Es ist schon eine Zeit her, da habe ich einen der besten Artikel zum Thema überhaupt im Netz gelesen. Auf den Punkt gebracht ging es darum:
Der ehrliche Käufer einer DVD muss sich minutenlang, bevor der Film beginnt, als Raubkopierer bezeichnen lassen und sich ganz böse Warnungen, dass er ja ein Verbrecher sei, in zig Sprachen durchlesen, bevor er endlich den ehrlich bezahlten Film ansehen "darf". Der Raubkopierer nicht.
Der ehrliche Käufer einer Spielesoftware muss mitunter einen kompletten Offenbarungseid online leisten, muss seinem Rechner die übelste Spyware und sonstige Schadsoftware zumuten, um ein ehrlich bezahltes Game endlich zocken zu "dürfen". Der Raubkopierer nicht.
Der ehrliche Käufer von MP3s darf seine Songs nicht auf sein tragbares Gerät übertragen, darf die ehrlich bezahlten Songs nicht seiner Freundin kopieren und darf die bezahlten Lieder nicht auf Rohlinge speichern die auch sein Autoradio abspielt, er "darf" sie ausschließlich auf einem PC oder einem(!) mobilen Gerät für eine nicht bestimmte Zeit anhören, nämlich genau so lange wie es den Anbieter gibt und er seine Server am laufen hält, aber der Raubkopierer kann sie kreuz und quer benutzen, ohne Einschränkungen.
Der ehrliche Käufer von PSP-Software (nur ein Beispiel) muss eine ganze Tüte voller UMDs ins Flugzeug schleppen um seine bezahlten Games zocken zu können, wohingegen der Raubkopierer einfach alle Spiele auf dem Memstick hat und keine extra Datenträger mit sich herumtragen muss.
Genau DAS ist das Problem der Content-Industrie. Sie kriminalisiert ihre eigene Kundschaft, verschweigt dabei aber, dass sie selbst es ist, die den Raubkopierern ihre Werkzeuge in die Hand gibt. Ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass es ein und derselbe Konzern ist, der Filme produziert und Brenner herstellt um sie raubkopieren zu können, sogar die Rohlinge dazu liefert er noch. Ein Schelm, wer ein System dahinter vermutet.
Ah, und jetzt ist mir auch wieder eingefallen wo ich den Artikel gelesen habe, auf gamesindustry.biz.
Versteht mich nicht falsch, ich arbeite selbst in der Unterhaltungsindustrie und mein Lohn hängt davon ab, dass die Leute auch die Spiele bezahlen die sie zocken. Aber seine eigene Kundschaft zu kriminalisieren halte ich für den total falschen Weg. Derweil wäre es doch so einfach Content zu bieten den kein Raubkopierer bieten kann. Schon zu 8Bit-Zeiten hat man festgestellt, dass ein blöder Stein oder ein Plastikklumpen genügen, um die Kunden zum Kauf einer Software zu bewegen, statt sie zu kopieren. Das ist doch der Trick der "Sammler-Editionen". Ein bisschen Honchglanzpapier und bisschen Plastik, schon will jeder das Ding haben. Aber offensichtlich fehlt es der Content-Industrie an jedweder Fantasie.
Pitlobster