Pioniere der elektronischen Klänge...

Ravenous

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http://www.stephan-schelle.de/emu/Pages/Discografien/kraftwerk/bilder/electric_cafe.jpg

Kraftwerk


Gestern (Montagabend, 05.04.2004) gab es für mich ein Highlight der Extraklasse:

Die 4 Herren von „Kraftwerk“ gaben sich mal wieder die Ehre.

Normalerweise haben zwar threads über Konzertbesuche nichts auf einem Spieleforum zu suchen, in diesem Fall gibt es genügend Parallelen, gehört Kraftwerk doch zweifelsohne zu den Urvätern und Mitbegründern der elektronischen Musik, echte Synthie – Päpste, die sehr früh auch damals beeindruckende Computergrafiken präsentierten - Ihrer Zeit weit voraus (späte 70er Jahre
aufwärts).

Ich denke, den meisten von Euch wird die Band nichts mehr sagen, oder es sind gerade die Hits „Das Model“ oder „Boing Bumm Tschak“ bekannt.

Jedenfalls, gestern Abend um 20:30h ging es los; die Muffathalle (beim Müller Volksbad, gegenüber von Deutschen Museum) war rappelvoll (wie viele Leute kann man da eigentlich reinstapeln ???).

Die Show war wieder gewohnt spartanisch; 4 Synthies auf Ständern, bedient von den etwas angegrauten „Jungs“ – nach dem Motto: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Auf einer große Leinwand hinter den Kraftwerklern liefen über 3 Monsterbeamer Videos und Computergrafiken ab, die in den 70ern und 80ern so für Furore sorgten. Retro total, einige sprachen von genialer Massenhypnose.

Die Jungs spielten brav 2 Stunden, mit einigen Zugaben; keines der bekannten Werke wurde ausgelassen (Wir sind die Roboter, Menschmaschine, Tour de France, Radioactivity, Autobahn ...); bei einer Nummer waren nur Ihre Roboter auf der Bühne, bei weiteren Stücken hatten sie Ihre leuchtenden Spezialanzüge an. Immer unterlegt mit passendem Licht und megasatten Bässen, auch wenn sie dann und wann etwas mehr aufdrehen hätten können. Tja, es waren halt nur so alte Säcke wie ich in diesem genialen Konzert; war sonst noch wer von Euch da?


http://hem.fyristorg.com/kraftwerk/skrivbord.JPG

http://www.kuveni.de/kraftwerk.jpg
 
Oh mei.. da weckst Du Erinnerung *schwelg* ... und die Jungs sind/waren verdammt gut und gehören eigentlich in jede gute Musiksammlung! :praise: :bigsmile:

Legendär und bekannt auch der Song "Autobahn" - wie ich finde ... und da Du es angesprochen hast, Rave, für alle, die damit erst einmal nichts anfangen können, hier gibt es genug Infos und Hörproben: Official Website of Kraftwerk.
 
@CharLu,

danke für post & link.

Tut ganz gut, mit einem scheinbar "strangen" Musikgeschmack nicht ganz allein da zu stehen ...

Hätte eigentlich gedacht, "Kraftwerk" führt zu einer etwas breiteren Resonanz. :bigsmile:

Gruß an Ricky !!
 
Kraftwerk ist genial, habe fast alle Platten (groß und schwarz) von ihnen. Auf dem Konzert war ich nicht :blackeye:

:bigsmile: Pitlobster
 
@ Rave
Grüße werden ausgerichtet ... :) .. und "stranger Musikgeschmack"? *räusper* :bigsmile: Wenn Du das zu heutigen Erscheinungen sagst, kann ich das nachvollziehen, aber bei Kraftwerk?? :eek: Ohne die Jungs würde es wohl wahrscheinlich so manch` Klangexperiment heute nicht geben. :praise: ;)

@ Pit
Vinyl .. *sentimentalwerd* und *neidschguck* ;) ; ich selbst kann leider nur mit den CDs dienen, die aber noch nach Komplettierung lechzen. Bisweilen sind die Aufnahmen ja schwer oder wenn nur für teuer Money zu bekommen. Aber besser so als gar nicht! :praise: :bigsmile:
 
Am 11.01.2004 kommt Dr.Motte nach München ins Medusa (Kultfabrik)!!! Er ist für mich auch ein Pionier der elektronischen Musik und er ist einfach the Godfather of Loveparade.
:mosh:
 
@ Rave
Habe ich gerade andernorts gelesen und finde es sehr treffend beschrieben. Soll ein Artikel im SZ vom 27.03. d.J. gewesen sein:

Kraftwerk-Tour: Kühl, mit Gefühl

Der Tourstart von "Kraftwerk" ist ein Fest für 40-Jährige. Beim retrofuturistischen Sound des Quartetts findet die Baby-Boomer-Generation zu sich selbst.

Im April jährt sich angeblich die Geburtsstunde des Rock’n’Roll zum 50. Mal, und schon der Umstand, dass ausgerechnet das ZDF aus diesem Anlass eine große Party schmeißt, sagt viel über den Zustand des Jubilars aus. Auf der Liste der Ehrengäste stehen Peter Kraus, die Scorpions und Status Quo – also eben all jene, die dafür verantwortlich sind, dass sich ein großer Teil der Hörerschaft mit der Zeit gelangweilt vom Geschehen abwendete. Man braucht sich nur die Bilanzen der zugehörigen Industrie anschauen, um zu wissen, dass Rock’n’Roll obsolet geworden ist. Man könnte aber auch auf ein Konzert von Kraftwerk gehen. Dann wüsste man obendrein, warum.

Bei ihrem Tourstart im Berliner Tempodrom spielten sich Dinge ab, die einem Albtraum von Bertelsmann Thomas M. Stein entsprungen sein könnten: Auf einer die ganze Bühnen-Frontseite umspannenden Videowand erscheint zum Beispiel ein stilisierter Kleinrechner, auf dem ein Finger im Takt über die Tasten gleitet. Dazu ertönen simple Bleep-Sounds, immer schneller. Auch die Zahlen auf dem Bildschirm beginnen zu tanzen, und Ralf Hütter, Chefideologe des Quartetts, lächelt das erste und einzige Mal, während er singt: „Wenn ich diese Taste drück, ertönt ein kleines Musikstück.“

Das Lied „Taschenrechner“ ist 20 Jahre alt, der Text preist, was derzeit allenthalben als das Ende der Musikkultur, wie wir sie kannten, beschworen wird: Die Demokratisierung des Schöpfungsprozesses, die Transformation von Klängen in Datenmengen, die digitale Verfügbarkeit von Musik durch weltweite Vernetzung und über immer komfortableres Kleingerät.

Es mag ein Zufall sein, dass die Plakatkampagne für den neuen iPod von Macintosh, der ganze Musikkataloge speichern und wiedergeben kann, ein wenig an die retrofuturistische Kraftwerk-Optik erinnert. Doch wenn sie gewusst hätten, wie wahr einmal wird, wovon sie schon in den frühen achtziger Jahren träumten, hätten sie sich die Melodie von „Taschenrechner“ längst als Handyton patentieren lassen. Der Erfinder des nicht unähnlichen Nokia-Tons jedenfalls braucht nicht mehr zu arbeiten.



20 Jahre "Taschenrechner"
Das Konzert ist auf unspektakuläre Art spektakulär. Die großteils zwischen 1974 und 1981 eingespielten Elektro-Sinfonien klingen sehr aktuell. Das kühl-metallene „Trans Europa Express“ etwa, das 1977 entstand und ein paar Jahre später von dem New Yorker DJ Afrika Bambaataa als „Planet Rock“ recycelt wurde: die Geburtsstunde von House und Hip-Hop. Ohne Kraftwerk wäre die Popmusik heute nicht das, was sie ist.

In der obligatorischen „Wir sind die Roboter“-Inszenierung, schon früher Höhepunkt jedes Auftritts, wenn die Musiker unbemerkt hinter der Bühne verschwinden und mechanische Ebenbilder der Vier die Arbeit übernehmen, kann, wer will, auch Gemeinsamkeiten mit den Choreographien moderner Reißbrett-Bands sehen. Textzeilen wie „Wir funktionieren automatik, jetzt wollen wir tanzen mechanik“ könnten auch im großen Benimm-Handbuch für „Deutschland sucht den Superstar“ stehen.

Es scheint, als habe sich die Alterslosigkeit ihrer Musik auf die Musiker selbst übertragen. Die Puppen sind dieselben wie bei der letzten Tour von 1991 und gleichen ihren Mustermännern wieder bis aufs Haar, so dass man nie sicher sein kann, wer oder was da jetzt auf der Bühne steht. Ralf Hütter sieht ein bisschen so aus wie Ulrich Tukur und mimt mabusisch den Kommandogeber. Kollege Florian Schneider blickt stoisch ins Nichts, während er mit robotischen Bewegungen seinen Computer bedient.



Baby-Boomer finden sich selbst
Alle vier verharren, im Anzug und mit Krawatte, zwei Stunden lang hinter einer Art elektronischem Altar. Gelegentlich lässt sich einer der Vier zu einem rhythmischen Wippen mit dem kleinen Zeh hinreißen, ansonsten geschieht auf der Bühne: nichts. Dass da oben mit Virtuosität und Leidenschaft Musik entsteht, ist lediglich hörbar. Gefühlsausbrüche, körperliche Ertüchtigung sowie authentischer Schweiß sind diesen Herren so fremd wie nur was.

Als sie anfingen, war derlei Gebaren natürlich eine Provokation. Da kamen gerade die Kinder der Peter-Kraus-Fans ins rebellische Alter. Ein Entwurf, der sich weit jenseits dessen befand, was die Eltern als richtig und wichtig empfanden, kam also gerade recht. Diese Generation prägte die Club-und DJ-Kultur und sowohl die Musiker als auch die Käufer machten die Neunziger zur aufregendsten Dekade der Pop-Geschichte. Heute sind diese Leute 40 Jahre alt und machen noch immer den größten Teil der Musikkundschaft aus – die Kraftwerk-Tournee ist restlos ausverkauft. Die Industrie jedoch hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und biedert sich weiter bei 13-Jährigen an. Kraftwerk muss all das nicht scheren. An diesem Abend findet die Babyboomer-Generation zu sich selbst. Das hier ist die Party der 40-Jährigen.

Am Ende gibt es einen kurzen Schockmoment. Da begibt sich Hütter doch tatsächlich in die Bühnenmitte, verneigt sich und spricht, in klarem und unverfremdetem Deutsch, den Satz: „Vielen Dank und einen schönen Abend“. Die Legende lebt, klar. In diesem Augenblick hat das allerdings etwas Verstörendes.


@ Choci
Tja, Geschmackssache .. :p ;) , legendär sind sie aber trotzdem, egal ob man sie mag oder nicht. ;)

@ Link
Ich denke, da hat aber u.a. Westbam einen entscheidenden Takt mitzureden :bigsmile: Sven Väth sowie Thorsten Fenzlau lassen wir da mal auch nicht ganz außer acht, denn sie gehören zu den Vätern der "Mayday", die noch viel eher die Leute begeistert hat als die Loveparade und dazu kommt, dass die Mayday Athems die Lovparade entscheidend mit beeinflusst hat. ;)
 
Hach ja, die Mayday, das waren noch Zeiten. Loverparade konnte ich nie was abgewinnen.

@Topic:
Kraftwerk sind definitiv Kult, zwar nicht unbedingt mein Fall, aber dennoch Kult. Sie haben die elektronische Musikrichtung stark geprägt und waren einfach "anders".

@Rave:
Du bist nicht allein;)
 
Es ist doch ganz einfach: Ohne Kraftwerk und Jean Michel Jarre gäbe es keine elektronische Musik.

@choci:
Da ging es nicht nur dir so, viele konnten mit der Musik aus dem Computer nichts anfangen. Zu unser aller Glück ist dieses Vorurteil aber schnell gefallen und inzwischen ist der Computer aus keiner Stilrichtung mehr wegzudenken.

:bigsmile: Pitlobster
 
pitlobster hat folgendes geschrieben:

Es ist doch ganz einfach: Ohne Kraftwerk und Jean Michel Jarre gäbe es keine elektronische Musik.

Mike Oldfield nicht zu vergessen;)



Bei Black und Death Metal brauchste keinen Computer.

Und was willste damit sagen?

Zum Sch***en brauchste auch nix zum lesen, trotzdem geht''s mit besser!8)
 
@WIZ:
Ja, auch Mike Oldfield nicht zu vergessen :bigsmile:. Trotzdem behaupte ich einfach mal: Ohne Kraftwerk gäbe es keinen Techno und ohne J.M.Jarre keinen Trance.


@schurlibub:
Ich sprach ja auch über Musik und meinte keinen Baustellenlärm :bigsmile:. Aber im Ernst: Selbst die setzen inzwischen Drumcomputer, Sequenzer und Synthesizer ein. Schau einfach mal in ein Tonstudio, selbst die Volksmusik kommt nicht mehr ohne Elektronik aus.


Boing, bumm, tschack :bigsmile:
 
@CharLu:

Nochmals danke, der Artikel der SZ ist mal wirklich gelungen - er beschreibt auch 1:1 das Münchner Konzert. Jedenfalls, das Publikum (incl. ich und Kumpels) waren hin und weg, die Herren sind definitiv Kult, und sie haben soviel in die Wege geleitet, mit ihren Visionen der Zeit weit voraus, was man, heute betrachtet, nicht abstreiten kann. *schwärm*

@Pit:

"Ohne Kraftwerk gäbe es keinen Techno und ohne J.M.Jarre keinen Trance."

Aus meiner Sicht 100%ig zutreffend. Ich habe mir etliche Nummern von Kraftwerk nochmal reingezogen - das meiste auf Vinyl (Pit, die Scheiben sind mächtig teuer geworden !) - und bin erstaunt, wieviel der heutigen Sounds darauf basiert. Meine Lieblingsnummer: Radioaktivität.

Wenn Du jetzt zu Kraftwerk und J.M Jarre, der mich immer wieder entspannt, noch Vangelis, John Carpenter, die "Laserdance" - Scheiben und das "Klangstrahlerprojekt" dazuzählst, hast Du meine Ikonen. :)

Noch was zum Konzert:

Im hinteren Teil der Halle war mittig ein mega-Mischpult aufgebaut. Hinter den Licht- und Soundbastlern waren 4 Stühle; auf denen saßen die Mütter der Kraftwerkler, alle in ehrerbietigem Alter. Und die haben total mitgeschwoft... ich war begeistert.

@WIZ: Yeah ! Music - non stop. :bigsmile:
 
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