen zum Vorschein. Für nichts davon wird sich Zeit gelassen, so dass alles völlig oberflächlich und konfus scheint. Ebenso wie die Charaktere, von denen nur Deunan und ihr Roboter-Kumpel eine Vergangenheit spendiert bekommen, die allerdings nur aus dem genreüblichen Quatsch besteht. Hinzu kommen ein paar Logiklöcher und einige völlig unglaubwürdige Szenen. Wenn der Roboter Briareos beschossen wird und die Kugeln völlig offensichtlich an seinem Metallkörper abprallen (man hört entsprechendes Geräusch und sieht keinerlei Schäden), warum bricht er dann sterbend zusammen? Warum wird darauf sein Tod betrauert, wenn daneben ein Mechaniker steht, der glaubhaft bekundet, dass er bald repariert ist? Und tatsächlich ist der Roboter kaum eine Stunde später zu 100% Einsatzbereit...
Was für ein Käse!
Zum Soundtrack: Wer ist eigentlich der Typ, der beschlossen hat, dass Kampfsequenzen in Sci-Fi-Filmen grundsätzlich mit pseudofuturistischem Techno-Rock zu unterlegen sind? Dem würde ich gerne mal in die Eier treten! So eine Scheiße hört doch kein Mensch. Der Großteil des Films ist mit einem durchaus passenden, klassischen Streicher-OST unterlegt, warum dann bei Kampfszenen diese Billigmucke aus dem Synthesizer auffahren?
Alles in allem durchaus sehenswert für Leute, die auf CGI und überlange Zwischensequenzen stehen. Optik ist hier Trumpf. Alle anderen fern bleiben.
6,5 von 10 Riesen-Mechs