Es ist unreflektierte Nostalgie zu behaupten das Spiel käme nicht an PS2-Ableger heran. Vielleicht hatte man damals die ein oder andere Gameplay-Freiheit mehr, aber im Gesamtpaket betrachtet - angefangen von den unendlichen Create-Modi bis hin zur Match-Dramaturgie mit den variabler einsetzbaren Finishern und deren plötzliche Konter um einen eigenen Finisher ohne Zwischenanimation auszuführen usw. ist bereits WWE 12 um Längen weiter, als HCTP und co..
Hmm, vielleicht seh ich das ja anders, aber ich spiele ein Spiel um es zu spielen und Spaß zu haben und nicht, um Stunden in irgendwelchen halbgaren "Create some Bullshit"-Editoren rumzulugern. Denn auch WWE 12 bot da nun wirklich nichts geniales. Man nehme den neuen Create an Arena Modus: Es ist eigentlich mehr ein "Modify the Ring"-Feature und wirkt selbst im Vergleich zum Create an Arena Modus von WWF Attitude (1999!) reichlich schlecht. Bei WWF Attitude konnte man von der gesamten Beleuchtung der Arena, auch selbige aus mehreren Varianten wählen, man konnte den Entrance modifizieren und wirklich alles bestimmen. Man konnte selbst alle Lampen ausschalten und im dunklen kämpfen oder eine pinke Beleuchtung machen - wenn man das wollte.
Am Ende bleibt die Frage: Was nützt mir ein Create a Finisher Modus? Der macht das Gameplay nicht besser, der macht das Spiel nicht interessanter und das ist eben einer der größten Schwachpunkte von WWE 12 und wird sich auch bei WWE 13 nicht ändern.
Zu Here comes the Pain: Das hatte in Sachen Arcade (und die WWF/WWE Spiele von Yuke's/THQ waren und sind keine Simulation - wer Wrestlingsimulationen erleben will, besorgt sich Fire Pro Wrestling oder King of Colisseum!) eine wesentlich bessere Steuerung. Wobei man hier sagen muss, das wohl WWE Smackdown vs. Raw 2007 das Nonplusultra war, mit den interaktiven Bereichen in der Halle (die heute nur noch halbwegs vorhanden sind) und der insgesamt noch etwas ausführlicheren Steuerung.
Übrigens konnte man schon immer Finisher kontern und von "Matchdramaturgie" würde ich bei Yuke's Spielen sowieso nicht reden. Es ist Arcadegebolze und nicht Puroresu. Matches sind nach maximal 5 Minuten zu Ende und laufen nie sonderlich logisch ab (wie etwa bei Fire Pro Wrestling, wo ich ein Match tatsächlich aufbauen muss)
Was Here comes the Pain so genial macht und warum es so beliebt ist, ist vor allem der Karrieremodus. Yuke's hat es nie wieder hingebracht, das so toll zu machen. Gerade seit alles mit Voiceovers (die seit Smackdown vs. Raw extrem gelangweilt und schlecht klingen) überdeckt ist, ist der mittlerweile zu Road to Wrestlemania verkommene Modus ein mieser Witz: Schlechte Storylines (Es gibt niemanden, der WWE12s Road to Wrestlemania toll fand, gerade die Triple H Story war absoluter Müll), NULL Freiheiten, null Möglichkeiten. Bei HCP kann ich wirklich bestimmen, was ich will. Da kann ich Titelkämpfe fordern, es gibt die Möglichkeit zu wählen, ob man ein Stable gründet, ob man ein Tag-Team gründet, ob man eine Managerin will und selbst die Fehden können stark beeinflusst werden. Man kann sich auch Backstagekämpfe liefern und andere Wrestler einfach mal anpoöbeln. Storylines haben Abzweigungen - nicht wie bei WWE 12 wo alles dem vorgegebenen "Gewinne bzw. erreiche das vorgegebene Ziel" Pfad folgt. Gerade das man etwa in Tag-Matches bei WWE 12 nicht auswechseln kann, weil der Storymodus das nicht vorsieht und alles enorm gescriptet abläuft, sorgt dafür, das man es genau 1x spielt - und dann nie wieder. Das ist nicht Sinn der Sache, das macht keinen Spaß.
Der WWE Universe Modus ist auch lächerlich mies, absolut unlogische Matchpaarungen, unlogische Cutscenes, es gibt keine Möglichkeit den Universemodus neu zu starten. Selbst das ist als Ersatz für den Karrieremodus also eher arm.
Im Multiplayer lokal macht es etwas mehr Spaß, das ist klar. Online kann man es nicht spielen, weil entweder a) die Server nicht reagieren bzw. enormer Lag entsteht oder b) sowieso nur Cheater unterwegs sind und dagegen macht THQ auch nichts.
Auch der Rest war besser: Man konnte die Hell in a Cell noch im klassischen Stil verlassen. Jetzt geht das nur über einen Finisher - unnötig. Es gab mehr Backstagebereiche, die miteinander verbunden waren, die einiges boten. In dem einen Raum kann ich auf nem Motorrad rumfahren, auf dem anderen kann ich den Gegner in die Dusche befördern und er kriegt eine Ladung heißes Wasser ab. Was gibts bei WWE 12?
Dazu kommt natürlich auch der PG-Wahn: Wrestlerinnern...tschuldigung "Divas" dürfen nicht gegen Männer antreten, sie dürfen auch an einigen Matcharten nicht teilnehmen. Mixed Tag-Matches führen dazu, das man disqualifiziert wird, wenn man als männlicher Wrestler die "Diva" attackiert. Das macht keinen Spaß.
WWE 12 war mein erstes WWE Spiel seit Smackdown vs. Raw 2009 und ich muss sagen, während es nicht so mies ist wie Smackdown vs. Raw 2008, kann ich von den einst angekündigten Revolutionen und "komplett Neu" nichts sehen. Ich hab das auch nicht erwartet, da Yuke's und THQ generell das blaue vom Himmel versprechen nur um dann eben wieder einen belanglosen Nachfolger zu produzieren, aber "Create alles mögliche" hin oder her (Das Create a Belt mittlerweile nicht mehr existiert ist schade), das Spiel hat abnorm viele Schwächen, ist vom Gameplay her nicht gut (auch wenn man nun krampfhaft versucht hat die Steuerung von WWF No Mercy (N64) zu imitieren) und darüber kann auch die Möglichkeit nen Finisher oder eine halbgare Storyline zum nachspielen nicht hinwegtäuschen.
Und Hctp hat noch einen weiteren Vorteil: Kein Michael Cole als "Kommentator"