Ich kann einem Arzt kaum einen Vorwurf machen, wenn er lieber einen Kunden zuerst bedient, bei dem er jede erbrachte Leistung auch komplett abrechnen kann.
Einen Vorwurf verdient er dann schon, wenn er dieses Privileg offenbar zu missbrauchen scheint (Dr. Mosh schildert es eindrucksvoll, jeder Besuch beinhaltet interessanterweise eine "erchwerte Diagnose", vermutlich wird das Feld "erschwerte Diagnose" automatisch beim Merkmal "Privatpatient" mitaktiviert, das gehört offenbar zum gleichen Produkt-Bundle).
Dass man Kassenpatienten ungern bedient, liegt daran, dass die Krankenkassen ja eine Deckelung haben und auf dem Geld, auf das die Ärzte einen Anspruch haben, erst noch sitzen und es verwalten. Man muss sich also die Kohle, auf die man höchstwahrscheinlich Anspruch hat, dann im nachhinein noch holen.
Der gesetzlich versicherte Patient ist natürlich der Gearschte, denn er zahlt über seine Gehaltsabrechnung generell Krankenkassenbeiträge (macht der Privatpatient auch, klar) und geht schon monatelang in Vorkasse. Er hat seine Behandlung quasi schon längst bezahlt, wird aber als Bittsteller behandelt. Der Privatpatient geht natürlich auch in Vorkasse, aber er kann seine Leistungen tendenziell individueller vereinbaren und bekommt die Termine schneller.
Es hat definitiv mit der Abrechnungsthematik zu tun.
Und wenn man dann Privatpatient ist, wird man zum Ausgleich auch noch beschissen, siehe Post von Dr. Mosh. Das gilt dann als Blankovollmacht zum Abzocken?!
Mir ist es ähnlich ergangen mit solchen Terminen, da hatte ich noch keine Ahnung von dieser Zweiklassen-Thematik.
Ich hatte mal ein Problem im Magen-Darm-Trakt und wollte nach Empfehlung meines Hausarztes, der in meinen Blutwerten eine Auffälligkeit festgestellt hatte, einen Termin bei einem Gastro-Enterologen haben.
Einen Monat Wartezeit. Toll, und wenn es dringend gewesen wäre?
Hatte schon dezent Sorgen gehabt, fühlte mich aber auch schon nicht mehr so schlecht, war nur eine Untersuchung zur Vorsicht.
Dann erhalte ich, während ich nach dem vormittaglichen Arztbesuch (zwecks Terminabsprache) am Nachmittag dann bei meiner Freundin war, einen Anruf von Zuhause, dass die Praxis versucht hatte, mich zu erreichen. Termin sei nun doch in vier Tagen, nicht erst in einem Monat, ich müsste unbedingt wichtige Hinweise noch lesen und auch zurückrufen.
Ich hatte den absoluten Horror, dass bei den Laborergebnissen was Schlimmes/Schlimmeres rausgekommen war, aber Pustekuchen. Die Laborergebnisse, über die ich im übrigen nach meinem Eingriff dann erst mit dem Arzt nochmals sprechen konnte, hatten nun gar keine Auffälligkeiten mehr ergeben. Also war nach dem Termin mit dem Hausarzt, der aufgrund einer Auffälligkeit der Laborwerte eine Spiegelung empfahl, bereits bei den Standard-Laborwerten eine Besserung im Vergleich zur Erstuntersuchung eingetreten. Der Grund für die Durchführung der Spiegelung war also im Prinzip bereits vor dem Eingriff weggefallen.
Warum teilte man mir das nicht nach Vorliegen der Laborergebnise direkt mit, die zwei Tage vor dem Spiegelungstemrn bereits fertig waren?
Aber dann hätte man ja die Spiegelung gar nicht durchführen können und nicht abkassieren können.
Und warum war der Termin plötzlich so dringend bei mir? Nun?
Genau, ich war zu dem Zeitpunkt Selbstzahler, wurde also statt mit einem Monat Wartezeit dann plötzlich ganz blitzschnell schon nach vier Tagen behandelt, vor allem mit schön viel unnötigem Schnickschnack dabei. Nicht, weil es medizinisch notwendig war, sondern weil es finanziell am Endes des ersten Quartals gerade opportun war.
Mein Hausarzt schlug danach die Hände über dem Kopf zusamen, was denn da alles an unnötigem Mist veranlasst worden war. Die Zusammenarbeit mit dem Gastro-Enterologen besteht auch nicht mehr. Er dachte sogar, dass ich ihn bewusst aufgrund seiner Empfehlung dieses Spezialisten nachher gemieden hatte.
Nein, ich bin einfach nie krank (bis auf Erkältungen) gewesen, das ist alles, ich brauchte einfach die Dienste des Hausarztes nicht. Wegen Erkältungen/grippaler Infekte laufe ich nicht zum Doc.
Sowas treibt nämlich auch nur die Kosten des Gesundheitssystems unnötig in die Höhe. Manche alten Damen und Herren machen wegen Kleinst-"Wehweh-chen" ihre Arztbesuche und treiben die Kosten in die Höhe, obwohl sie die Standardsalbe auch normal in der Apotheke hätten erhalten können.