DARUM zahle ich keinen Zusatzbeitrag!!!

Menirules

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Meine Liebe GZ-Gemeinde. Heute erzähle ich euch eine kleine Geschichte über unser Gesundheitssystem.

Die bürokratische Vorgeschichte:
Vor einigen Monaten erhielt ich von meiner Krankenkasse -Der Taunus BKK- ein Schreiben, in dem stand, ich müsse von nun an monatlich 8 Euro an Zusatzbeiträgen bezahlen.
Da mir aber nicht mitgeteilt wurde warum und weshalb und ich für keine Leistungen bezahle, die mir nicht bekannt sind, habe ich die Kasse gewechselt. Bin nun bei der TK. So weit so gut.

Die gesundheitliche Vorgeschichte:
Schon seit langer Zeit habe ich einen gelben Fleck im linken Auge. Also der Fleck ist am Augapfel, ich spüre ihn nicht und habe auf dem Auge 100% Sehkraft. Nur durch drängen meiner Frau war ich deswegen dieses Frühjahr beim Arzt. Diagnose: Eine Zyste, kommt leider bei 5% der Menschen vor, helfen würde nur rausschneiden, wovon meine sehr nette, kompetente (und sogar hübsche) Augenärztin aber abraten würde, da es ein risikoreicher Eingriff ist und es nicht weiter gefährlich ist. Nur wenn es sich verändert, die Farbe ändert oder grösser wird, soll ich umgehend nochmal zu ihr.

Das aktuelle Geschehen:
In den letzten Tagen bildete sich meine Frau ein, dass es sich geändert hat. Ich konnte absolut nix sehen, aber um sie zu beruhigen, rufe ich heute früh die gute Frau an. AB geht ran: Urlaub bis einschließlich 27.10. Na toll.
Rufe ich eben einen anderen Arzt an, hier sind ja ausser ihr noch 2 in der Gegend (aber bestimmt nicht so hübsch und ausserdem Kerle).
Anruf beim ersten. Kurze Geschichte und um einen Termin gebeten.
"Waren Sie schon mal bei uns?"
"Nein"
"Wo sind Sie denn versichert?"
Dachte mir: Hä? Warum ist das denn wichtig? Naja...
"Bei der Techniker Krankenkasse"
"Ja, da haben wir leider erst wieder Termine im Dezember"
WTF? Dezember? Ist die gesamte Republik Augenkrank???
Ok, aufgelegt, nächsten angerufen.
"Wo sind sie versichert?"
"Warum ist das wichtig?"
"Das muss ich wissen, um ihnen einen Termin zu geben"
"Ach so. Also wenn ich jetzt sage DKV kann ich also gleich kommen und wenn ich sage AOK, kann ich mir den Tumor selbst aus dem Auge pulen?"
Stille.
"Ok, ich habe verstanden. Wiederhören".

Und da wollen die Zusatzbeitrag von mir abgreifen...
Dazu muss ich sagen, zumindest die zweite Sprechstunden-Tussi wusste nicht, was ich habe. Die hätte mich eiskalt verrecken lassen. Vermutlich werde ich nicht sterben, zugegeben. Aber das kann sie ja nicht wissen.
 
Menirules hat folgendes geschrieben:

"Wo sind Sie denn versichert?"


Denn Spruch kenne ich.

Ich hätte der Lady am anderen Ende gleich etwas von einer privaten Krankenversicherung gemurmelt...versuchen kann man es ja mal.

Gute Besserung.
 
Soweit alles schön und gut. Kenn das selbst. Oder anders herum, wer von den gesetzlich Versicherten kennt es nicht?

Was das ganze jetzt aber mit dem 8-Euro-Zusatzbeitrag zu tun hat, kann ich nicht erkennen.
 
Das Problem das ich habe ist, dass man auf der einen Seite auf meine Gesundheit scheisst, man auf der anderen Seite aber mehr Geld von mir haben will.
Irgendwas kann da nicht stimmen.
 
Du weißt doch, zuerst kommen immer die, die gleicher sind als die anderen...
 
Kein Bange, im nächsten Jahr wirst Du auch bei Deiner neuen Krankenkasse zur Kasse gebeten und dann wahrscheinlich nicht nur mit 8 Euro...

Natürlich ist das einfach ärgerlich, dass Kassenpatienten schlechter dastehen als Privatpatienten, nur hat das nichts mit den 8 Euro zu tun.

Wir haben in Deutschland noch immer eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, aber das Problem, dass immer weniger Menschen Beträge zahlen. Und das wird durch den demographischen Wandel noch deutlich verschärft werden.

Für den Betroffenen ist das immer ärgerlich, das hat jeder schon am eigenen Leib erfahren. Ich denke für sinnvolle Lösungstipps wäre ein Rösler in Berlin sehr, sehr dankbar.
 
Menirules hat folgendes geschrieben:

Mein Ansatz wäre, die Anzahl der Krankenkassen von 150 auf 5 zu reduzieren.

Wäre sicherlich eine Möglichkeit, ich glaube aber nicht, dass es langfristig helfen würde. Das Problem ist einfach, dass die Kosten, die durch Behandlungen verursacht werden, zu hoch sind und die Beitragszahler immer weniger werden. Also werden / müssen im Umkehrschluss die Beiträge steigen - auch wenn's keiner will.
 
Vielleicht hättest du mal sagen sollen, dass du eine Zyste am Auge hast und du das Gefühl hast, dass sie größer geworden ist. In solchen Fällen gibt's auch eher Termine (also, wenn es gefährlich sein könnte).
 
Ich bekommen immer am nächsten Tag, oder sogar am gleichen einen Termin.
Sogar bei unserem Kinderartz, der angeblich komplett voll ist, keine Ausnahmen haben wir unsere Tochter unterbekommen. Natürlich nur mit Privatversicherung.
Eine einzige Schweinerei, und wenn ich mir die Rechnungen ansehe kann ich nur den Kopf schütteln. IMMER wird angegeben, "erschwerte diagnose" etc. und 20% mehrkosten dadurch.
 
tomk hat folgendes geschrieben:

Die 8€ sind noch gar nichts, gegen das was nächstes Jahr auf uns zurollt. Dank Rösler und unseren SW/G Lobbyistenbedienern.


Wird sich dadurch zu Gunsten der Versicherten etwas ändern?!


Nein, wir werden nur noch mehr Geld in den Rachen der Pharmaunternehmen stopfen.

Tja, die Mitbürger, die schwarz/gelb und damit Zusatzbeitrag gewählt haben,
lernen halt nur unter Schmerzen, wie's aussieht. :devil: Sollen sie bluten.
 
Menirules hat folgendes geschrieben:

Mein Ansatz wäre, die Anzahl der Krankenkassen von 150 auf 5 zu reduzieren.

Ein guter Witz. Das wäre zielführend und würde an der FDP-Klientel sparen, da friert eher die Hölle zu bevor so eine Reform kommt.
 
tomk hat folgendes geschrieben:

Kenne das, gerade vom Augenarzt.

Sage du bist ein Notfall, und du kannst sofort vorbeikommen.
Und wenn das nichts hilft, etwas Rinderblut auftragen und in die Praxis stolpern.
 
Menirules
Vielleicht wohnst du einfach nur in der falschen Gegend. Ich war dieses Jahr, zum ersten mal bei 3 verschiedenen Fachärzten, und wurde kein einziges mal nach meiner Krankenversicherung gefragt, als ich telefonisch einen Termin ausmachte.
 
piko hat folgendes geschrieben:
tomk hat folgendes geschrieben:
Kenne das, gerade vom Augenarzt.

Sage du bist ein Notfall, und du kannst sofort vorbeikommen.

Und wenn das nichts hilft, etwas Rinderblut auftragen und in die Praxis stolpern.


Das mache ich sowieso immer. Nicht nur beim Arzt.


Der Ansatz, die Zahl der Krankenkassen zu verringern, ist zwar als Kostenersparnis absolut sinnvoll, aber dabei würden auch ettliche hunderte oder tausende Menschen arbeitslos werden. Und die zahlen dann wieder keine Beiträge...
 
Beim Anruf beim Arzt nach der Krankenversicherung gefragt wurde ich bislang auch noch nicht, kann allerdings auch daran liegen das die Ärzte zu denen ich gehe meistens nicht großartig wechseln.

Ansonsten aber kann ich das ganze in gewisser Weise doch bestätigen. Vor einigen Wochen musste mir ein Zahn aufgrund einer Wurzelentzündung gezogen werden. Da soll nun natürlich eine sog. Brücke rein für die widerum noch 2 Termine erforderlich sind, einen für den Abdruck und das zurechtschleifen und einen für das Einsetzen der Krone.

So weit so gut, die nächsten Termine habe ich mitte und Ende November. Das interessante daran ist, während ich da vorher so im Wartezimmer saß und auf meine Behandlung gewartet habe, kam ein Herr mittleren Alters herein der stark erkältet war. Der hatte für den Tag einen Termin den er gerne verschieben würde, auf die Frage wann es denn am besten passen würde, meinte er nur "Ich bin selbstständig, das muss ich mir dann halt einplanen..."

Und prompt hatte er auch eine Woche später morgens um 8 direkt einen Termin. Man kann sich dabei ja denken was man will, aber wenn man weiß das selbstständige sich grundsätzlich privat selbst versichern müssen, der kann sich möglicherweise erklären wie das zustande kommt.

Ich hab bei demselben Zahnarzt jedenfalls noch nie einen Termin eine Woche später bekommen. Wenn es ein Notfall ist ist es was anderes, dann komme ich auch direkt dran, aber wenn es um Folgetermine geht, die laufen nie unter mindestens 3-4 Wochen.

Ich weiß aber auch nicht ob man da dem Arzt den Vorwurf machen kann oder eher dem gesamten System. Vor längerer Zeit lief im TV ein Bericht in dem es hieß das ein Arzt für eine einfache Behandlung eines Kassenpatienten lediglich ein paar Euro abrechnen kann, das bewegte sich damals unter 5 Euro, während für einen Privatpatienten unsummen berechnet werden, oft auch für Behandlungen die gar nicht erbracht wurden.

Nachgeprüft wird da meistens nämlich auch nicht.

Dadurch kann es schnell passieren das ein Arzt, wenn er überleben will, schon fast gezwungen ist sich auf Privatpatienten zu konzentrieren.

Ich kenne das von meinem Hausarzt auch, wenn ich zu dem mit ner Erkältung komme dann hört er schnell ab ob sich meine Lunge komisch anhört, guckt in den Hals und schreibt mir ne Krankmeldung für eine Woche.

Man soll ja nichts unterstellen, aber ich könnte mir vorstellen das ein Kassenpatient eingehender untersucht werden würde.
 
Ich hatte in den letzten 3 Monaten viel mit Fachärzten zu tun wg Problemen mit dem Knie. Beim Hausarzt bekomm ich am selben Tag nen Termin an dem ich anrufe. Beim Orthopäden muss ich in der Regel 1-2 Wochen warten. Bei 3 verschiedenen Radiologen (wg Kernspin) waren die Wartezeiten zwischen 2 Wochen und 1,5 Monate. Bei Rheumatologen, und jetzt kommts.... ich hab 5 Stück angerufen.... 3 davon können mir nen Termin im Februar 2011 anbieten, 1 nimmt dieses Jahr keine Patienten mehr an und für 2011 noch keine. Der 5te hat mir nen Termin Anfang Dezember angeboten das sind 6 Wochen Wartezeit.

Laut meinem Hausarzt den ich darauf angesprochen habe und den ich für sehr sehr gut halte, sei das bei Fachärzten normal. Gerade bei der Erstkonsultation muß der Arzt mehr Zeit einplanen für die Anamnese als bei einem "Wiederholungspatient" Daher ist es hier schwer nen Termin zu bekommen. Selbst als ich ihn gebeten habe selbst anzurufen weil Dr. XY evt eher nen Termin bekommt als Hänschen Müller bekam er als Antwort "Februar 2001"...

Die erste Frage die mir gestellt wurde war dabei immer "Waren sie schonmal bei uns" und danach "haben Sie eine Überweisung".... nach der Kasse wurde ich bei 12 Anrufen (und 12 versch. Praxen) nie gefragt.

Das Ende vom Lied....
- 10 Wochen dickes Knie und Schmerzen
- 9te Woche krankgeschrieben (incl finanzieller Einbußen)
noch keine belastbare Diagnose
- 3 mal das Knie punktiert bekommen, versuchts mal wenn ihr wissen wollt was
Schmerzen sind
- 2 Ärzte die unterschiedlicher Meinung sind, der Dritte wird Anfang
Dezember konsultiert

Am Sa fang ich wieder an zu arbeiten denn der einzige Punkt in dem sich beide Ärzte einig sind ist der, das ich es wohl nicht verschlimmere wenn ich wieder meiner Arbeit nachgehe (mit kleinen Einschränkungen wie zb nicht schwer heben) da ich in einem Labor arbeite wäre das kein Problem.

Mein Fazit: Knie immer noch dick, immer noch Schmerzen (seit 10 Wochen), jeden Tag Medis schlucken die offenbar nicht helfen aber auch nicht schaden. Diesen Monat weniger Geld weil ich seit 4.10. aus der Lohnfortzahlung bin und die Krankenkasse nur 70% vom brutto oder 90% vom netto zahlt, je nachdem was billiger ist.
Vor Dezember führt weder der Hausarzt noch der Orthopäde die Behandlung fort weil beide erst die Meinung des Rheumatologen abwarten wollen. :kotz:

Edit:
Was die Bezahlung angeht... Laut meinem Hausarzt bekommt jeder Arzt (egal ob Allgemein-Mediziner oder Facharzt) von der Krankenkasse 35,- pro PAtient und Quartal. Wenn er also nen Patient nur ein Pflaster wechselt hat er nen spitzen Stundenlohn. Wenn er nen Patient regelmässig 2 mal die Woche da hat und zb jedesmal die Lungen abhören muss, Blut nehmen und Lungenfunktionstest macht, dann macht er an dem Miese im Quartal.
Ergo: je schneller er einen Patienten loswird und je mehr er "durchschleust" die danach nicht wieder kommen, desto mehr verdient er.
 
Dem Arzt an sich gebe ich insofern Schuld, weil er erst auf die Kohle schaut und dann auf die Gesundheit. Vor der besagten Praxis steht jeden Tag ein 750er BMW, ich vermute also mal, Onkel Doktor wird nicht am Hungertuch nagen.

Aber das Problem beginnt natürlich schon ganz oben. Gäbe es eine richtige, verbindliche Krankenversicherung für alle, in die jeder einzahlt und zwar ohne irgendwelche Spielereien einen festen Anteil vom Gehalt, würde keiner bevorzugt und keiner benachteiligt werden.
Das würde aber bedeuten, dass die Reichen sich zusammen mit dem Gesocks ins Sprechzimmer setzen muss, von dem her wird das niemals passieren.
 
Klopper hat folgendes geschrieben:

piko hat folgendes geschrieben:

tomk hat folgendes geschrieben:

Kenne das, gerade vom Augenarzt.


Sage du bist ein Notfall, und du kannst sofort vorbeikommen.


Und wenn das nichts hilft, etwas Rinderblut auftragen und in die Praxis stolpern.



Das mache ich sowieso immer. Nicht nur beim Arzt.



Der Ansatz, die Zahl der Krankenkassen zu verringern, ist zwar als Kostenersparnis absolut sinnvoll, aber dabei würden auch ettliche hunderte oder tausende Menschen arbeitslos werden. Und die zahlen dann wieder keine Beiträge...

Das glaube ich nicht - die Verwaltung wird ja nicht recht viel weniger Arbeit geben. Die Sachbearbeiter dürften ziemlich save sein, und Bereiche wie IT legen die Kassen heute schon zusammen.

Es würden eine Menge Vorstandsmitglieder freigesetzt werden, und diese Leute sind bestimmt so fähig, dass sie eine neue Führungsaufgabe finden 8)
 
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