MagZero hat folgendes geschrieben:
Es ist erschreckend, wie spät hier das moralische Denken einsetzt!
Es gibt viele, die der Meinung sind, dass man behinderte Kinder so leicht umgehen kann und sind nur schockiert, wenn es dann um das Gedankenspiel perfekte Menschen geht. Das widert mich wirklich an und mich hat in ca. sechs Jahren hier nichts angewidert.
Woher nehmt ihr das Recht - ohne mit der Wimper zu zucken - darüber zu entscheiden, dass behinderte Kinder kein Recht auf Leben haben? Fragt mal ein paar Leute im Rollstuhl, mit Fehlbildungen, etc. ob sie lieber nicht geboren wären.
Es ist einfach krank! Ich für meinen Teil weiß nicht, ob das Baby mit Behinderungen nicht doch Spaß am Leben hat. Soll ich es also "korrigieren", nur damit ICH es einfacher habe?!
Die Ethikkeule. ^^ Dein Philokurs scheint ja sehr emotionalisierend zu sein.
Nein nein, ich kann einfach nicht über Leben entscheiden und ich finde es wirklich schrecklich, dass es Leute gibt, die sich das anmaßen. Mir ist schlecht.
So, jetzt habe ich mich etwas gefangen. Noch zur allgemeinen Diskussion:
Die Abtreibungsgesetze sind in Deutschlang meiner Meinung nach etwas zu hart. Eigentlich darf man nur abtreiben, wenn man vergewaltigt wurde und das finde ich etwas zu übel.
? Jede 10. Schwangerschaft wird hierzulande abgebrochen.
Es gibt ein paar Gründe, die gut genug sind, um ein nicht entwickeltes Leben abzutreiben.
Welche, außer die körperliche und psychische Gesundheit der Mutter? Ich meine, jetzt mal ehrlich: Du meinst, es ist ok, einen 2 bis 14 Wochen alten Fötus aus der Gebärmutter einer Frau abzusaugen, aber man darf ihr nicht erlauben, dass ein aus 8 Zellen bestehenden Embryo aus einem Pool von etlichen Hundert ausgewählt wird, um der Frau das das im Zweifelsfall zu ersparen? Alice Schwarzer war noch kein Gast in eurem lustigen Kurs, oder?
Und wenn man eine Anti-PID Einstellung (die ich dir ja nur bedingt unterstellen möchte, du bemängelst ja eher unsere moralische Stabilität ^^) auf die derzeitige Welt übertragen würde, muss man dann nicht auch für eine Behindertenquote bei Samenspendern sein? Und dürften sich Empfänger bei den Samenbanken dann nicht nicht aussuchen, welchen Samen sie bekommen und stattdessen einen zugelosten Samen erhalten? Welche Frau würde sich dann noch über diesen Weg künstlich befruchten lassen? Ist es dann nicht sogar scheinheilig, sich auf das Thema Ethik bei PID zu stürzen, anstatt die wirklich schlimmen Auswahlsysteme dieser Welt zu kritisieren? Dürfte man dann hier überhaupt mitreden, wenn man keinen Organspenderausweis hat, weil man dadurch ja ein viel menschenunwürdigeres Selektionssystem unterstützt?
Was mich an dieser ganzen PID-Diskussion aber stört sind nicht eure Ergebnisse, sondern wie einfach manche dazu kommen. Dies ist ein Thema, bei dem Ethik eine übergeordnete Rolle spielt. Sich ethischen Fragen also zu entziehen und direkt die eigentliche Frage zu beantworten, halte ich für unzureichend. Dies ist ein schwieriges Thema und ich bin selbst entsetzt, welch wichtige Faktoren ich immer noch dabei auslasse (es ist aber auch gleichzeitig faszinierend...).
Also, ich weiß nicht. Ich finde, man sollte seine Hormone bei der Frage mal außen vor lassen, sonst kommt man nie zu brauchbaren Aussagen. Die Kernfragen sind doch stark vereinfacht und forengerecht folgende:
Hat es einen gesellschaftlichen Nutzen? Ganz sicher, so wie die Erbkrankheiten auf dem Vormarsch sind.
Hat das einen Nutzen für die Familie, die ein Kind haben wollen? Klar, die ersparen sich im krassesten Fall eine Abtreibung, die nie wirklich gesund für eine Frau sein kann und bekommen ein gesundes Baby.
Bringt man Leben um? Nein, dadurch, dass Embryo A nicht ausgewählt wird, erhält Embryo B die Chance auf ein Leben (Anders als bei einer Abtreibung, wie gesagt... ...). Wird hingegen Embryo A ausgewählt, hast du Embryo B die Chance auf Leben nicht gegeben. Hatte ich oben ja schon geschrieben. Sobald die Technik des PID zur Verfügung steht, wählst du automatisch aus, auch wenn du sie nicht anwendest - dann bekommt immer A den Zuschlag und du sagst immer zu Leben B: "Pech gehabt!".
Darüber hinaus gibt es sicher noch weitere moralische Fragen zu klären, aber da begibt man sich doch eher in den Bereich: Wie es gesetzlich zu regeln, dass kein Missbrauch betrieben wird?
Bevor man seine Ethikbibel rausholt, kann man ja zumindest mal schreiben, was denn alles so bitterböse ist, wenn man schon 9 Absätze zum Besten gibt (in denen nur das das gleiche steht). "Ihr seid alles Sünder und ich bin der Heilige Johannes" ist irgendwie ein bisschen wenig.