ich denke, ein Problem mit den Raubkopien ist auch, dass hierbei keine "körperliche Ware" jemand weggenommen wird. Das wäre eine höhere Hemmschwelle.
Klar wird es auch als Diebstahl angesehen, aber man muss dafür nicht die typischen Hindernisse überwinden.
Hier werden Datenblöcke verschoben und repoduziert. Niemandem wird etwas körperlich weggenommen, das er dann nicht mehr nutzen kann und das ihm fehlt.
Das Produkt ist ohne Anstrengungen und mit geringem oder ohne Wertverlust einfach zu vervielfältigen, somit bekommt es ein "das geht doch so einfach-Ramsch-Image".
Ob die Raubkopierer soweit überhaupt denken, das ist die Frage.
Solche immateriellen Dinge, wie das bei Rechten/Lizenzen so ist, sind vielen Menschen schwer vermittelbar.
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass ein gewisser Anteil an Raubkopien sowieso schon in die Preiskalkulation immer mit eingerechnet wird, sonst wären da gnaz miese Produktmanager am Werk.
Es gab auf GZ mal ein Interview mit einem Entwickler, der ganz freimütig zugab, man mache es sich als Entwickler und Publisher zu einfach, bei schlechten Verkäufen immer die Raubkopierer Karte auszuspielen.
Er meinte dazu, dass man zu leicht die Schuld den "illegalen Mächten" geben kann, anstatt die Schuld bei sich in der Produktqualität o.ä. zu suchen. Manchmal hatte man auch einfach die eigenen Kosten nicht im Griff oder verzettelte sich in der Entwicklungszeit. Dann muss man diese Unwegsamkeiten auf den Preis umlegen, was aber bei etablierten Preisgrenzen schlecht durchsetzbar ist. Dann müssen plötzlich völlig überzogene Mengen abgesetzt werden, um wieder in der Gewinnzone zu sein.
Der Publisher kann sich bei solchen Problemen leichter aus der Affäre ziehen, der schließt irgendwo ein Studio oder verschlankt sein Personal durch Outsourcing von Prozessen oder Abteilungen etc., oder man fängt es durch Mischkalkulationen auf, weil man einen Produktmix anbietet, bei dem der Floptitel dann nicht auffällt.
Dann muss man eben sein Portfolio überarbeiten und Risikotitel streichen. Oder man portiert es ohne plattformspezifische Extras auf andere Plattformen, um den Abnehmerkreis zu erweitern.
Dass das Produkt im Vorfeld Arbeit und "Mannstunden/Jahre" gedauert hat (es waren sicher auch Frauen dabei, klar, aber diese blöde Einheit nennt sich immer noch so), das wird nachher nicht mehr so recht gewürdigt oder einfach nicht gesehen.
Ich bleibe aber dabei bei der Vermutung, dass der Verlust durch Raubkopien keine Überraschung sein kann, sondern vorher mit kalkuliert wird. Dafür waren Raubkopien einfach viel zu lange schon immer allgegenwärtig, seit es kopierbare Medien gab, als dass man nun überrascht sein kann.
Vielleicht wurde man aber schon das ein oder andere Mal vom großen Ausmaß der illegalen Downloads überrascht.
Eine Unsitte ist aber das, was ShadowAngel mit anspricht, dass dem Kunden einfach unfertige Produkte angedreht oder eine Leine angelegt wird.
Die Firmen nennen das natürlich Kundenbindung, manche nennen es Gängelung, Abzocke, Wucher oder was auch immer.
Fakt ist: ich will mit der Zahlung des Preises durch sein mit so einem Thema. Ich will den Publisher nicht heiraten oder eine Beziehung mit ihm aufbauen, genausowenig will ich einen Kredit aufnehmen und die Spieleinhalte dann abstottern.
Dieser Dauerschuldverhältnis-Charakter ist ein echter Abturner.
Wenn ein Publisher mir eine Games Flatrate anbieten möchte, dann ist das was anderes, dann darf er gerne seine Planungssicherheit haben durch vertraglich vereinbarte Monatseinnahmen, aber für Einzeltransaktionen wie einen Spielekauf will ich nicht "auf alle Ewigkeit" an den Mist gebunden sein. Ich will es komplett haben, und danach ist dann auch Schluss. Sonst stelle ich mich als Käufer nämlich schnell um und kaufe nur noch die kompletten Editionen samt DLCs auf Disc (als GOTY oder wie auch immer) aus dem Ausland.
Garfield1980 hat folgendes geschrieben:
ShadowAngel
Wenn die Spiele nur noch aus UK gekauft werden, sorgt das eher dafür, das die Firmen keine deutschsprachige Version mehr veröffentlichen.
Richtig, das kann sein.
Dann ist das halt so, dann sollte man sich im Inland was überlegen, um die Nachfrage nach deutschsprachigen Versionen zu steigern.