Mass Effect Moralsystem

PixelMurder

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Hallo, Leute,

hatte genug davon, der vorbildliche Kriegsheld zu sein und bin an einem neuen Versuch auf Abtrünnig. Ich habe das bisher auch aus folgenden Gründen ausser acht gelassen:

Weil ich immer das Gefühl habe, dass man auf Abtrünnig eigentlich die Hälfte der Aufträge nicht erledigen kann oder dürfte. Wäre ich wirklich skupellos, würde mich Garoths Suche oder Emily Wongs Wünsche einen Sch... kratzen, vor allem, da Garoth keine Kohle hat.

Weil ich öfters das Gefühl habe, es gabe keine vernünftige Entsprechung von abtrünnig für vorbildlich in den Dialogen, die mir trotzdem erlaubt, Punkte zu sammeln.

Weil einem nach mehreren Durchgängen das Gelaber zwischen den Kämpfen auf den Geist geht, ist es einfacher, ohne Zuhören jeweils obere und linke Dialoge vorzuwählen und sich rasch durchzuklicken. Bei Abtrünnig muss man einfach besser aufpassen, was man macht, ohne die Punkte für einen Auftrag zu verlieren.

Weil es mir von meinem Charakter her sowieso klar ist, was gut ist und es mich keine Mühe kostet, den entsprechenden Button zu klicken.

Zu alldem kommt hinzu, dass das Gut/Böse-System sowieso weit ab der Realität liegt und auch gut öfters bedeutet, sich durchzuschiessen. Gut/böse ist eher sehr simples schwarz/weiss, dass nicht wirklich einen komplexen Charakter wiederspiegelt. Selbst ein böser Städte-Zerstörer behandelt seine Soldaten gut, damit sie motiviert für ihn kämpfen. Wenn nicht, bekommt er nicht einfach zwei Abtrünnig-Punkte und die Sache ist geritzt. Es fehlen auch Rückwirkungen auf das Spiel. Gut und Böse haben keinerlei weitreichenden Einfluss auf die Reaktion der Team-Kameraden oder der Normandy-Besatzung. Gut und böse unterscheiden sich oft sehr wenig, da man in beiden Fällen alle umnietet. Böse beschränkt sich in den Auswirkungen vielmals nur auf die Dialoge. Wenn ich z.B. Garrus oder Tali nicht im Team haben will, da sie blöde Ausserirdische sind, bekomme ich sie trotzdem aufgedrückt.

Die Dialog-Stichworte stimmen auch nicht immer mit dem Gesagten überein. Ebenfalls ist das teilweise buggy. Da holt man sich die Vorbildlich-Punkte für Major Kyle und kann anschliessend ungestraft das ganze Camp umnieten, wofür man einzig kein XP für die Gegner holt. Hingegen kann man sich bei Lorik zwei mal die Vorbildlich-Punkte holen.

Mir ist schon klar, dass das nicht einfach zum Umsetzen war. Schliesslich würde ich kein Spiel kaufen, bei dem man allen Gegnern in den A... kriechen kann, und sich so jegliche Kämpfe erspart. Ein vollständiges und realistisches Charakter-System wäre wohl auch ganz einfach teurer zum Umsetzen.

Was meint ihr? Was spielt ihr lieber?

Grüsse
PixelMurder
 
IMO hast du da was Missverstanden.


Mass Effect HAT KEIN Gut/Böse System. Generell bist du als Charakter darauf fixiert, das "richtige" zu tun. Man hat "nur" Einfluss darauf, ob man nun "rechtschaffend/nett/gesetzestreu/Pflichtbewusst" oder eben "stur/arrogant/egoistisch/Jack Bauer-like" an die Situation herangeht.

Und Nebenmissionen wie die von Emily Wong können dich durchaus einen Scheiß kratzen, und meistens kannst du auch sagen "kümmert mich nicht". Nur werden dadurch die Missionen nicht direkt verbaut, man kann die Leute später nochmal ansprechen und die Mission machen.

Außerdem finde ich das Dialogsystem auf garkeinen Fall "buggy". Ich finde die "Stream of Conciousness" Antworten die man gibt, und nicht direkt dem entspricht, was man genau sagt, wesentlich interessanter als klassischere Formen, wo man sich erstmal durch vorgekaute Sätze lesen muss.
Abgesehen davon, das 90% der Zeit die ungefähre Reaktion bei den Dialogoptionen klar ist, wird durch das System der Redefluss deutlich flüssiger gehalten, und lässt den eigenen Charakter eigenständiger und lebhafter wirken.

Ich mag den Charakteraspekt von Mass Effect eigentlich, gerade weil er scheinbar eingeschränkter ist als in anderen Spielen.
Dadurch macht die Handlung in jedem Fall mehr Sinn als z.B. KOTOR, wo man sich als "böser Kerl" öfter gegen seine Natur verhalten musste, damit die Story weitergeht. Mit dem "immer auf der Seite der Guten" stehenden Shepard macht die Story im großen und ganzen immer Sinn, egal wie man auf einzelne Situationen reagiert. Außerdem macht es die wichtigen moralischen Entscheidungen im Spiel interessanter, weil selbst in bedeutenden Dingen es immernoch interpretierbar ist, was wirklich "Gut" und "Böse" ist (leider schwer zu erklären, ohne zu spoilern).

Das alles gesagt, finde ich den generellen "Renegade" Weg bis dato ein klein wenig besser, einfach, weil Shepard so ein wenig mehr "Badass" ist und sich daraus mehr überraschungen ergeben.
Aktuell spiele ich nochmal im "ungefähren" den Paragon Weg, halte mich aber nicht strikt daran und greife auch mal zu etwas skrupelloseren Worten, wenn diese eher mit mir übereinstimmen. Und auch wenn "Renegade" unterhaltsamer ist, so ist man auch als "Paragon" nicht unbedingt immer das Paradebeispiel der Liebe und Rechtschaffenheit, weshalb ich auch diesen Weg ziemlich interessant finde.
 
Gut/Böse ist nur eine Benennung, wir wissen alle, was gemeint ist.
Natürlich will ich die Mission Emily Wong, da ich diese Punkte auf Wahnsinn benötige. Das würde aber nicht einem abtrünnigen Charakter entsprechen. Der wäre eh so unwirsch, dass er jede Diskussion mit Dahergelaufenen abschlagen würde, wenn der nicht sofort mit einem Geldschein winkt. Wieso sollte er auch Garoths Bruder suchen, wenn es keine Kohle dafür gibt?
Und eben wie schon gesagt: auch der vorbildliche Shepard entspricht nicht unbedingt meinem Ideal von Vorbildlichkeit.
Weisst Du per Zufall, was passiert, wenn man vorbildlicherweise Helena Blakes Quest abschlägt? Kann man dann trotzdem die Piraten-Lager aufmischen?
 
Du kannst auch die Mission annehmen, alle aufmischen und dann vorbildlicher weise Blake am ende aufmischen. ;-)
 
So mache ich es jeweils auch, das ergibt aber zwei Abtrünnig-Punkte, wenn man die Mission annimmt. Meistens sind das auch die einzigen, die ich kassiere. Ich hätte mir gedacht, das es auch einen Weg ohne das gibt.
 
Ich habe jetzt fast eine neue Abtrünnig-Karriere hinter mir und ich muss sagen, dass mir das nicht recht Spass macht. Das war wohl das letzte Mal.

Zum einen bin ich immer noch nicht überzeugt, dass auf Abtrünnig der rote Balken voll ist, ohne einen einzigen Vorbildlich-Punkt, und gleichzeitig auf die volle Level-Anzahl 57 zu kommen. Das stört also schon mal meine Vorstellung von Perfektion. Habe dazu jeweils einen Save-Point vor bekannten Stellen gemacht und teilweise Kombinationen durchprobiert.

Zum andern habe ich echte moralische Probleme, böse zu sein, nicht wie in Overlord, wo es eine Art symphatisches Böse ist. Ich weiss ja, dass es nur ein Spiel ist, aber gerade Zabaleta oder Ashley anzufahren oder Rhana Thanoptis zu erschiessen, gibt mir schon zu denken. Bei einem irren Wissenschaftler oder Terroristen ist es mir ja noch egal. Da muss ich den Entwicklern und Sprechern schon ein Kränzlein winden, selten so eine realistische Emotion in einem Spiel gesehen, z.B. wenn Ashley über Kaidans Tod spricht.

Aber wenn man schon eine Art Moral-System einbaut, sollte man es richtig machen. Kriegsereignisse zum Beispiel sollten eher neutral bewertet sein. Da bekomme ich plötzlich Vorbildlich-Punkte, weil ich eine Antenne wegschiesse oder natürlich auch, weil ich auf Virmire den Geth-Titan auf der Vorderseite aufmischen will(XP) und nur deshalb nicht den Alarm auf die andere Seite der Basis lege. Öfters gibt es ganz einfach keine abtrünnige Entscheidung, die mich alle Punkte holen lässt. Manche Aufgaben lassen sich auch überhaupt nicht abschliessen, ohne Vorbildlich-Punkte zu bekommen, z.B. den Mann in den Tunnel auf auf Feros. Benachrichtige ich Faidan, bekomme ich Vorbildlich, benachrichtige ich ihn nicht, ist die Aufgabe nicht abgeschlossen. Während ich bei der Varren-Quest noch abtrünnig sein kann, indem ich Bezahlung verlange, steht mir diese Option bei der Wasserversorgung und Energie-Zellen nicht offen. Ausserdem bekomme ich bei den Varren zusammen mit Abtrünnig noch Vorbildlich dazu.

Gut ist viel leichter, nicht nur weil es mir mehr entspricht, sondern weil es überhaupt mehr Punkte gibt und es völlig ausreicht, allen in den A... zu kriechen, nie nach Bezahlung zu fragen und alles anzunehmen. Bei Abtrünnig hingegen muss man sich mehr mit den Dialogen beschäftigen, damit man nicht zu unwirsch wird und deshalb Aufgaben verpasst.
 
Mit dem Renegade Weg werde ich auch nicht so richtig warm. Man ist selten böse, meistens einfach nur ein blöder Arsch.
 
Wie schon gesagt, auch Vorbildlich entspricht nicht meinen Vorstellungen davon, da man einfach zuerst einen blauen Dialog anwählt und dann trotzdem alle erschiesst. Abtrünnig hingegen kommt mir teilweise richtig unrealistisch vor. Es kommt mir auch vor, als ob man in der Realität nicht lange Spectre bleiben würde und überhaupt nie in die engere Wahl dazu käme. Als Reaktion darauf, dass man alle erschossen hat, heisst es anschliessend einfach "Sie haben sicher das Beste gemacht", statt dass ein Untersuchungsausschuss einberufen würde, der den Vorfall untersucht, wie es bei jedem Geiselbefreiungsteam der LAPD gemacht werden würde.

Wenn man schon so ein System einsetzt, dann sollte es einen vollwertigen Abtrünnig-Weg geben und den gibt es meiner Meinung nach nicht. Und wie auch schon gesagt, allgemeine Kriegsaufgaben sollten neutral bewertet werden. Egal, welchen Charakter man hat, man ist nur ein guter Soldat, wenn man seine Aufgaben korrekt erfüllt. Einen Geth-Sender im Vorbeilaufen abzuschiessen, sollte weder abtrünnig, noch vorbildlich sein, einfach nur XP geben, dafür dass es so schwierig war ;-).
 
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