AVATAR-BONUS-TAG FILM NR 2
(Hab ihn gestern noch gesehen, also Klappe!)
Aliens - Die Rückkehr [Special Edition] (Oh hey, ein Deutscher Untertitel der Sinn macht und Deutsche nicht damit belastet das englische Plural kennen zu müssen)
Eine seltsame Angelegenheit: Ich finde den Film nicht so gut wie das Original, aber es ändert nichts daran das (imho) ALIENS JAMES CAMERONS MEISTERWERK IST.
Trotz der Einschränkung lieebe ich den Film einfach.
Wo soll man Anfangen...vielleicht mit der Story?
Es mag auf dem Papier wie ein träger, langweiliger Start aussehen und ich bin mir sicher das es viele so empfinden. Aber zumindest für mich gehören die Szenen, die nichtmal in der NÄHE eines Aliens spielen, zu den besten des Films.
Cameron spielt hier viel mit den Erwartungen des Zuschauers, das es sofort so weitergeht wie Teil 1 aufhörte, aber lässt sich dann stattdessen Zeit. Zeit, Ripleys sehr nachvollziehbares Trauma aufzuarbeiten (was sie in dem Film eigentlich nie überwindet...Ätsch?) und zu realisieren, das 57 Jahre vergangen sind und ihr Leben komplett im Eimer ist (Trivia Time: Im Original Script gibts noch ein Gespräch zwischen Ripley und ihrer inzwischen sehr alten Tochter, die ihr ein großes "Fuck You" dafür gibt das sie von ihr "verlassen" wurde...Autsch).
Und dann muss sie auch noch vor sesselpupsenden Bürokraten dafür gerade stehen, das sie das Raumschiff aus Teil 1 in die Luft gejagt hat! WTF!? Das ist so als müsste John McClane für die kaputten Fenster in Nakatomi Plaza bezahlen!
Aufjedenfall ist es ein Anfang, der einen warten lässt, aber im Gegenzug Fortsetzungskonventionen bricht, und die Ereignisse des Vorgängers eben nicht mit einem Satz wegerklärt.
Irgendwann kommt die Handlung dann tatsächlich voran und es gibt...noch mehr Setup. Irgendwo hier nimmt der Film aufeinmal Formen eines typischen Vietnam-Antikriegs-Streifens an: Die eingeschworene Truppe Marines (komplett mit bemalter Ausrüstung), ziehen ihr "großer starker Mann" Ding durch, und vergleicht man es mit der Crew des ersten Films, scheints sogar für einen Moment so als wären die Aliens kein großes Ding mehr.
Dann aber natürlich (nach einer extrem spannenden Sequenz die andeutet, was auf der Kolonie passiert ist), tauchen die scheinbar unterlegenen, aber hinterlistigen Feinde auf und der ach-so-einfache Einsatz wird zu einem chaotischen, tödlichen Desaster.
Ich will jetzt den Film nicht Szene für Szene durchgehen und sag mal einfach, so bleibt es eigentlich für den Rest des Films. Ripley und die Marines schaffen es gerade so aus einer miesen Situation, nur um in noch größerer Scheisse zu landen. Leute sterben, verraten andere oder zerstreuen böswillige Vorurteile. Ripley überlebt (dank enormer Badass-ness) mit ihrer neuen Ziehtochter Newt und...naja, zwei weiteren Leuten die nicht ganz so sauber aus der Sache herausgekommen sind, und fliegen zusammen in den Sonnenuntergang, nur damit ihre Situation in Alien³ noch beschissener wird.
So KÖNNTE man es auch stehen lassen: Aliens nimmt das klaustrophobische Kammerspiel von Alien und verwandelt es in einen brutalen, knallharten, fiesen Act...nein, Kriegsfilm. Und das ohne das Original zu verraten.
Das würde aber nur annähernd beschreiben, was Aliens so toll macht.
Am meisten beeindruckt bin ich von der zusätzlichen unterliegenden Thematik. "Aliens" ist nicht nur ein "Vietnam im Weltraum" Film, sondern auch, vielleicht sogar mehr noch als das, ein Film über mütterlichkeit, und eventuell das unterhaltsamste Zeugnis für Emanzipation das je gemacht wurde.
Sieht man sich Ripleys Charakter durch den Film an, läuft es so: Ripley verliert ihre eigene Tochter (für die sie nicht da sein konnte), geht auf die Selbstmordmission, findet Newt (die sie nun eben braucht), verliert Newt und rettet Sie in dem sie eine andere Mutter (die Alien-Queen) tierisch anpisst (das mit den Alien-Eiern war irgendwie schon ein bisschen fies) und dann umbringt. Und am Ende ist nicht nur Newt, sondern auch der oh-so-starke Marine und der unnahbare Android in ihrer Obhut.
Aber darüber hinaus zieht sich ihre Einstellung als Mutter über den gesamten Film. Denn Ripley kümmert sich nicht nur um das süße kleine Mädel, sondern auch über die abgehärteten Marines. Wo die "männlichen" Militärtaktiken, vertreten durch den inkompetenten Anführer der Marines, versagen, trifft Ripley Entscheidungen mit ihrem eigenen, emotionaleren Instinkt und behauptet sich als Anführerin, so das das Ergebnis am Ende immerhin nicht ganz so düster ist wie es sein könnte.
Diese Mischung aus Stärke, Härte, Emotionalität und Autorität macht Ripley in Camerons Riege starker Powerfrauen (Neytiri in Avatar, Sarah Connor in Terminator, die Tussi aus Abbys....Titanic zählt nicht) die power-vollste von allen.
Und jetzt wisst ihr was ihr eurer Mama am Muttertag schenken könnt ^^.
Last but not least kommt noch hinzu, das Aliens einer der einflussreichsten Filme des modernen Kinos ist. Die Struktur der Story, die Technik, das detaillierte Design...das alles findet sich in vielen vielen anderen Filmen wieder. Ich meine, Michelle Rodriguez spielt ihre eigene Version von Lt. Vasquez im Prinzip in jedem Film in dem sie auftaucht! Und betrachtet man die Sarah Connor in Terminator 2 oder das technische Design und Pacing von Avatar, sieht man auch das sich Cameron selber nie ganz von Aliens lösen konnte.
Und mehr noch als andere Filme hat Aliens vielleicht die Videospielwelt mehr beeinflusst als wahrscheinlich JEDER andere Film. Nicht immer im Positiven (..."Bald Space Marine"...), aber ich glaube es gibt kein Spiel mit Horror und Sci Fi Elementen, das nicht irgendwie einen Einfluss durch Aliens hat. Und selbst in anderen Genres finden sich Einflüsse wieder.
Oh, und Aliens hat den Powerloader...auch wenns nur ein Gabelstapler ist, ist es irgendwie trotzdem der coolste Mech aller Zeiten.
Nach dem ganzen Lob beende ich das ganze noch mit ein bisschen Kritik:
1) Der Film ist ziemlich schlecht gealtert. Während die Aliens und die Facehugger immernoch verdammt gut und gruselig ausschauen, sind die Spezialeffekte recht hässlich... aber zum Glück gibts da nicht so viele
2) Bill Paxtons...Hudson (hieß er glaube ich) ist vielleicht absichtlich nervig...aber großer Gott ist der Kerl nervig!
3) Dafür das James Horners Musik in dem Film Oscar-nominiert war, fand ich sie ziemlich kacke
4) Okay, also die "Firma" kommt und bittet Ripley darum als "Beraterin" mit den Marines zu dem Alien Planeten zu fliegen, aber noch bevor sie ankommen beschließt jeder (inkl. der Kerl der sie mitnehmen wollte) grundsätzlich auf nichts zu hören was diese "Beraterin" sagt und ignorieren sie, bis halt die Kacke am Dampfen ist....hä?
Summa summarum meckern auf hohem Niveau. Wie gesagt, Alien gefällt mir zwar etwas besser, aber nichts destotrotz ist Aliens ein verdammt guter und einflussreicher Film, der seinen Kultstatus redlich verdient hat und auch noch heute vielen Filmen in den Arsch tritt.
...Zumindest wenn man die Special Edition sieht. Ich habe nie die ursprüngliche Kinoversion gesehen (die man heutzutage glaube ich eh nicht mehr kaufen kann), aber offenbar fehlen da VIELE der BESTEN Szenen des Films...
P.S.: gelesen bei IMDB: Director Trademark: [James Cameron] [nuke] ... WTF?
P.P.S.: Mist, hätte gestern die Credits zu Ende schauen sollen...offenbar hört man am Ende noch den Facehugger durch die gegend laufen, der mit dafür verantwortlich ist, das Alien³ so verdammt depressiv ist...