Die Piratenpartei - eine echte Alternative?

teafortwo hat folgendes geschrieben:

Da mach dir mal dein eigenes Bild. Wenn du denkst, dass die Grünen eine Kriegspartei sind, dann werd ich dich davon nicht abbringen.

Hab sie nicht als solche bezeichnet. Ging darum zu zeigen, inwiefern sie eine "Friedenspartei" sein sollen. Was allerdings bisher nicht geschehen ist.

Wenn du marodierende Warlords und Diktatoren, die jeden erschießen, der ein falsches Wort sagt und die Menschen unterjochen / hungern lassen, friedlich nennst... Nein, dann sind auch die Grünen keine Friedenspartei. Schau dir doch mal die Länder an, in denen es Friedensmissionen gab. Würdest du die Ausgangslage dort als friedlich beschreiben? Aber wegschauen reicht da ja deiner Meinung nach...

Nur mal noch ein ganz kurzes Wort zu den Grünen - ich bin ja der Meinung, dass man sich über Parteien nicht unterhalten muss, da wählt einfach jeder das, was ihm am nächsten liegt. Wenn das bei dir nicht die Grünen sind, ist das doch voll ok, Hauptsache du gehst wählen. Die Grünen sind erwachsen geworden. Sie sind von ihrer Grundausrichtung immer noch sozialer als die SPD und mehr pro Umwelt, als alle anderen Parteien. Nur kannst du in der heutigen Zeit keinen Einfluss auf die Politik ausüben, wenn sich Parteimitglieder im Rentierpullover in den Bundestag setzen und am Wochenende Polizisten mit Backsteinen bewerfen.

Und da UN-Blauhelme oder aber auch Soldaten aus Industrieländern, wie Deutschland oder Frankreich nur in Ausnahmesituationen Genozid betreiben, kann man wohl davon ausgehen, dass solche Missionen hier und da Dinge verbessern.

DAS brauche ich ja wohl nicht zu kommentieren. Deine Aussage spricht ja für sich selbst.

Mit der Ironie klappt das bei dir noch nicht ganz so, oder? ;) oder willst du mir jetzt erzählen, dass die Blauhelme die 900.000 Tutsis in Ruanda getötet haben?
 
BigJim hat folgendes geschrieben:

unser akademischer Forums-Klugscheißer weiß das natürlich nicht, denn da hat der arme Junge ja noch in die Hosen gemacht

Schön, dass ich mittlerweile so eine wichtige Rolle in deinem Leben spiele, dass du mir in jedem 2. Post deine weinerlichen Kommentare um die Ohren hauen musst, auch wenn ich gerade gar nicht in der Diskussion mit dir bin...
 
scoopexx hat folgendes geschrieben:

BigJim hat folgendes geschrieben:

unser akademischer Forums-Klugscheißer weiß das natürlich nicht, denn da hat der arme Junge ja noch in die Hosen gemacht

Schön, dass ich mittlerweile so eine wichtige Rolle in deinem Leben spiele, dass du mir in jedem 2. Post deine weinerlichen Kommentare um die Ohren hauen musst, auch wenn ich gerade gar nicht in der Diskussion mit dir bin...

Interessant, dass Du Dich sofort angesprochen fühlst, obschon ich Deinen Namen gar nicht erwähnt habe. Aber ich kann Dich beruhigen: Du spielst absolut keine Rolle in meinem Leben. :bigsmile:
 
BigJim hat folgendes geschrieben:

Interessant, dass Du Dich sofort angesprochen fühlst, obschon ich Deinen Namen gar nicht erwähnt habe. Aber ich kann Dich beruhigen: Du spielst absolut keine Rolle in meinem Leben. :bigsmile:

Wie schön. Dann kannst du den Zickenterror ja wieder einstellen.
 
Burgherr Ganon hat folgendes geschrieben:

Vielleicht liegt das Problem auch bei dieser Piratenpartei, die sich um Sachen kümmern wollen, die keine "echten" Probleme darstellen...

Ich finde schon, dass die Piratenpartei wichtige Themen anspricht. Bloß geht deren Relevanz im aktuellen "Krisen"-Gelaber (leider) ein wenig unter.
 
@Herr Leichenwald

Du studierst ja Mathematik. Rechne doch mal aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die PIRATEN bei der nächsten Bundestagswahl die die 5%-Hürde nehmen (Stochastik). ;)
 
tomk hat folgendes geschrieben:

Piratenpartei... wie kann man nur so einen bekloppten Namen nehmen, da kann nur Bullshit dahinter stecken. Allein durch den Namen ins Abseits gekickt.

Priatenpartei, haben die die Namensgebung dem Sohn im Kindergarten überlassen. Piratenpartei... absolut vertrauenserweckend. :crazy:

Tja so schnell und oberflächlich kann man sich auch eine Meinung bilden. :)
 
tomk hat folgendes geschrieben:

So jetzt habe ich meine Meinung auf der Piratenhomepage vertieft, und muß sagen... so ein Bullshit. Ja, sie sind gegen die Zensurel, dem Rollischäuble und das Killerspieleverbot. UND???

Es geht nicht darum, dass die PIRATEN PARTEI den nächsten Bundeskanzler stellt, sondern darum, dass sie bestimmte Themen in die politische Debatte einbringt und die etablierten Parteien (CSU/CSU, SPD und den ganzen Rotz) damit indirekt unter Druck setzt bzw. dazu veranlasst, einige Sachen noch mal zu überdenken. Man muss also immer unterscheiden zwischen der Regierungsfähigkeit und der Funktion solcher Parteien. Das sind zwei Paar Schuhe.

Den Titel PIRATEN PARTEI finde ich nicht schlecht. Es ist ein auffälliger Name (in der Medien-Demokratie muss man eben immer etwas "anders" sein, um sich von der Masse abzusetzen, sonst wird man - gerade als Splitterpartei - gar nicht erst wahrgenommen), der gerade Jung- und Erstwähler ansprechen dürfte. Senioren und Ewig-Gestrige sind für die Themen der PIRATEN PARTEI ohnehin nicht zu begeistern. Und die sollen auch nicht erreicht werden.
 
BigJim hat folgendes geschrieben:

Man muss also immer unterscheiden zwischen der Regierungsfähigkeit und der Funktion solcher Parteien. Das sind zwei Paar Schuhe.

Wer einen Sitz im Bundestag hat, entscheidet auch bei allen Entscheidungen mit. Was bringt das also, wenn dort die totalen Vollpfosten sitzen, die von nix außer von Computern eine Ahnung haben. Nix gegen die Piraten, solang sie bis 4,99% kommen. Da drüber haben die nichts verloren, bis die mal umsetzbare Konzepte vorweisen. Da muss ich Stinki schon recht geben. :D
 
Man sollte neuen Parteien aber die Möglichkeit geben sich aufzubauen und deren Programm auszubauen, damit auch mal frischer Wind in die Politik reinkommt.
 
Ich bin per se kein absoluter Befürworter der Piraten, nicht dass mein Post falsch verstanden wird. Aber genau darauf wollen die doch hinaus: Sie wollen Politik in ihrem Fachbereich machen. Andere Themenfelder lassen sie unberührt, ganz nach dem Motto "Wer nichts zu sagen hat, soll das Maul halten". Hat deren Vorsitzender in Schweden meines Wissens nach gesagt. Immerhin muss ein Politiker oder eine Partei nicht zwingend immer zu jedem Thema eine Meinung haben, man konzentriert sich auf Nischenthemen, die dennoch von Beduetung sind (vor allem für die Jugend). Meiner Meinung nach ist das schon richtig, wennauch dadurch eine Regierungskompetenz abhanden geht. Aber auch dass wollen die Piraten ja laut eigener Aussage nicht. Die bleiben (laut eigener Aussage, kA wie verlässlich die einzuschätzen ist) bei ihren Brötchen und machen das, was sie können und wovon sie was verstehen.
 
tomk hat folgendes geschrieben:

Entweder die haben etwas auf dem Kasten, oder sie haben es nicht.

Wenn sie nichts auf dem Kasten haben, dann sind die PIRATEN immer noch nicht schlechter als die anderen, die ebenfalls nix auf dem Kasten haben. Denn hätten die etablierten Parteien soviel auf dem Kasten, dann hätten wir schließlich die ganzen Probleme nicht und Themenparteien wie die PIRATEN wären wahrscheinlich auch erst gar nicht entstanden. Das Entstehen solcher Kleinparteien ist ja immer auf das Versagen der etablieren Parteien in bestimmten Politikfeldern zurückzuführen (weil diese spezielle Themen eben vernachlässigt haben). Das war bereits bei den GRÜNEN (Umweltthematik) so, als sie noch grün waren, sich also als ökologische, soziale und pazifistische Partei verstanden. Zu den heutigen GRÜNEN und ihrer Mitglieder- bzw. Wählerschaft braucht man wohl nicht mehr viel zu sagen.

Das mit dem fehlenden Parteiprogramm spielt für mich keine so große Rolle. Da kann ja viel drinstehen. Die anderen Parteien haben zwar ein umfassendes Programm, aber die praktische bzw. praktizierte Politik sieht dann in der Realität eben völlig anders aus, als das, was in so einem schönen 100-Seiten-Heftchen steht. Wer natürlich gerne Gedrucktes in den Händen hält oder wem gerade das Klopapier ausgegangen ist, der wird bei dicken Parteiprogrammen sicher fündig.

Ein ähnlicher "Verfall" wie bei den GRÜNEN kündigt sich übrigens bereits jetzt bei der Linkspartei an. Dort, wo DIE LINKE Regierungsverantwortung trägt (z.B. in Berlin), sind die Probleme (Arbeitslosigkeit, Verschuldung, soziale Ungerechtigkeit, Kriminalität, Bildungs-Desaster usw.) durch ihre Regierungsbeteiligung nämlich nicht unbedingt kleiner geworden, geschweige denn gelöst worden. Für die Menschen dort hat sich durch DIE LINKE in den wirklich wichtigen Bereichen absolut nichts verbessert. Soviel zum themenübergreifenden Sachverstand unserer (Protest-)Parteien.

Ich sehe das ganz praktisch: Entweder man steht für die richtigen (richtig bedeutet nicht allumfassend, denn natürlich gibt es wichtigere Themen als z.B. ein "Killerspiel-Verbot") Inhalte - oder man tut es nicht. Mit Unterscheidungen wie "links" und "rechts" kann ich eh herzlich wenig anfangen, denn ich halte sie für überholt. Die SPD steht eben schon längst nicht für soziale Gerechtigkeit (spätestens seit Schröder und diversen anderen Gruselgestalten ist das vorbei) und das "Christliche" an der CDU-Politik wird mir wahrscheinlich auch ein ewiges Rätsel bleiben. Die Großen bringen es eben (auch) nicht. Also sollte man den Kleinen, die ihre Chancen noch nicht völlig vergeigt haben, zumindest mehr Aufmerksamkeit schenken. Dass Themenparteien wie die PIRATEN oder DIE TIERSCHUTZPARTEI nicht den totalen Überblick haben und unter ihnen nicht das Paradies auf Erden anbricht, ist mir schon klar. Aber darum geht`s ja gar nicht. Sicher ist eine Stimme für eine Splitterpartei in gewisser Hinsicht eine verschenkte Stimme (zumal die 5%-Hürde von kleinen Parteien fast nicht zu nehmen ist). Aber eine Stimme für CDU/CSU und SPD z.B. ist auch verschenkt. Oder soll ich ausgerechnet die Parteien wählen, die uns über Jahrzehnte hinweg die ganze Scheiße eingebrockt haben? Oder mich bei meinen Henkern auch noch bedanken? Das ist aber ein bißchen viel verlangt.
 
tomk hat folgendes geschrieben:

Was interessiert eine Partei die mit 5% im Bundestag sitzt.
Richtig... sie interessiert gar nicht.

Da können die noch so gegen irgendetwas wettern, ihre Stimmen haben kein Gewicht. Bei Debatten werden die Genossen der anderen Parteien ihnen gar kein Gehör schencken. Kaffeepause und Zeitunglesen sind da nur zwei Alternativen. Kann man täglich bei Übertragungen aus dem Bundestag beobachten.

Das stimmt zwar zunächst, doch ist man erst im Bundestag, findet man natürlich mehr Gehör bei den Medien und kann zu allem sein Senf abgeben. Die Leute bekommen was von der Partei mit und mit der Zeit wächst sie, ähnlich wie bei der Linken. Hat zwar gedauert, bis sie die fünf Prozent geschafft haben, dann ging es aber Schlag auf Schlag.

Und wenn es dann zu Koalitionsgesprächen kommt, kann so eine 5-Prozent-Partei womöglich auch entscheident sein und schwups ist ein Ministerposten drin. Aber bis das bei der Piratebpartei soweit ist, werden noch viele Spiele indiziert.:bigsmile:
 
DataBase hat folgendes geschrieben:

Das stimmt zwar zunächst, doch ist man erst im Bundestag, findet man natürlich mehr Gehör bei den Medien und kann zu allem sein Senf abgeben. Die Leute bekommen was von der Partei mit und mit der Zeit wächst sie, ähnlich wie bei der Linken. Hat zwar gedauert, bis sie die fünf Prozent geschafft haben, dann ging es aber Schlag auf Schlag.

Vor allem kann so eine neue Partei Einfluß ausübern, auch ohne an der Regierung beteiligt zu sein. Die SPD z.B. hat das Thema Mindestlöhne (die sie - als sie selbst noch den Kanzler stellte - entschieden abgelehnt und auch verhindert hat) erst wieder aufgegriffen, als DIE LINKE im Bundestag (und einigen Landtagen) eingezogen ist. Indirekt regiert DIE LINKE also bereits mit, obwohl sie im Bundestag überhaupt keinen Minister stellt. Auch wenn man über DIE LINKE geteilter Meinung sein kann, aber ich denke, dass diese Partei gewisse Effekte erzielt hat. So ist es ihr z.B. gelungen, den "Sozialprotest" zu binden und hat damit (indirekt) verhindert, dass dies die NPD getan hat. So gesehen kann man die ganze Sache ja auch mal unter strategischen Gesichtspunkten betrachten. :sun:
 
Das Mindeste für einen Kommentar dazu ist doch, dass man mal vorher / nachher vergleicht - seit Einstein wissen wir doch, dass alles relativ ist. ;) Naja, wenn du tiefere "Zwecke" verfolgst und "aufmerksame Leser" ansprechen willst, dann sag ich zu dem Thema nix mehr. Ich will nur ne lustige Unterhaltung mit politisch anders druffigen.
 
Huhu zusammen, auch mal wieder da :D

Aaaalso, um nochmal das Argument aufzugreifen, die Piraten seien nur eine Vereinigung von Kopierkommunisten und populistische Nehmergesellschaftsanwälte:

Der Punkt ist, würden Musiker Musik machen, wenn ihnen nicht zugesichert würde, damit Einnahmen zu erwirtschaften? Inwiefern hat der Urheber einen realen Verlust durch den Nutzengewinn eines anderen? Wo ist die Entschädigungsgrenze für seinen Aufwand?
Die Preisdifferenzierung kann nicht bis in den kontinuierlichen Bereich gehen, solange die Zahlung über eine rechtliche Verpflichtung geregelt ist. Spendensysteme für die Urheber sind hier ein probates Mittel. Die Zahlung für die Dienstleistung (Konzert) ist ebenso attraktiv. Sich von der Vorstellung zu verabschieden Millionen mit Musik zu machen gehört durchaus zum Konzept, stört dabei aber nicht die Generierung von Nutzen insgesamt. Tatsache ist, dass ohne Überkommerzialisierung der Retorte 1. Live-Musik wichtiger wäre und 2. die Auswahl variantenreicher wäre, da es keine Major-Labels mehr gäbe, die ihre Marktmacht nutzen können um die öffentliche Meinung nicht nur über Werbung zu beeinflussen. Live-Musik lässt sich nicht kopieren und der größte Teil der Musik wird weiterhin nicht im kommerziellen (bzw. nicht öffentlich geförderten) Rahmen produziert.
Und das ist nur der realistische Rahmen, gehen wir in die freie Theorie ist das ganze Bild noch viel extremer.
Ziel ist immer die Abschöpfung von möglichst viel Gewinn für den Einzelnen, das Gemeinwohl zu vergrößern läuft dem meist entgegen, es kann aber nicht im Sinne einer Volksvertretung sein, den Gewinn des Einzelnen über das Wohl aller anderen zu stellen, auch wenn sich das nach DDR anhört, der kleine Unterschied ist, die DDR war geplant, wir reden hier von freiem Markt mit mehr rechtlicher Freiheit als im Moment. Das hebt auch nicht das Recht auf Eigentum auf, da das Kopieren von Material mit eigenen Mitteln keine Verringerung des Eigentums des anderen darstellt. Dass Ideen wie eine Ware zu behandeln sind ist eine Praxis, die zwar Think-Tanks und Fortschritt hervorbringt, gleichzeitig aber mehr kostet als die (gleichmäßige) Finanzierung dieser Forschung aus Mitteln der Gesamtheit, die bei Änderung des Urheberrechts frei würden. Dazu muss man sich nur ansehen, dass im Prinzip für jedes Lied von Britney Spears Millionen bezahlt werden. Jetzt ist die Frage, ist diese Kunst genauso viel mehr wert wie die gemeinsame Kunst von 100 Künstlern, die je ein Prozent dieser Summe für ein Lied erhalten würden (gesetzt dem Falle, sie würden für dieses Prozent ein zusätzliches Lied machen und Britney für die 100%)? Die Diskussion hierzu stelle ich mir interessant vor. Wer das Prinzip vom abnehmenden Grenznutzen kennt weiß, was ich meine.

Oder um es etwas klarer zu sagen: Es wurde schon von führenden Forschern auf dem Gebiet von Game-Theory und Ökonomik angemerkt, dass in den meisten Fällen das Urheberrecht für einen Wohlstandsverlust (im ökonomischen Sinne) sorgt. Das heißt, uns ginge es insgesamt ohne besser...


Zum Thema informationelle Selbstbestimmung muss man nicht mehr viel sagen, Schäuble ist inzwischen schon ein Running bzw. Rolling Gag.
Wer ernsthaft kein Problem damit hat seine Privatsphäre für Sicherheit zu opfern, der ist WIRKLICH in der DDR.

Dem Programm der Piraten mag man partiell widersprechen, die Richtung ist aber die richtige, Überreglementierung, das Eindringen des Staates in die Privatsphäre etc. sind alles andere als Nischenthemen. Die Partei spezialisiert sich derzeit noch stark auf einen Politikbereich, aber wir haben schon die Grünen in Deutschland aufsteigen sehen. Damals waren es Hippies, heute sind es Nerds. Der Name ist nicht mehr oder weniger populistisch als damals und die Demografie der Wähler dürfte sich auch wenig unterscheiden.

btw, ich habe sie nicht gewählt, ich verstehe sie nur sehr gut ;)
 
Timerly hat folgendes geschrieben:

Dass Ideen wie eine Ware zu behandeln sind ist eine Praxis, die zwar Think-Tanks und Fortschritt hervorbringt, gleichzeitig aber mehr kostet als die (gleichmäßige) Finanzierung dieser Forschung aus Mitteln der Gesamtheit, die bei Änderung des Urheberrechts frei würden. Dazu muss man sich nur ansehen, dass im Prinzip für jedes Lied von Britney Spears Millionen bezahlt werden. Jetzt ist die Frage, ist diese Kunst genauso viel mehr wert wie die gemeinsame Kunst von 100 Künstlern, die je ein Prozent dieser Summe für ein Lied erhalten würden (gesetzt dem Falle, sie würden für dieses Prozent ein zusätzliches Lied machen und Britney für die 100%)? Die Diskussion hierzu stelle ich mir interessant vor. Wer das Prinzip vom abnehmenden Grenznutzen kennt weiß, was ich meine.

Hi Timerly, erstmal vorneweg: Ich finde das Konzept der Piraten auch interessant - ich finde es auch gut dass die dieses Thema ansprechen, aber ich hoffe einfach darauf, dass eine etablierte Partei, wie die SPD oder die Grünen dadurch irgendwann merken, dass da eine politische Nische (Nerds, wie du sagtest oder auch "young, angry men") entstanden ist, in die sie springen kann, um so ein paar Hunderttausend Wähler (das dürfte wohl das Potenzial der Piraten sein) abzuschöpfen, indem man sich ihre Konzepte teils zueigen macht. Ich hoffe nicht, dass die Piraten in ihrer jetztigen Form an der Regierung teilhaben wird. Die Entwicklung dieser Partei muss man halt abwarten. Ich finde ihre Vorhaben etwas undurchdacht.

Um mal auf deine (teils etwas wirren?) Beispiele da oben zu kommen. Du sagst, dass für ein Lied von Britney Millionen bezahlt werden. Klar stimmt das - aber eine CD von ihr kostet ja auch nicht mehr, als eine CD von Tom Waits, der vielleicht wertvollere Musik macht. Der Konsument zahlt eben den Preis für eine CD - egal ob Tom Waits oder Britney Spears. Es kommt also Präferenzstruktur des Kunden an. Wenn der Kunde lieber Britney hört, dann handelt er ja für sich nutzenmaximal, wenn er Britney kauft und belohnt den Künstler, der ihm gefällt sowie die Unternehmen, die die CD in die Laden gebracht haben, für ihren Erfolg. Von daher ist das System doch gar nicht so schlimm - es bleibt eben dem Kunden überlassen, was ihm lieber ist und jeder zahlt nur dafür, was er auch tatsächlich hören möchte.

Wenn man das ganze jetzt der Marktwirtschaft entziehen sollte und das ganz im Sinne der Piraten (wenn ich das bei dir richtig verstanden habe) durch einen zentralen Fonds, wie bei der GEMA regelt, der immer wieder durch eine Steuer aufgefüllt wird, dann zahlen du und ich auch für Britney und sogar für das, was tomk als "seine Musik" und der Rest der Welt als "Lärm" bezeichnet, obwohl wir das überhaupt nicht hören. Es zahlt auch der, der vielleicht gar nicht an Musik interessiert ist. Zudem hat das System viele Lücken, die nur mit einer Bürokratiemaschinerie, wie in der DDR zu bewältigen wäre. Wer hält mich davon ab, mich als Musiker auszugeben, meinem Hund eine Mundharmoniker vor die Schnauze zu kleben und mit ihm und meinem Klavier auf Tour zu gehen, um so Gebühren abzukassieren? Zudem: Wo ist der Anreiz für einen Musiker, wirklich gut zu sein? Klar, er liebt Musik und so - aber es lässt sich dann ja auch von schlechter Musik ganz gut leben.

Oder um es etwas klarer zu sagen: Es wurde schon von führenden Forschern auf dem Gebiet von Game-Theory und Ökonomik angemerkt, dass in den meisten Fällen das Urheberrecht für einen Wohlstandsverlust (im ökonomischen Sinne) sorgt. Das heißt, uns ginge es insgesamt ohne besser...

VWL oder BWL Student? ;) Also, dass Modelle wie die Spieltheorie theoretisch ja ganz nett sind, aber so ziemlich überhaupt nicht auf die Realität anwendbar sind, weißt du ja sicherlich auch. Zudem würde mich mal interessieren, welcher der Spieltheoretiker so etwas gesagt haben soll. Möglich wäre es wohl, sowas damit abzubilden, aber wie willst du so etwas Komplexes in einem zweidimensionalen Modell unterbringen und vor allem: wie willst du die Höhe der Auszahlungen für die verschiedenen Strategien bestimmen? Die sind doch immer aus der Luft gegriffen und treffen, wenn überhaupt, dann nur ceteris paribus und nicht in unserer dynamischen Umwelt zu. Ein Beleg an so einem Modell ist also doch eigentlich immer hinfällig.

Aber da du dich ja auch ein bischen in dem Thema auszukennen scheinst: Nimm mal den Property-Rights-Ansatz. Der sagt nämlich tatsächlich das genaue Gegenteil: Wenn du Verfügungsrechte nicht eindeutig zuordnest, kreierst du externe Effekte, für die am Ende die Gesellschaft zahlen muss. In diesem Fall dürfte das die schlechte Musik sein, die uns allen dann von unmotivierten Künstlern entgegenströmt und für die wir durch Abgaben oder Steuern blechen müssen, egal ob wir wollen oder nicht. ;)

Naja, oder wenn du halt darauf bestehst, dass alle Musiker oder zumindest die meisten lediglich dafür arbeiten, um gute Musik zu machen und nicht für Geld (was du nicht tust, wie du oben mit deiner Bemerkung vom abnehmenden Grenznutzen deutlich gemacht hast) - dann nimm halt den Softwarebereich. Kaum einer macht Software nur für das Prestige, das er dadurch bekommt. Ansonsten wäre Unix mittlerweile hochprofessionell und hätte Windows längst vom Thron gekickt. Also, kriegst du da nach dem Piraten-Modell generell eine Pauschale, wenn du Softwareentwickler bist? Dann würde ich ein Programm alle 10 Jahre rausbringen, das total nutzlos ist und am Kunden vorbei entwickelt wurde oder sowas richtiges nerdiges, in das sich ein DAU nicht in 100 Jahren reinfuchsen könnte - warum auch noch Marktforschung betreiben, das Geld kriegt man ja sowieso. Oder geht's danach, wie viele Programme du rausbringst? Dann entwickle ich dir 356 verschiedene Versionen von Pong im Jahr. ;) Klar gibt es da Möglichkeiten, das mit strikter Regulierung mehr schlecht als recht teilweise in den Griff zu kriegen, aber das wäre a) absolut betrugsanfällig und b) mit enormen Kosten verbunden.

Ich versteh auch nicht, was so schlecht am derzeitigen System ist. Wenn man was haben will, geht man in den Laden (oder online) und kauft sich das. Wenn man etwas nicht haben will, dann kauft man es sich nicht. Erfolg wird eben belohnt. Wenn der Erfolg durch ein riesiges Medienunternehmen gestützt wird, das unheimlich viel Werbung macht, dann ist das halt so - die Leute kaufen die Musik ja trotzdem, weil sie sie gut finden.
Warum soll ich da in einen riesigen Topf einzahlen, aus dem der hinterletzte Techno-DJ bezahlt wird, obwohl die Musik einfach schlecht ist und die gerade mal 87 Leute toll finden, die in seiner MySpace Freundesliste drin sind - und davon ein Viertel sogar nur aus Mitleid?

Also um die Sache Privatsphäre vs. Sicherheit müssen wir uns nicht unterhalten - das sehe ich ungefähr ähnlich. Aber Copyright aufheben und das ganze zentralisiert bezahlen? Gott bewahre...
 
wenn du dich da auskennst muss dir aber auch folgendes klar sein:

Wenn der Kunde lieber Britney hört, dann handelt er ja für sich nutzenmaximal

Für sich ja, Nash sagt aber, dass eine gemeinsame Optimierung beider Seiten einen zusätzlichen Gesamtnutzen bringt.

Hab das Ding mal für dich ergooglet, habs nur in ner Zeitschrift mal gelesen:

http://www.dklevine.com/general/intellectual/againstfinal.htm soll wohl ganz schlüssig sein, auch wenns jetzt eben nicht von der LSE oder so kommt

Wer hält mich davon ab, mich als Musiker auszugeben, meinem Hund eine Mundharmoniker vor die Schnauze zu kleben und mit ihm und meinem Klavier auf Tour zu gehen, um so Gebühren abzukassieren?

Ich denke das Prinzip der Parteienfinanzierung und dazu diverse Aufsichten (siehe z. B. Filmförderung) würden das Problem schon lösen ohne Verwaltungskosten in den Milliarden zu generieren.

Mir persönlich geht eher DRM etc. auf den Geist, wenn man seine Musik nur so und so oft auf nen MP3 Player spielen darf krieg ich das Kotzen...
 
Timerly hat folgendes geschrieben:

wenn du dich da auskennst muss dir aber auch folgendes klar sein:


Wenn der Kunde lieber Britney hört, dann handelt er ja für sich nutzenmaximal


Für sich ja, Nash sagt aber, dass eine gemeinsame Optimierung beider Seiten einen zusätzlichen Gesamtnutzen bringt.

Naja, wenn du es unbedingt auf die Spieltheorie übertragen willst: Was hindert den Musiker daran, zu defektieren? Das System landet dann unten links bzw. oben rechts in der Spieltheorie-Matrix und du hast eine Situation, in der der Musiker/Programmierer das System ausbeutet indem er schlecht arbeitet und der Steuerzahler sogar gezwungen ist, zu kooperieren, weil er ja Steuer zahlen muss. Da kannst du nichtmal das Nash-Gleichgewicht erreichen, um zu verhindern, dass du als Steuerzahler ausgebeutet wirst.

Hab das Ding mal für dich ergooglet, habs nur in ner Zeitschrift mal gelesen:


http://www.dklevine.com/general/intellectual/againstfinal.htm soll wohl ganz schlüssig sein, auch wenns jetzt eben nicht von der LSE oder so kommt

Uff, das ist mir ein bischen zu viel für heute. ;) Scheint ja ganz interessant zu sein, aber kannst du mal die Kernaussage kurz zusammenfassen? Ich habe nur die ersten paar Seiten gelesen und kann dir mit Sicherheit sagen, dass James Watts Dampfmaschine nicht auf die heutige Zeit übertragen kannst. Es gibt ja 1. Kartellämter, die Monopole zerschlagen sollen, 2. kein so dermaßen bahnbrechendes Produkt mehr, auf dem ein Patent liegt und 3. hat der Computer nach seiner Erfindung auch etliche Jahre gebraucht, um massentauglich zu werden, ohne dass bis in die 80er Jahre ein Patent auf ihm gelegen hätte.

Wer hält mich davon ab, mich als Musiker auszugeben, meinem Hund eine Mundharmoniker vor die Schnauze zu kleben und mit ihm und meinem Klavier auf Tour zu gehen, um so Gebühren abzukassieren?


Ich denke das Prinzip der Parteienfinanzierung und dazu diverse Aufsichten (siehe z. B. Filmförderung) würden das Problem schon lösen ohne Verwaltungskosten in den Milliarden zu generieren.


Mir persönlich geht eher DRM etc. auf den Geist, wenn man seine Musik nur so und so oft auf nen MP3 Player spielen darf krieg ich das Kotzen...

Mit den diversen Aufsichten holst du dir schon wieder eine unheimliche Bürokratiemaschinerie ins eigene Land, die bei der Überwachung von solch zersplitterten Märkten, wie der Softwareindustrie oder der Musikindustrie, trotzdem total überfordert wäre. Die Überwachung müsste ja auch landesübergreifend geschehen und vielleicht ist es manchmal tatsächlich Geschmackssache, was Musik ist und was nicht oder es wird hier und da der wahre Nutzen hinter einem Programm nicht erkannt. Wenn du so etwas großes aufbaust, dann kannst du unmöglich nur Softwarespezialisten als Tester einsetzen und es wäre wohl leicht unmotivierend, wenn so ein dummer Sachbearbeiter (tatsächlich sind wirklich ALLE Sachbearbeiter, die ich bisher kennen gelernt habe, extrem dumm), der von nix ne Ahnung hat, darüber bestimmt, ob du für deine Software jetzt Geld bekommst oder nicht.

Und Parteienfinanzierung klappt hier auch nicht. Erhebung von Steuern und Auszahlung aus dem Säckel des Fiskus: ja. Alles andere: nein. Und da hast du ja noch das Problem der Kopfsteuer, die absolut uneffizient ist. Du kannst aber schlecht nach Softwarenutzung oder nach Menge der gehörten Musik besteuern - weil du dann gleich auch dem Markt freien Lauf lassen könntest, da du dessen Funktion mit diesem einsammeln und verteilen nur schlechter übernehmen würdest.
 
Es geht nirgendwo um eine Überwachung ob jemand Musik macht Oo

Es geht doch nur darum, dass jemand, der für seine Musik Geld will, hingeht und quasi um Förderung bittet. Prinzip der Parteienfinanzierung auch eher in dem Sinne, dass mehr Konsum zu mehr Förderung führt, welche man entweder deckeln oder progressiv gestalten könnte.

Jetzt zur Game Theory, was sind die Ausgangspositionen?

Du hast Angebot vs. Nachfrage, das ganze geht wunderbar auf, sofern du den externen Faktor bis Nash aufrecht erhältst.
Logischerweise gehts hier nicht um die realwirtschaftliche Lösung (no way das jemals auch nur annähernd durchzukriegen).

Zum Thema Dampfmaschine kann man trotzdem sagen, dass die Ökonomik dir ja nie eine Lösung bzw. ein Ergebnis liefern soll, sondern die Tendenz zeigt, was imo auch übertragbar ist. Wo der Break Even liegt ist dabei natürlich noch lange nicht geklärt, aber dass Patente partout gut sind ist eben auch gegessen.
 
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