Vergiss mein nicht! (Eternal Sunshine on the Spotless Mind)
(Regie: Michael Gondry, Darsteller: Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Elijah Wood)
In den USA gefeiert, in Deutschland ein wenig übersehen, bedient sich Eternal Sunshine on the Spotless Mind an Elementen von Komödie und Science Fiction, bleibt aber tatsächlich zum größten Teil ein Liebesdrama, aufgepeppt mit einzigartiger visueller Technik.
Joel Barish, gespielt von Jim Carrey, ist einsam und gebrochen. Nur wenige Tage vor dem Valentinstag hat er sich von seiner Freundin, der unkonventionellen Clementine (Kate Winslet), getrennt. Und als er mit einem letzten Rettungsversuch zu ihr geht, scheint diese ihn völlig vergessen haben. Und tatsächlich ist es so: Clementine hat einen neuartigen Service der Kleinen Firma Lacuna genutzt, um sich die unglückliche Beziehung aus dem Gedächtnis löschen zu lassen. Als Joel das rausfindet, entscheidet er sich spontan, dasselbe zu machen.
Dummerweise leisten die Mitarbeiter (Kirsten Dunst, Elijah Wood und Mark Ruffalo) des Erfinders Dr. Mierzwaik (Tom Wilkinson) bei Joel schlampige Arbeit, so dass er bewusst die Liebesbeziehung mit Clementine von Ende zum Anfang nachlebt, während die Erinnerung daran verschwindet. Nach kurzer Zeit begreift er, dass er Erinnerungen doch nicht verlieren möchte. Und so versucht er verzweifelt, die unaufhaltsame Prozedur aufzuhalten
Der größte Kritikpunkt an dem Film kommt gleich zu Anfang: Denn als ob es nicht genug wäre, den Großteil des Films über den Hauptteil des Plots von hinten aufzurollen, für den Anfang hat man noch einen Teil genommen, der erst später in der Handlung vorkommt, womit nicht nur der Ablauf der Geschichte durcheinander gebracht wird, sondern auch einer späteren Handlungswendung der Wind aus den Segeln genommen wird. So ist der erste Teil des Films recht verwirrend, und erst wenn der Löschungsprozess von Joels Erinnerung beginnt, kann man wieder eine klare Struktur.
Ab diesem Punkt kann man sich wieder auf die Stärken des Films konzentrieren: Jim Carrey und Kate Winslet überzeugen nicht nur vollends in ihren Rollen, sondern überraschen auch. Winslet ist als leicht verrückte lebenslustige Clementine völlig anders, als viele sie kennen (als die Liebe von Leonardo DiCaprio in Titanic, genau gesagt). Jim Carrey hat bereits in den letzten Jahren einen Wandel vom verrückten Grimassenschneider hin zum Charakterdarsteller gemacht, aber in diesem Film ist er fast das genaue Gegenteil von dem was er mal war, und als zurückgezogener, stiller Joel sogar anders als seine vorherigen Charakterrollen, und näher an einem Oscar als je zuvor. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt, auch wenn man sich meiner Meinung nach etwas intensiver darauf hätte konzentrieren können, warum es zu dieser ungewöhnlichen Beziehung kam. Die ebenfalls mit Stars besetzten Nebenrollen sind auch gut, verweilen aber aufgrund der beiden Hauptdarsteller mehr im Hintergrund.
Die Handlung des Films geht mit dem optischen Stil Hand in Hand, unkonventionell und voller Überraschungen. Während man sich in den Erinnerungen von Joel befindet, wird die ganze Bandbreite von optischen Tricks und Kameratricks genutzt, um die Bilder in seinem Gedächtnis, und deren schrittweises Verblassen, glaubwürdig umzusetzen. Während der Szenen verschwinden Details, wie Aufschriften auf Schildern und Möbel, Gesichter verblassen, Kamerawinkel verengen sich, und Orte, Fahrzeuge und Personen werden dekonstruiert und verschwinden. Während eine solche Idee in den Händen eines anderen Regisseurs vielleicht als lautstarke Effektorgie umgesetzt werden würde, sind hier die Veränderungen der Bilder meist still und konstant, gerade auffällig genug, dass es jedem Zuschauer auffällt. Der Ton und die Musik tragen auch zur Stimmung bei und bedienen sich einer weiten Bandbreite (Becks Version von Everybodys got to learn sometimes am Ende des Films erzeugt eine Gänsehaut und bleibt einem lange in Erinnerung)
Ähnlich ist es mit dem Plot des Films. Er bedient sich, wie gesagt, teilweise aus Bestandteilen einer Komödie und Science Fiction, und ist voller Wendungen und Überraschungen, behält aber eine ruhige, am Boden gebliebene Atmosphäre. So wird der Film einen nicht an die Sitzkante schieben, bleibt aber interessant, und spannend, vor allem wenn nebensächlich scheinende Handlungsstränge auf einmal von großer Bedeutung sind, und vorhersehbar scheinende Teile durch eine unerwartete Überraschung wieder völlig offen bleibt.
Fazit: Mit der ungewöhnlichen, aber überraschend komplexen Handlung und toller Technik, die eine dichte Atmosphäre erzeugen, den tollen schauspielerischen Leistungen und der fast einzigartigen Idee hätte der Film großartig werden können, wenn man nicht mit dem Anfang gespielt hätte, der den Film verwirrender und gleichzeitig weniger schlagkräftig macht.
Aber trotzdem ist und bleibt der Film sehenswert, und verdient trotz seiner Macken Anerkennung.