BigJim,
ich führe das auf die „Professionalisierung“ in dieser Branche zurück. Die Gamezone entstand einst aus dem Wunsch heraus, den Kunden unserer Ladengeschäfte eine Stimme zu geben. Als Betreiber mehrerer Videospielgeschäfte in München wussten wir, dass es niemanden gab der mehr über Spiele wusste, als die Käufer unserer Spiele. Wir kannten sie ganz genau. Diejenigen, die unglaubliche Summen für japanische Importe ausgaben. Diejenigen, die unbedingt das neueste N64-Modul brauchten und deswegen schon um 6 Uhr Morgens anstanden. Diejenigen, die damals noch wirklich wertvolle Special-Editions kauften, die sie niemals auspackten, sondern verschweist in ihre Vitrinen stellten.
Der Grundgedanke Gamezone zu schaffen war es, all diesen Profis eine Stimme zu geben. Wir waren damals keine gelernten Redakteure, wir waren Videospielbegeisterte und Internetpioniere. Wir hatten keinerlei Kontakte zu irgendwelchen PR-Fuzzies. Wir waren beseelt von dem Wunsch das Wissen unserer Kunden zu kondensieren. Wir wollten, dass unsere Leser von der massigen Erfahrung unserer Kunden profitieren können. Die Idee dahinter war recht einfach. Lasst uns ein Portal schaffen, in dem all diese erfahrenen Spieler ihre Erfahrung mit allen anderen teilen können. Und damit sie dies auch fleißig tun, wollen wir sie mit dem belohnen, was sie am meisten lieben, Spiele.
Der Grundgedanke an Gamezone war also von Anfang an, dass nicht wir die meinungsgebende Macht sind, sondern dass die Spieler die Profis sind. Wir dachten uns, lasst die Spieler sprechen, die wissen doch am besten, was sie hören wollen, was sie erfahren mögen. Als Spieler interessiert mich doch am meisten, was andere Spieler denken und erfahren.
Auch jetzt noch vertrete ich diesen Gedanken, dass ich mir von niemandem mit einer bestimmten Berufslaufbahn vorschreiben lassen muss, wie gut oder wie schlecht ich ein Spiel zu beurteilen habe. Mich interessiert, was der Gamer denkt, der dutzende Stunden in ein Spiel investierte, der nicht irgendwelche PR-Statements gelesen hat, sondern der sich mit dem Produkt selbst beschäftigte. Ich will wissen, was die Leute in den kleinen Gruppen vor den Videospielgeschäften reden, warum sie für in der Luft zerrissene Spiele trotzdem viel Geld ausgeben, oder warum sie gehypten Titeln den Rücken zukehren.
Das ist es, was die Gamezone einst beseelte. Und eine Zeit lang waren wir damit ziemlich erfolgreich. Aber der Druck unter dem heutige Videospielredaktionen stehen, ist ein ganz anderer.
Trotzdem, noch immer stehen vor den Videospielläden diese kleinen Gruppen der Profis. Die Sammler, die Streamer, die Gamer und diejenigen, die Komplettlösungen erarbeiten. Die Zukunft wird zeigen, wer sie vertreten wird können.
Pit