gyroscope hat folgendes geschrieben:
Der Politiker ist leider auch durch und durch korrupt.
Ja, genauso, wie jeder hartz-IV-Empfänger faul ist, jeder Franzose stinkt und jeder Türke ein Kameltreiber ist.
Nein, mal ehrlich. Das ist eine Verallgemeinerung, die du so eigentlich nicht ernsthaft stehen lassen kannst. Natürlich gibt es da draußen schwarze Schafe, aber nur weil einige hier und da mal Scheiße bauen und auffliegen, wäre es ein klein bisschen übertrieben, zu behaupten, dass das politische Tagesgeschäft aus Betrügerei und Korruption bestehen würde.
Ein Spitzenpolitiker ist eine Karrierepolitiker, der schon als Teenager seine Parteilaufbahn einschlug, oft niemals "echt" gearbeitet hat und sich mit allen Tricks in die höchsten Positionen gebracht hat und sich in dem Haifischbecken hält.
Ne, da muss ich dir mal wiedersprechen. Es gibt einfach nicht die "normale" Karriere eines Politikers. Sehr viele haben vorher gearbeitet (ich weiß jetzt nicht, was du mit "richtig" meinst, gibt es iyo unrichtige Arbeit?) und auch Spitzenpolitiker sein ist ein ziemlicher Knochenjob, bei dem man keine 8 Stunden arbeiten und dann Feierabend haben kann.
Wenn du irgendwo im Unternehmen aufsteigst, dann meist auch nicht, weil derjenige mit der größten Fachkompetenz bist, sondern aufgrund deiner Social Skills. Die muss ein Politiker u.a. mit seinen Ellenbogen vorher und im Job selbst beweisen. Finde ich nicht falsch, wer will schon eine(n) Luschi als Kanzler(in) haben? Menschlich muss ich die Person ja nicht toll finden, sie muss ihren Job kompetent machen.
Natürlich sichert er sich, ähnlich wie ein Spitzenmanager ab, und hält sich alle Aufsichtsratposten und Hintertürchen ab. Er fällt seine Entscheidungen im Hinblick auf sein persönliches Leben nach den vier Jahren, für die er gewählt wurde. Er ist kein Volksvertreter im eigentlichen Sinne, sondern ein Lobbyvertreter - die Hand, die füttert, wird nicht gebissen.
Die beispielhaftesten Exemplare haben wir zur Zeit bei der FDP, aber man findet sie in jeder Partei in der Spitzenriege.
Da frage ich mich erstmal: Denkst du wirklich, dass alles, was ein Politiker an Entscheidungen fällt, mit seinem eigenen Privatleben zu tun hat? Wenn die Merkel jetzt ein Hilfspaket für Griechenland beschließt, tut sie das dann, weil sie für sich selbst einen Rentenfonds gekauft hat, der 50% in Griechenland investiert ist? Also, dass alles was ein Politiker tut, mit seinem Privatleben verknüpft ist, halte ich für einen Mythos. Lassen wir es mal 1% seiner Aktionen sein. Den Rest wird er also wohl oder übel neutral entscheiden müssen, weil er seine Interessen damit nicht durchsetzen kann.
Dass er sein Privatleben auch während seiner Zeit im Amt als Politiker nicht vergisst, halte ich jetzt nicht wirklich für sehr absonderlich grotesk. Ich glaube, das würden wir alle in einem bestimmten Rahmen tun - und in diesem Rahmen bewegt sich auch ein Politiker. Schwarze Schafe gibt's natürlich, aber ein Großteil, dürfte sowas wie "Berufsethik" irgendwo noch im Hinterstübchen was sagen.
Ich finde es auch nicht schlimm, wenn ein Politiker nach einigen Jahren eben im Aufsichtsrat eines großen Konzerns landet. Es darf sich eben nur nicht beißen.
Das ist leider das, was ich in meinem Post oben angesprochen habe. Du machst dir hier ein Bild aus dem, was du vielleicht in der Tagesschau mal gesehen hast oder im Focus/Spiegel/Stern oder auf einer Nachrichten-Website mal gelesen hast und überträgst aus dem Bauch heraus, dass aus dem Fakt, dass es Korruption gibt, auch gleich folgt, dass alle Politiker korrupt sind. Ich bin mir aber sicher, dass du oder alle anderen, die dir hier zugestimmt haben, nicht auch nur ein mal selbst nachgeschaut haben, was unsere Abgeordneten so nebenher treiben. Das ist seit einigen Jahren ja veröffentlichungspflichtig und auf bundestag.de nachzulesen.
http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete17/nebentaetigkeit/index.html
Hier ist jetzt mal die Liste der aktuellen Abgeordneten:
http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete17/alphabet/index.html
Klick dich da mal durch und schau mal auf deren Nebentätigkeiten. Ja, es gibt wenige, die mit Nebentätigkeiten relativ viel Geld verdienen. Aber das sind vernachlässigbar wenige - und wo die es verdienen, ist noch harmloser: In ihren Rechtsanwaltskanzleien oder in mittelständischen Unternehmen, in denen sie Posten ausüben. Ich hab jetzt nicht alle durchgeklickt, würde aber sagen, dass vielleicht 5% in Nebentätigkeiten Einkommen der Stufe 3 erzielen. Vermutlich weniger. Wenn dich das stört (mich tut es das nicht), dann wähl eben nicht die FDP.
Ich würde sogar mal behaupten, dass es mindestens 3x so viele ehrenamtliche Nebentätigkeiten bei den Leuten gibt, wie einkommensintensive Nebentätigkeiten.
Die Sache läuft nunmal nicht so, dass man als Politiker da hingeht und ruft: "Juchhu, ich bin korrupt" und alle und jeden vier Jahre lang über den Tisch zieht, um dann bei Thyssen Krupp im Aufsichtsrat zu landen.
Ich glaube auch Du unterschätzt die Bürger. Viele sind sicher politikmüde, aber das kommt aus dem System heraus: Wer sich über Jahrzehnte ungehört fühlt und über dessen Kopf wegentschieden wird, schaltet ab. Das wird sogar an die folgenden Generationen weitergegeben, wie ich hier schon im Kindergarten meiner Tochter beobachten kann.
Ich glaube, ich überschätze sie sogar. Einfach mal folgendes Beispiel: Wie wir alle wissen, treffen Politiker gegen Ende ihrer Legislaturperiode ungern unpopuläre Entscheidungen, um die Wiederwahl nicht zu gefährden. Sie treffen also absichtlich schlechtere (in vertretbarem Rahmen), aber möglichst populäre Entscheidungen. Andere Leute würden sagen, dass das die Hinterfotzigkeit der Politik sei, ich würde sagen, dass es die Unmündigkeit des Bürgers ist. Denn wenn der Bürger sich wirklich informieren würde und Ahnung von den Entscheidungen hätte, dann würde er erkennen, dass die Politik zufälligerweise kurz vor der nächsten Wahl immerzu schlechte Entscheidungen trifft. Die Politik ist hier gezwungen, den Bürger zu verarschen, weil er keine Lust hat, sich zu informieren. Wenn sie das nicht tut, wird die machthabende Partei nicht mehr gewählt, obwohl sie richtig gehandelt hätte. Ich halte nicht nur aus diesem Grund den durchschnittlichen Bürger für politisch unmündig - zumindest in Bezug auf das Fällen von konkreten Entscheidungen.
Das ist auch ok so. Wie gesagt, wir leben in einer Welt, die von Spezialisierung und Arbeitsteilung lebt. Metzger Müllers Job ist es, Fleisch zu hacken. Bundestagsabgeortnen Birkwalds Job ist es, politische Entscheidungen zu vertreten. Nur wenn beide Ahnung von ihrem Job haben, wird das was.
Die Politik kann sich ja weiter um die Beschaffung der Informationsgrundlage unn der Abgrenzung von Entscheidungsmöglichkeiten kümmern, das wäre sehr sinnvoll.
Was meinst du, wie oft der durchschnittliche Bürger z.B. Phoenix guckt? Einmal im Nie?
Wie gesagt, funktioniert in vielen anderen europäischen Ländern ja auch.
Wo funktioniert das? Ich kenn kein solches Land. In der Schweiz sind die Bürger hoffnungslos überfordert und in Italien wirft man Knochen vor die Hunde, damit die Bürger denken, dass sie etwas zu entscheiden hätten.
Sicher wird es populistische Fehlentscheidungen geben (hier passt das Wort
populistisch ja mal wirklich gut), aber im Anschluss wird die Folgen
auch keiner von seiner Verantwortung abwehren können.
Ntürlich. Dann waren es eben aus Sicht der Leute mit Migrationshintergrund die Deutschen, die das und das bewirkt haben. Aus Sicht der Evangeliken waren es die Katholiken. Aus Sicht der Reichen waren es die Armen. Aus Sicht der Kranken waren es die Gesunden, etc. Das "tolle" an Volksabstimmungen ist ja, dass sich immer die Partei durchsetzt, die zahlenmäßig überlegen ist. Und das Volk ist nicht eine Masse - es gibt hier etliche Gruppierungen, die unter die Räder kommen. Meinungen und Bedürfnisse von Minderheiten werden einfach überschrieben oder nicht beachtet.
Direkte Mitbestimmung ist ein Muss für die Zukunft - sonst gibt's die nächsten zehn Jahre wirklich mal Ärger in Form einer neuen Informations-RAF.
Sollnse doch. Die kriegen einen Tritt in ihren Informations-Terroristen-Arsch.