Seit langer Zeit zocke ich wieder Mass Effect 3, habe gerade die Akademie und Benning hinter mir, mit meiner FemShep als Frontkämpferin, natürlich auf Wahnsinn(the way Mass Effect is meant to be played). Die kratzt noch ab wie die Fliegen, da es für sie ganz einfach keine Alternative zum Kopf durch die Wand gibt. Man soll es nicht als Geweine über den Schwierigkeitsgrad verstehen, da meine Femshep auch prinzipiell keine Medikits benutzt.
Aber ich stelle mir vor, was ME3 hätte sein können, wenn man im Aspekt Shooter-Gameplay den selben Schritt gemacht hätte wie von ME1 zu 2. Mir kommen die Schauplätze teilweise weniger auf sturen Deckungskampf ausgerichtet vor, als in Teil 2. Meine zweitliebste Klasse ist der Techniker und da war man einfach in der Deckung festgeklebt, bis der letzte Feind tot war., das hat ein wenig gebessert. Schade fand ich die Rückstufung der Schockwelle, die hat auch grafisch und soundtechnisch abgegeben. Anyway, ich finde das, was man in Mass Effect 3 kann, schwer in Ordnung und wer sowas wie einen Sturmangriff erfindet, muss einen guten Kern besitzen.
Was mir aber gar nicht gefällt, ist dass ME3 sich anfühlt, wie wenn es von PC-Nerds verbrochen wurde, die basierend auf ihren Vorturteilen das Gameplay bestimmten und für die eine Pad-Steuerung nur eine theoretische Übung war.
Da haben wir ein extremes Konsolen-FOV, das in mir ständig Platzangst erzeugt. Dann FemShep, die viel zu nahe an der Kamera klebt, sich bewegt wie durch Sülze und sich dreht wie eine Türe im Scharnier, ganz abgesehen davon, dass ich den gewählten Ausschnitt des Charakter total schlecht gewählt finde. Dann der grobe Fehler, dass beim Rennen die Kamera nicht automatisch ausgerichtet wird, was dazu führt, dass man nicht zielgerichtet in Deckungen rennen kann. Dann nur ein Button fürs Rennen, Abrollen und den Deckungsbezug, was die Fehlerquote erhöht. Das alles führt zu einem schlecht geniessbaren Brei, der die Bedienung um vieles schlechter macht, als sie es sein könnte. Ich bin überhaupt kein Fan von riesigen Huds und runden Karten darauf, aber in dem Fall hält es das Gameplay auf und macht es zäh, wenn ich andauernd pausieren muss, um mich orientieren zu können, sowas hätte man optional machen müssen.
Kommt hinzu, dass ich das Sound-Design für total grobschlächtig und minimalistisch für ein aktuelles Spiel halte, Mass Effect ist nur laut und mehr nicht. Da war selbst Fallout 3 um Längen weiter, wo tatsählich jede Rüstung auf jedem Untergrund anders klang und wo jeder Einschlag mit jedem Projektil auf jede Oberfläche sparate Töne hatte und man glaubt es vielleicht nicht, sehr viele Sounds sind sogar eine Liste von mehreren ähnlichen Tönen, die zufällig gewählt werden, um Repetition zu verhinden. Gerade auf Benning oder in der Akademie spawnen direkt hinter mir schwer gepanzerte Eineiten und manche mit Schilden, die ganz einfach absolut lautlos sind. Shepard kommt aus Plastikhütten raus und läuft über Erdboden und es gibt nur einen Ton dafür.
Es kommt mir fast so vor, wie wenn alles gezielt auf Desorientierung ausgelegt wäre.
Versteht mich nicht falsch, für mich ist ein gut balancierter Wahnsinn-Schwierigkeitsgrad so beschaffen, dass ich pro Quadratmeter öfter sterbe, als ich es zeiltlich verantworten kann und ME3 ist da noch nicht angelangt.Wenn es nicht so richtig weh tut, ist es casual. Ich mag es nur nicht, wenn ich aus den falschen Gründen sterbe, wie z.B. ein absolut lautloser gepanzerter Gegner, der exakt hinter mir aus der Luft spawnt.
Es gibt vielleicht Leute, die meinen, es ginge immer noch um ein Rollenspiel, indem das Geballer nicht so wichtig ist. Ich würde aber ME3 in die Kategorie Shooter mit RPG-Aspekten und einem Einschlag von rudimentären Wahlmöglichkeiten einreihen und so spiele ich das. Man ballert nur unwesentlich weniger pro Minute Spielzeit, als in Gears of war und die Entscheidungsmöglichkeiten sind oft auch nicht besser als die Wahl zwischen dem linken und rechten Weg.
Schade, hat man sich nicht auch in der Kampf-Qualität dem Standart von Gears of war angepasst.
Es nervt mich übrigens auch, wenn ich in diesem dümmlichen Reaper-Minispiel abkratze, weil ich während dessen fast ins Koma vor Langeweile falle. Ich finde einfach keine Erklärung dafür, was sowas in einem Spiel für Erwachsene zu suchen hat. Okay, es tut nur noch wenig weh, wenn man es mit dem Dünnpfiff von Scannerei in ME2 vergleicht, das bei mir den Preis für das dümmste Gameplay-Element aller Zeiten hält. Das macht es natürlich nicht weniger redundant.
Trotzdem habe ich grade wieder tüchtig Spass mit dem Spiel. Eigentlich ist es ja eine Liebeserklärung, wenn ich soviel drüber motze
Edit
Stecke gerade in einem Kampf mit mir selbst im letzten DLC. Ich bin zu 99% überzeugt, dass etwa Casey Hudson das nicht auf einer XBox auf Wahnsinn als Frontkämpfer zocken kann und es auch nie hat. Hätte er es mal gemacht, wüsste er, dass das Überleben reines Lotto ist: vor allem mit diesem FOV, ohne Minimap und absolut lautlosen Gegnern, die sich eher zufällig mal zu einer Schiesspause entscheiden und in Sekundenschnelle wieder den One-Hit-Kill-Sniper zücken, nachdem ich sie verprügelt und verbrrannt habe. Das Abrollen und Rennen ist reiner Zufall und es ist auch völlig normal, dass ich mitten in einen Bombenteppich mitten in einem Gegner-Pulk stürme, der selbstredend nur mich verletzt. Gerade auf diesem engen Raum kommt nochmals alles zu einem fast ungeniessbaren Süppchen zusammen, was im Spiel schief gelaufen ist Verliere schon langsam die Geduld.Es ist auch ein so richtig motivierendes Gameplay, das unendlich respawnende One-Hit-Kill-Sniper und Wachen mit der groben Kelle ins Spiel schaufelt.