Viele hier scheinen immer noch nicht zu verstehen, dass das Problem nicht bei AC alleine liegt, sondern dass eine männliche dominierte Spielindustrie 50 Prozent der Bevölkerung mit fadenscheinigen Ausreden ignoriert. Klar gibt es auch Frauen in Videospielen, aber da können wir die Protagonistinnen an den Händen abzählen, wobei wir bei Männern eine unendliche Liste erstellen Könnten. Und diese Protagonistinnen sind dann oft wie im oben bereits erwähnten Xblades, also Wichsvorlagen, die eindeutig für Männer erstellt wurden.
Niemand hat verlangt, dass es in jedem Spiel jetzt Frauen zur Auswahl geben muss, aber mehr Vielfalt wäre doch echt nicht schlecht. Und ein wenig Nachdenken ab und zu wäre doch auch nicht verkehrt, muss ja nicht immer gleich zu Petitionen und Shitstorms führen
Hier bestätigen sich ein Haufen Männer gegenseitig, dass alles für sie in Butter ist, weil sie ja selbst am liebsten Männer spielen. Frei nach dem Motto: Was kümmern mich die Probleme anderer, die sollen die Klappe halten, wenn es mich nicht angeht. Die Welt kreist um mich allein. Die Hysterie wird verdammt. Dabei sind nicht wenige von euch bei Mass Effect 3 auf die Barrikaden gegangen, haben selbst überflüssige Petitionen unterzeichnet und EA zum schlechtesten Unternehmen der USA gewählt, weil das Abliefern eines verkorksten Spiels selbstverständlich schlimmer wäre als das Handeln der Bank of America, die Milliarden Steuergelder eintütete und trotzdem tausende Menschen auf die Straße setzte.
Was ist denn schlimmer? Die Ignoranz eines kompletten Geschlechts gegenüber oder das unbefriedigende Ende eines Spiels?
Soll Videogaming nicht mehr länger das belächelte Hobby einiger Nerds sein, sondern gesellschaftlich und kulturell anerkannt, muss sich auch mit solchen Fragen auseinandergesetzt werden. Denn wenn man immer nur beschwichtigend entgegnet "Ist ja nur ein Spiel", dann bleibt Videogaming auch für immer nur ein Spiel und wird niemals den kulturellen Stellenwert von Literatur, Film und Kunst erfahren. Es wird weiterhin belächelt werden und niemand darf sich dann über weitere herabsetzende Berichterstattung von RTL oder Frontal 21 beschweren.
Wenn die Begeisterung für dieses Medium nicht darüber hinausreicht, nach Feierabend ein paar Menschen abzuballern oder ein paar Runden auf der Strecke zu drehen, dann ist das von mir aus okay. Beim Film gibt es ja auch diejenigen, die auf Transformers stehen und diejenigen, die sich gerne mit dem französischen Film der 60er beschäftigen. Die haben nichts gemein, hauen sich aber erstaunlicher Weise nicht auf die Fresse. Bei Videospielen geht das scheinbar nicht. Wer Spiele intensiv analysiert und da Unstimmigkeiten feststellt, kriegt auf die Fresse. Das fängt bei einzelnen Reviews mit Kommentaren wie "Der Autor hat keine Ahnung!" an und gipfelt in Vergewaltigungsdrohungen gegen Anita Sarkeesian. Und diese Feindseligkeit verstehe ich beim besten Willen nicht. Denn niemand will einen Spiele madig machen. Im Gegenteil beschäftigen sich viele Menschen kritisch mit diesem Medium, um für Verbesserungen zu sorgen. Dieser Abwehrreflex gegen jede Form der Kritik ist höchst bedenklich.