Habe letzte Woche, Halo 2 fast und Halo 3 und Reach vollständig durchgezockt. Da in der aktuellen Gaming-Wüste sowieso kaum eine Oase, geschweige denn eine ohne Banditen und Bauermfänger zu finden ist, habe ich mir noch Halo 4 auf XLive zu einem vernüftigen Preis gekauft.
Grafisch und stilistisch ist Halo 4 einfach eine Wucht, ich würde es darin sogar als überwiegend qualitativ hochwertiger und an manchen Orten sogar viel epischer als Mass Effect 3 bezeichnen, wo es einige recht ähnliche Level und Architekturen gibt. Und es ist nicht nur eine Wucht für eine 360, sondern auch durchaus vergleichbar mit den meisten PC-Ports, die ich auf dem selben Fernseher zocke. Klar ist es ein wenig schwammiger, aber weit unter der Schwelle, die es zum Ärgernis macht. Auch die Zwischensequenzen sind top, die Gesichter sind so gut wie noch nie in Halo.
Endlich mal hat man sich mehr einem vernünftigen Shooter-Standart angenähert, statt aus falsch verstandenem Traditionsbewusstsein ständig sein eigenes suboptimales Ding duchzuziehen. Es fehlt nur noch, dass man endlich den Zoom auf dem Trigger hat und dass eine Wendung weniger schnell zum Abbrechen des Rennens führt(das Rennen funktionierte in Reach hervorragend, leider nur mit Modul).
Und endlich mal ein Halo mit einem fetten Gunplay, die Wummen fühlen sich nicht mehr nach einem Mückenbefruchter an, sondern wie echte Geräte für Männer. Dürfte allerdings noch ein wenig mehr Treffer-Feedback und gar einen Blutschleier bei niederer Gesundheit haben. Und die Fahrzeugsteuerung bleibt weiterhin knapp unter der Ärgernis-Grenze.
Ich fand in Reach das neue Gesundheitssystem unbalanciert, aber in Halo 4 dachte ich nur noch WTF, als es wieder weg war. Ich zocke es nur auf Heldenhaft, aber das Schild-System ist in der Art unbefriedigend und macht das Spiel zäh. Es fühlt sich noch übler an, als im penetranten Deckungsshooter Mass Effect 2 auf Wahnsinn, wo die Regeneration teilweise praktisch aussetzte und man mit einer schwächeren Klasse nicht aus der Deckung konnte, bis der letzte Gegner tot war, während der Kopf mehr als die Hälfte der Zeit unten bleiben musste. Nur fühlt es sich auch noch altbacken an, wenn ich wie in VIEL älteren Spielen immer noch milimetergenau um die Deckung schiessen muss. (Ist nur meine persönliche Meinung, dass Ego-Shooter eine Sackgasse der Evolution darstellen, weil selbst die besten Deckungssysteme aufgepropft wirken, sofern man es nicht ganz einfach weglässt.)
Noch schlimmer wirds, wenn man zufällig nicht die richtige Waffe dabei hat, das führt dann zu regelechten Patt-Situationen, in denen ich nicht vor kann, aber zuwenig Punch habe, um sie von da hinten zu erledigen.
Als ich vor so einer Stelle stand(da, wo man das ansonsten total sinnlose Nachtsichgerät kriegt), fand ich dann zufällig raus, dass die einfache Pistole eine viel bessere Distanzwaffe ist, als jedes Sturmgewehr, aber hallo. Und oft ist die beste Strategie, einfach vorzurennen und den gefährlichsten Gegner mit eine Nahkampfhieb zu erledigen. Ist natürlich dank dieser zweitklassigen Renn-Funktion und diesem Bullaugen-FOV Lotto, aber das ist es ja auch, wenn ich milimetergenau um die Deckung ballern muss, während die Granaten inflationär fallen.
Heute steckte ich auf diesem grossen Fahrzeug und da gabs ein paar WTF-Momente. Nach ein paar Minuten Gefecht waren die Bordgeschütze Schrottt und nach kurzer Zeit war ich noch der einzige Kämpfer da drauf. Dann stehe ich mutterseelenallein mit einem Sturmgewehr und einem paar Schuss Sniper vor einem ganzen Schlachtfeld und einem Wraith. Nach mehreren Toden und ein paar strunzdummen und eher zufällig erscheinenden Checkpoints(wie schon in Reach) kommt wieder eine Menge von Ghosts und Wraith und ich völlig unterpowert auf einem Mega-Militär-Gefährt, auf dem es nicht mal einen Raketenwerfer hat(obwohl ein gesteuerter Raketenwerfer sogar bereits in Saints Row 2 besser umgesetzt war). Musste dann einen Warthog alleine vorfahren, wo er das grosse Gefährt als Deckung hat und dann mit dem eingebauten Raketenwerfer milimetergenau um die Deckung ballern. Wie zuvor übrigens mit einem gekaperten Ghost, mit dem ich ebenfalls Deckung hinter einem Felsen gegen andere Ghosts beziehen musste, da ich auf offenem Feld einfach nur Kanonenfutter gewesen wäre.
Über weite Teile spielt es sich recht vernünftig und mit ein paar Macken, aber an solchen Schauplätzen frage ich mich denn schon, was die geraucht haben, das sie dieses Balancing und diese seltsamen Desingentscheidungen für gut hielten.
Versteh mich nicht falsch, ich bin relativ selten abgekratzt, wenn ich es mit dem vergleiche, was ich sonst zocke, vieles ist einfach eine Sache der Geduld und der Fähigkeit, milimetergenau um die Deckung ballern zu können. Aber genau das fühlt sich altbacken und zäh an. Halo hat alle Attribute eines Run and gun-Shooters, andere konnten dieses Feeling aber auch auf Wahnsinn vernünftig skalieren, sodass man auch trotz mehr Toden noch das Gefühl hat, sowas wie ein Masterchief zu sein.
Fast vergessen, diese Cortana hat wohl als Modell Jennifer Lopez, nur mit den Hupen einer älteren Pamela. Kann ich kaum richtig ernst nehmen, muss wohl für die Kiddies gedacht sein.
Der Umfang der Kampagne ist durchaus in Ordnung, auch wenn man ein paar Längen im letzten Drittel abziehen würde.Hatte sogar das Gefühl, dass einer dachte, wenn wir schon die Bauklötze gebaut haben, kostet es nichts, alles dreifach zu kopieren.Und so lustig ist es dann auch nicht, in immer der selben Architektur immer wieder die selben Gegner zu plätten. Bin aber überraschend zufrieden, wohl weil ich eben kaum was davon erwartete.
Richtigstellung: es gibt eine Pad-Konfiguration mit Zoom auf LT.