Ich habe bisher gerne die Maniac gelesen, da sie erstens ein Multiformat-Magazin ist und außerdem ordentlich Test gemacht hat.
Auf deren Urteile konnte ich mich relativ gut verlassen.
Die verfahren auch nach dem Prinzip, dass nicht nur der Redakteur mit der Genrevorliebe seinen lang ersehnten Titel zocken darf, sonder dass auch andere Teammitglieder das Review anschauen und ihre Meinung mit dazu abgeben, so dass eine ausgewogenere Meinung dazu entsteht. In die Wertung fließen die anderen Meinungen auch mit ein.
Zusätzlich ist im Bewertungssystem, das auf zwei Extraseiten definiert wird, darauf hingewiesen, wie man in etwa die Prozentwertung aufzufassen hat.
Da muss ein Titel, der, jetzt mal losgelöst von allen Vorlieben, 75% bekommen hat, bei weitem kein Ausschuss sein, sondern für Genrefans ein absoluter Pflichtkauf oder Geheimtip.
Beispiel: Games wie SOS-The final Escape, Everblue und Everblue 2. Alles keine Megaseller, aber einige freuen sich, dass es solche Ausreißertitel noch gibt. Von der technischen Wertung her eher im hohen 70er Bereich anzusiedeln. Ein Adventurefan freut sich dagegen diebisch über so etwas, wohingegen ihn bei GTA SA (94% oder ähnlich) das dezente Gähnen überkommt.
GTA SA ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass die Spiele nicht nach der Grafik gewertet werden. Maniac hat 94% Gesamtspaß vergeben (glaube ich), wobei die Grafikwertung aber bei 79% lag, diese 15 Prozentpunkte sind schon enorm, trotzdem hat man es außen vor gelassen in der Gesamtwertung. Die Redakteure haben wohl heftig diskutiert über die Grafikwertung, manch einer wollte sie höher angesiedelt wissen, andere sogar niedriger.
Wie kommen grafisch mittelprächtige Titel wie Disgaea, La Pucelle oder Phantom Brave an hohe Achtziger Wertungen? Sie konzentrieren sich auf das in dem speziellen Genre Wichtige, z.B. den Spielspaß, den Strategieanteil. Humor spielt auch eine Rolle. Damit hat man seine Hausaufgabe für dieses Genre auch erledigt. Wenn die Grafik dann auch noch stimmt, super. Aber sie spielt eben nicht überall die führende Rolle. Streng genommen sogar nirgendwo. Bei einem Ego-Shooter könnte ich mir vorstellen, dass man sich eine schöne ausschmückende Grafik wünscht, aber ein klasse Leveldesign hätte auch schon was für sich. Oder die Missionen müssen entsprechend anspruchsvoll oder gut durchdacht sein. Sonst wird man wohl kaum Titel wie Goldeneye oder Perfect Dark anderen Genrevertretern vorziehen können, die aufgrund des technischen Fortschritts logischerweise besser sein müssten.
Wie wären sonst hohe 80er Wertungen für die Adventures der Firma Infocom zustande gekommen, die wirklich nur aus purem Text bestanden. Sie vermochten eben die Phantasie zu beflügeln, die Vorstellungskraft, sie hatten ihren eigenen Humor, sie punkteten durch liebevoll gestaltete Verpackungen mit vielen Goodies.