Auf 4players gibt es auch einen interessantern Bericht zu dem Thema, aus der Sicht einer Spielerin:
Auf der Suche nach Heldinnen - und warum Anita Sarkeesian nie meine sein wird
Der 4Players Kommentar: Auf der Suche nach Heldinnen - und warum Anita Sarkeesian nie meine sein wird
Finde den Artikel jetzt nicht sonderlich gelungen, weil auch hier wieder (wie zu oft) das Anliegen von Sarkeesian verfehlt und missinterpretiert wird. Das zeigt sich an diesem Absatz:
"Sie zeigt wie viele klassische „Frauen in Nöten“ es in Videospielen gibt, dass im Mittelalter und in zwielichtigen Milieus viele Prostituierte schlecht behandelt wurden und dass auf dem Schlachtfeld nur Männer gegen muskelbepackte Giganten kämpfen. Wirklich Anita? Wird irgendwem dadurch klar, wieso die Spielerin zu Hause Probleme mit dem Tough-und-sexy-Schema hat, wenn du Dinge zeigst, die nun mal so in der Geschichte passiert sind?"
Es geht überhaupt nicht darum, dass solche Dinge in der Geschichte nun mal passiert sind. Es geht darum, dass die Entwickler an diesen veralteten Bildern festhalten und weiterhin verwenden. Ihnen fällt schlichtweg nichts anderes ein, um Frauen darzustellen. Seit Donkey Kong retten wir hilflose Frauen vor Bösewichten. Und das scheint so alternativlos zu sein, dass wir es bis heute tun müssen. Wir haben uns so dermaßen daran gewöhnt, dass es für uns absolute Normalität zu sein scheint. Nur fragt euch mal selbst, wie viele Frauen ihr schon vor Bösewichten retten musstet.
"Früher war das aber so" zieht besonders nicht in Spielen, die ansonsten auf Authentizität gepflegt scheißen. Wenn nimmermüde Helden ohne Erschöpfung hunderte Gegner töten, ihre Gesundheit durch hinknien oder leuchtende Objekte zurückbekommen und in Dutzenden Stunden Spielzeit nicht einmal aufs Klo müssen, soll es wichtig sein, Huren besonders geschichtstreu darzustellen? Da fällt mir nichts mehr zu ein.
Das kann man natürlich auf sehr viele Themen im Videospielbereich ummünzen. Etwa auf so etwas banales wie Kisten. Überall stehen ja immer Kisten rum. Irgendwann hat mal einer mit Kisten angefangen, weil ihm sonst nichts einfiel und bis heute sind alle Spiele voll mit verdammten Kisten!
Es ist ein Ausdruck von Bequemlichkeit und Gewohnheit. Sowohl die dämlichen Kisten überall als auch die wehrlosen Frauen. Sarkeesians Thema ist letzteres, also untersucht sie auch nur dieses.
Die armen Kisten gehen leer aus, aber das ist nicht Sarkeesians Schuld, sondern dass sich noch niemand gefunden hat, der sich ihrer annimmt. Genau wie sich niemand den Männerrollen annimmt. Oder falls doch, von den Gamern nicht beachtet wird und daher keine Presse bekommt.
An einem weiteren Zitat stoße ich mich mächtig:
"Ich bin deshalb so enttäuscht von ihr, weil sie dieses Thema ohne jegliches Fingerspitzengefühl malträtiert, während ihr gefühlt die ganze Welt dabei zusieht. Wenn Feminismus vorher unbeliebt war, wird man dank Sarkeesian so damit übersättigt, dass es nur noch unendlich nervt. Etliche Hass-Kommentare, bis hin zu Sarkeesians Vertreibung aus ihrem eigenen Haus geraten so in den Fokus, dass sich niemand mehr für das eigentliche Thema interessiert."
Es ist ganz sicher nicht Sarkeesians Schuld, dass das Thema übersättigen und nerven könnte. Ihre Beiträge zu dem Thema sind sehr übersichtlich. Es ist die Schuld der Gamer, die so einen riesigen und meist unkonstruktiven Wirbel darum machen. Auf lediglich sieben Videos ihrerseits kommen Unmengen wütender Replys und eine unüberschaubare Anzahl an Comments. Hier wird wie so oft in dieser Debatte die Opferrolle zum Täter gemacht. Sie soll selbst schuld sein, weil sie es gewagt hat, den Mund aufzumachen. Mit solchen Aussagen unterstützt die Autorin die wütende Meute, die Sarkeesian mundtot machen will. Und das darf nicht sein. Wer sich an ihrer Arbeit stört, sollte das mit Argumenten zum Ausdruck bringen, so dass eine fruchtbare Diskussion entsteht.
Und jetzt komme mir keiner mit "Wie es in den Wald schallt...". Sie hat in ihren Videos niemanden beleidigt oder diskreditiert. Sie hat eine Diskussion angestoßen und ihre Argumente vorgetragen. Zurück kam so viel Hass, dass eine Diskussion verhindert wurde. Selbst die längeren und vermeintlich aufwändigeren Antwortvideos auf YouTube kommen nicht ohne persönliche Anfeindungen aus. So redet man vielleicht auf 4chan, aber ernst genommen wird man damit nicht. Diese Menschen tragen daran Schuld, dass das Thema in die falschen Kanäle läuft, nicht Sarkeesian. Ich würde viel lieber konstruktiv dazu diskutieren, als ständig solche Beiträge schreiben zu müssen.