smash brother
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Kunstwerke für die Spieler, Produkte für die Tester
28 Jahre nachdem sie mit den "Happy Computer"-Zeitschriften ernsthaft begann, ist die deutsche Spielekritik in einem traurigen Zustand, nämlich im Großen und Ganzen im gleichen wie vor 28 Jahren. Als Computerspiele noch eine Domäne von Hobbyisten waren - über viele Systeme zersplittert, experimentierfreudig und häufig von mieser Qualität - leistete die junge Spielekritik mit ihren einordnenden Empfehlungen einen wertvollen Dienst. Solche Kaufberatung sehen die meisten Spieletester bis heute als ihre Hauptaufgabe. In Zeiten, in denen Videospiele als Medium mit gesellschaftlicher Aussagekraft, als Kulturgut und Kunstwerke gelten wollen, behandelt die klassische Spielekritik sie in erster Linie als Produkt.
Die großen Fachmedien haben es - mit meiner engagierten Mitwirkung - zu einiger Meisterschaft darin gebracht, Spiele in ihre funktionalen Bestandteile zu zergliedern, deren Wechselwirkung zu beschreiben und das Ergebnis in detaillierten Prüfprotokollen niederzulegen, samt Endnote mit Nachkommastellen. Aber die Nachfrage nach dieser Dienstleistung sinkt. Heutige Spieler verlassen sich in einem solchen Maß auf das Qualitätsversprechen großer Marken, das Stimmungsbild in der peer group und ihr eigenes Urteilsvermögen, dass Spieletests ihren Servicewert verlieren. Sie müssten durch ein anderes Wertversprechen ersetzt werden.
Unfähigkeit zur Unterscheidung von Wichtig und Unwichtig
Für die deutsche Spielekritik ist der Vollständigkeitsanspruch zu einer Hypothek geworden. Ihr Detailfetisch gaukelt eine Gründlichkeit vor, die weder dem Medium gerecht wird noch dem eigenen Ziel. Wer das Kleinteilige zu seinem Sujet macht, muss dort vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Es ist ein Kniefall von dem Hardcore-Gamer, der Laientum wittert, wenn im Test nicht erwähnt wird, dass die Gegner bei Beschuss mit Glock-Pistolen manchmal nach links umfallen statt nach rechts. Die Redaktionen irren, wenn sie diese Ultras als ihre Kernklientel verstehen. Aber sie lassen sich von ihnen vor sich hertreiben.
Die klassische Spielekritik wird geplagt von einer Angst vor Kürze und der Unfähigkeit zur Unterscheidung von Wichtigem und Unwichtigem.
das war ein kleiner ausschnitt ( http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,784531,00.html )
imo hat der kerl leider recht...