SO, meine lieben GZ Mitkämpfer.
Für diejenigen, die es interessiert, meine Geschichte, bzw. die Geschichte meines Sohnes.
Am 2.6. war ich mit meiner Holden auf einer Hochzeit. Sie hoch schwanger, ich als einer der besten Freunde des Bräutigams.
Um Punkt Mitternacht ist es bei uns so Brauch, dass die Hochzeit zu Ende ist und alle nach Hause fahren. So auch an diesem Tag.
Meine Frau durfte Fahrer spielen, da sie ja eh nix trinken durfte.
Wir fahren also erst mal ein befreundetes Pärchen heim und fahren dann zu unserer eigenen Wohnung. Ich sperre die Haustür auf. Plötzlich meine Frau:
Scheisse, ich glaube meine Fruchtblase ist geplatzt!
Ok, dann komm mal rein, ich zieh mich um und wir fahren mal langsam ins Krankenhaus.
Im Vorbereitungskurs haben wir gelernt: Keine Panik! Es ist noch genügend zeit! Keine Hektik, das beschleunigt die Sache nur.
Also habe ich gleich mal auf die Bremse getreten.
Meine Frau steht also im Flur. Dann der Schock meines Lebens. Leichenblass hält sich die Hände vors Gesicht. Überall Blut! Die Hände sind voll, es tropft auf den Boden.
Ich immer wieder zu mir selbst: "Ok, bleib ruhig. Alles geht gut, du musst jetzt der Ruhepol sein". Ich beruhige sie so gut es geht, pack sie und ihre Tasche ins Auto und dann nix wie ins Krankenhaus. Glücklicher Weise fand ich die Hochzeit gähnend langweilig und hatte kaum was getrunken. War also noch voll fahrtüchtig.
Also ab in die Notaufnahme.
Dann erst mal Herztöne abhören, alle waren ganz relaxed. Puh, scheint alles halb so wild zu sein.
Eine Untersuchung soll folgen, meine Frau muss vorher noch aufs Klo, ich begleite sie.
Wir kommen raus, steht da ein Bett. Hebamme und Ärztin laufen wild durch die Gegend! Hinlegen! Kaiserschnitt! Jede Minute zählt!
Da gerade 3 Entbindungen liefen, fehlte das Personal. Also durfte ich ran.
Werfen Sie das mal weg, holen sie von dem Tisch die Blaue Spritze, halten Sie mal usw....
Bis ich mich versah, drückte mir die Hebamme diesen Herztöne-Mess-Aperillo in die Hand. "Damit laufen Sie jetzt Ihrer Frau hinterher! LOS!"
Und schon rannte ich mit dem Ding den beiden Ärzten hinterher richtung OP.
Dann hieß es erst mal draussen bleiben! Da das Blutbild nicht schnell genug da war und sie ne Vollnarkose machen wollten.
Dramatischer Abschied von meiner komplett aufgelösten Frau die nur noch stammelte "Ich hab so Angst, ich hab so Angst...."
Und dann waren sie weg. Ich stand alleine in diesem OP Komplex. 2 Uhr Nachts, keine Menschenseele weit und breit.
Es können höchstens 15 Minuten gewesen sein, mir kam es vor wie 3 Tage. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf.
Krass, mein Sohn kommt gleich zur Welt. Scheiße, hoffentlich läuft alles glatt! So viel Blut! Oh Gott, oh scheiße.
Ich lief hin und her.
Plötzlich geht die Tür wieder auf und eine der Ärztinnen steht da.
"Wollen Sie doch mit in den OP?"
"JA NATÜRLICH!!"
"Dann los!"
Sie rennt los, ich hinterher.
"Umziehen! Suchen Sie sich raus was passt! Hose, Hemd, Mütze, Mundschutz, Schuhe und zu dieser Tür raus!"
Ok, ich gebe zu, in dem Moment habe ich nicht wirklich auf meine Größe geachtet. Hose viel zu Eng, Hemd viel zu groß, Schuhe in Größe 50, bei normaler Weise 43.
Ich komm raus und wieder ist keiner da. Wieder warten. Bis eine Tür zu den OP Räumen auf geht.
Die Ärztin sieht mich an und lacht. "Entschuldigung. Ich hätte sagen sollen, dass sie ein paar Minuten zeit haben!".
Wie Donald Duck watschle ich zu ihr in meinen viel zu großen Schuhen.
Ich komme in der Vorraum zu einem wahnsinnig netten Anästhesisten.
"Ich bringe Sie gleich zu Ihrer Frau. An ihrem Kopf steht ein kleiner Hocker. Da setzen Sie sich drauf und halten Ihre Hand. Vor ihr ist ein grünes Tuch gespannt, damit sie nicht sieht,was wir so mit ihr anstellen. Bitte, bitte, egal was passiert, unter keinen Umständen schauen Sie über dieses Tuch. Sie würden es ihr Leben lang bereuen".
Oh Gott, was machen die mit meiner Frau?
Nach ca. einer halben Stunde an ihrem Kopf rennt jemand raus. Der Anästhesist: "Herzlichen Glückwunsch!"
Äh wie bitte? Glückwunsch? Dass ich noch nicht zusammengebrochen bin? Oder wars das etwa schon? Schon hören wir aus dem Nebenraum ein Baby schreien! Wahnsinn! Mein Sohn ist da!
Nach ein paar Minuten kommt die gute Frau mit meinem Sohn zurück und legt ihn meiner Frau auf die Brust.
Den Moment spare ich mir zu beschreiben. Die Väter kennen ihn, den Kinderlosen kann man es nicht erklären. Das weiß ich jetzt.
Dann wurde ich raus geschickt zum umziehen. Endlich wieder passende Klamotten!
Draussen angekommen steht die Hebamme mit meinem Sohn. Sie will ihn mir in die Hand drücken.
"Äh, Moment! Ich bin zwar schon 30, aber ich hatte noch nie ein Baby auf dem Arm! Vorsicht, ich will nix kaputt machen!"
Sie lacht. "Da kann man nix kaputt machen. Einfach nicht fallen lassen, das reicht!"
Ich hab ihn im Arm und wackle wie auf rohen Eiern in den "Aufwachraum". Hier soll ich warten bis meine Frau kommt und klingeln, falls was ist.
Ich werde auf einen Stuhl gesetzt, unter eine Wärmelampe. Und da sitze ich dann. Mit meinem Sohn im Arm. Ein paar Tränen laufen mir runter.
Es folgten 2 Tage und Nächte im Krankenhaus in einem Familienzimmer. Für 45 Euro pro Nacht gabs Vollpension für mich.
Da meine Frau die ersten 2 Tage Bewegungsunfähig war, kümmerte ich mich um die beiden. Nach kurzer Zeit war ich Vollprofi in Sachen Windeln wechseln.
Ja und jetzt sind wir mittlerweile 3 Wochen mit dem kleinen zuhause. Von Alltag und Routine noch keine Rede
Das war die Geschichte.