Mein letzter Comic war...

Frank Miller - 300

Dürfte wohl den meisten durch den Film bekannt sein. Erzählt wird der Mythos der 300 Spartaner, die an den Thermopylen das Heer der Perser in Schach hielten, damit sich die griechischen Stadtstaaten auf den Krieg vorbereiten konnten.
Wer den Film gesehen hat, kennt schon alles - und sogar noch mehr. Denn die Graphic Novel ist so kurz, dass der Nebenschauplatz rund um Leonidas Frau und die Korruption im Rat dazu erfunden werden musste, um den Film mit Inhalt zu füllen. Hier bleibt der Fokus komplett auf den 300 Soldaten.
Ansonsten ist alles nahezu identisch.
Warum kann man die Graphic Novel dennoch getrost lesen? Weil zum einen der Zeichenstil wirklich überaus schick ist! Jedes Bild ein Gemälde! Zum anderen wird die aus heutiger Sicht doch ziemlich faschistisch anmutende Lebensart der Spartaner noch deutlicher, etwa wenn sie ständig über die Athener lästern, deren Demokratie und Freiheit sie verachten. Ich hätte weder unter Xerxes, noch unter Leonidas gerne gelebt...
 
Gainax/Yoshiyuki Sadamoto - Neon Genesis Evangelion

Die Manga-Umsetzung des Anime-Klassikers, erst letztes Jahr abgeschlossen, obwohl das erste Kapitel schon 1994 erschienen ist.
Erzählt wird die Geschichte des jungen Shinji, ein begabter, aber zurückgezogener Schüler, der eines Tages urplötzlich auf Druck seines Vaters ins Cockpit eines Evas steigen muss. Evas sind riesige Kampfmaschinen, mit denen gegen die so genannten Engel gekämpft wird, riesige, bizarre Kreaturen, deren Herkunft und Motive zunächst unklar sind.
Was wie ein typischer Shonen-Manga beginnt, viel Action enthält, aber auch das Schulleben und pubertäre Treiben Shinjis erzählt, erlebt irgendwann einen Bruch, nach dem die Unklarheiten der sehr weitläufigen Geschichte langsam ans Licht geraten und sich die positive, ungezwungene Atmosphäre ins Gegenteil umkehrt. Die Story nimmt fortan ungeahnte Dimensionen an, dekonstruiert die Charaktere und verlangt dem Leser ungewöhnlich viel ab.

Der Anime ist ein Meisterwerk und gilt als absoluter Meilenstein, der Manga steht dem in nichts nach. Er gibt die Vorlage sehr genau wieder, weicht aber an manchen Stellen ab. So gibt es hier nur 13 Engel, einige Gefechte fallen also weg. Die Kampfszenen können aber naturgemäß eh nie mit dem Anime mithalten. Dafür werden andere Stellen näher beleuchtet, etwa The Fifth Child, Reis Gefühlsleben oder die Beweggründe von Shinjis Vater. Auch das Ende läuft anders ab. Hier orientierte man sich mehr am Film "The End of Evangelion" als am Original. Insgesamt bleibt der Geist der Vorlage aber unangetastet. Durch genauere Erklärungen und mehr Zeit wird die manchmal etwas verwirrende Geschichte auch etwas klarer.
Klare Empfehlung!
 
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