Mittlerweile sind meine Blessuren vom Kampf am 8.12. in der Media Markt-Arena verschwunden, und ich blicke zurück auf eine Woche Wii-Erfahrung.
Ich habe seit der Bekanntgabe von Nintendos Vorstellung einer neuen Eingabemethodik voller Vorfreude auf diesen Gerät gewartet. Um ehrlich zu sein, ich habe mich in meiner knapp 20-jährigen "Karriere" als Konsolenkind noch nie so sehr auf ein neues System gefreut. Woran mag das liegen?
Vielleicht war es der unbewusste Wunsch nach etwas neuem, der Wunsch nach Innovation. Die andere Art der Unterhaltung?
Die Handhabung von Videospielen hat sich Jahrzehnte lang nicht grundlegend geändert. Die Anzahl der Knöpfe wuchs, Features wie Rumble kamen (und gingen) und das Paddesign wurde ergonomischer. Jahrelang war ich damit zufrieden. Auch das Grafik-Wettrüsten machte ich jedes Mal aufs Neue mit Begeisterung mit. Ehemals fantastische Grafiken vergangener Systeme schenkte ich nur noch ein müdes Lächeln, falls ich bei all dem Pixelbrei überhaupt noch was erkennen konnte. Wer mindestens eine Stunde lang den zweiten Teil von Gran Turismo auf der PS2 spielt und sich direkt danach den Vorgänger der PSone zur Gemüte führt, weiß was ich meine. Dabei war doch auch der Vorgänger mit einer damals atemberaubenden Grafik gesegnet. Oder irre ich mich? Sowas nennt man wohl Fortschritt - auf Seiten der Grafik und auf der Seite des Betrachters. Als ich einen Kumpel zu Dreamcast-Zeiten dabei ertappte, wie er ISS auf dem N64 spielte, wurde diese Erkenntnis deutlicher. Wie kann der Typ bei all dem Grafikmatsch erkennen, wer seine Mannschaft ist? Aber vor allem: Wieso hat der Typ soviel Spaß?
Zugegeben: Ich mag tolle Grafik. Zu Bitmapzeiten bei Chrono Trigger oder in brillantem 3D auf der Xbox 360. Das letztere System würde ich vermutlich auch kaufen, wenn ich in meinem Grafikwahn außer Acht lassen könnte, dass ohne HDTV-Gerät die volle Pracht nicht erreicht wird. So ist die Möglichkeit, sich nach jedem Generationswechsel mit den gerade aktuellen Konsolen einzudecken in meinen Augen ein teurer Spaß geworden. Aber vielleicht ein Spaß, der es wert ist? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Als ich in der letzten Ausgabe der M@niac gelesen habe, dass sich das neue Formel 1 für die PS3 genauso spielt wie der Vorgänger, erübrigte sich für mich (erstmal) die Suche nach einer passenden Antwort. Denn da war doch noch was... Stimmt, die Wii!
Schon der Nintendo DS hat mich mit seinen teils simplen Spielen in den Bann gezogen. Eine Runde 42 Spieleklassiker, eine zweite Runde Mario Kart, die dritte Runde einer schier unmöglichen Mission im Trauma Center - diese Unkompliziertheit an Spaß und Spiel begeisterte mich immer wieder aufs Neue. Nicht nur mich. Auch meine Freundin und sogar meine Mutter waren angetan. Zum ersten Mal trauten sie sich an Videospiele heran. Vorbei war die Zeit, als man sich rechtfertigen musste, wieso Videospiele mehr Unterhaltung boten, als das fantastische Mittagsprogramm rund um Barbara Salesch und Co. Mit Nintendos Wii konnte also alles nur noch besser werden...
Um es kurz zu fassen: Nach einer Woche Wii-Erfahrung bin ich immer noch begeistert von der neuen Steuerung. Ich will gar nicht mehr zurück. Alles, wirklich alles, spielt sich so erfrischend anders und doch so vertraut. Wenn ich bei Zelda endlich auf den Rücken eines Bosses gelandet bin, dann ist es einfach ein ganz anderes Gefühl, selber die "Waffe" zu schwingen, um ihm den Rest zu geben. Oder wenn ich beim Bowling endlich den Links-Drall abgeschwächt, vielleicht sogar den Rechts-Drall gelernt habe, weiß ich: Soetwas bietet mir kein herkömmlicher Controller. Ich will nicht mehr zurück! Das erste Mal "Chip-In" beim Golf, ohne auswendig gelernt zu haben, wie lange ich welchen Knopf drücken muss - all das bietet mir einen völlig anderen Grad an Realismus, fernab vom Grafikwahn. Hatte ich schon erwähnt, dass ich gar nicht mehr zurück will?
Zum ersten Mal ist auch bei mir die Grafik zweitrangig. Das Kind in mir kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, wenn die Mii-Familie beim Bowling zuschaut. Meine Eltern fasziniert die Liebe zum Detail bei der Diashow. Meine Freundin freut sich, dass sie endlich mit mir Kuscheln kann, während ich Solo-Adventures wie Zelda spiele - der Nunchuk-Erweiterung sei Dank. Viele Kleinigkeiten und das schiere Potenzial der Konsole lassen mich freudig in die Zukunft blicken.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Ich kann es nicht bei einer Lobeshymne belassen, damit Nintendo-Hasser meinen Beitrag zerreissen. Es gibt durchaus Kritikpunkte:
Das derzeitige Online-Feature ist noch völlig unausgereift. Da hat die XBox 360 klar die Nase vorn, und wird sie vermutlich auch immer haben. Wiiconnect24 an sich ist eine tolle Idee, die auch funktioniert. Nur dauern Mails teilweise noch viel zu lange, bis sie ankommen. Die Verbindung zum Wii-Shop dauert sogar noch länger und sieht beileibe nicht professionell aus. Außerdem kann ich mich einem Redakteur von 4players.de nur anschließen: Wieso gibt es keine zeitbegrenzten Demos? Außerdem sind die Kosten für die Spiele meines Erachtens viel zu hoch. Hier kann man nur hoffen, dass Nintendo in Zukunft gehörig nachlegt. Ob das geplante Einlösen der beim Nintendo Club gesammelten Sterne in Wii-Points die Kosten indirekt senkt, bleibt abzuwarten.
Online-Gaming, Nachrichten- und Wetterkanal sowie Internetbrowser lassen leider noch auf sich warten. Auch wenn Nintendos Maßnahme mit den Wii-Codes vor unliebsamen Gästen schützt, ist es für ein Online-Konzept ein zweischneidiges Schwert. Bisher habe ich kaum die Möglichkeit mit anderen in Kontakt zu treten. "Dank" beidseitiger Einwilligung zwecks Wii-Code habe ich immer noch zig Leute im Adressbuch, denen ich nicht schreiben kann, weil deren Bestätigung fehlt. Vom Austausch der Miis ganz zu schweigen. Mii-Parade? Fehlanzeige!
All das, was die Wii im Offlinemodus mit Freunden an Spaß vermittelt, ist im Online-Sektor (noch) das komplette Gegenteil. Wer dazu noch Online-Gaming oben auf seiner Liste stehen hat, ist mit der Xbox 360 derzeit am besten beraten.
Aber wenn Sony behauptet, man investiere sein Geld in das Potenzial der PS3, dann kann ich das auch
Für viele ist Grafik der Hauptkritikpunkt beim Kauf einer neuen Konsole. Und das kann ich vollends verstehen. Wer seinen Spielspaß anhand von Grafikleistung festmacht, wird mit dem Wii nicht glücklich. Doch nicht der nächste Schritt Richtung Fotorealismus sollte begeistern. Vielmehr liegen die Möglichkeiten der sogenannten "Next Gen"-Konsolen völlig woanders. Viele Entwicker haben immer noch nicht die Grafikbrille beiseite und das Hauptaugenmerk auf viel wichtigere Dinge gelegt, die die Möglichkeit haben, die kommende Art der Unterhaltung zu verändern. Dank der heutigen und kommenden Technik sollten Animationen und die Interaktion mit der Umgebung das Wichtigste sein, worauf sich Entwickler konzentrieren. Stattdessen sehe ich immer noch Spiele, bei denen Charaktere trotz HD-Grafik mies animiert sind oder aber ihren Kopf in die nächste Wand stecken. Oder beispielsweise Rollenspiele, bei denen sich die Protagonisten brav und ohne Gegenwehr was auf die Mütze geben, ohne einen Hauch von Abwehrhaltung oder Gegenreaktion.
Im Bereich der Animation und Interaktion herrscht immer noch Stillstand - kein Quantensprung, wie es bei der Grafik der Fall ist. Einige wenige Spiele bilden da die rühmliche Ausnahme, wie es z.B. bei Assassins Creed der Fall ist. Ein anderer Bereich, wie man die Power der heutigen Konsolen nutzen kann, deutete Kameo ja bereits mit den Massenschlachten an. Mit diesem Fortschritt bringe ich den Begriff "Next Gen" in Verbindung. Nicht primär die Grafik, sondern die Art der Unterhaltung. Und solange sich da nichts ändert, sehe ich Nintendos Wii als "Next Gen"-Konsole an. In meinen Augen die einzige Konsole, die den Begriff verdient hat. Aber das ist zum Glück ja nur meine Meinung, nicht wahr?
Ich habe seit der Bekanntgabe von Nintendos Vorstellung einer neuen Eingabemethodik voller Vorfreude auf diesen Gerät gewartet. Um ehrlich zu sein, ich habe mich in meiner knapp 20-jährigen "Karriere" als Konsolenkind noch nie so sehr auf ein neues System gefreut. Woran mag das liegen?
Vielleicht war es der unbewusste Wunsch nach etwas neuem, der Wunsch nach Innovation. Die andere Art der Unterhaltung?
Die Handhabung von Videospielen hat sich Jahrzehnte lang nicht grundlegend geändert. Die Anzahl der Knöpfe wuchs, Features wie Rumble kamen (und gingen) und das Paddesign wurde ergonomischer. Jahrelang war ich damit zufrieden. Auch das Grafik-Wettrüsten machte ich jedes Mal aufs Neue mit Begeisterung mit. Ehemals fantastische Grafiken vergangener Systeme schenkte ich nur noch ein müdes Lächeln, falls ich bei all dem Pixelbrei überhaupt noch was erkennen konnte. Wer mindestens eine Stunde lang den zweiten Teil von Gran Turismo auf der PS2 spielt und sich direkt danach den Vorgänger der PSone zur Gemüte führt, weiß was ich meine. Dabei war doch auch der Vorgänger mit einer damals atemberaubenden Grafik gesegnet. Oder irre ich mich? Sowas nennt man wohl Fortschritt - auf Seiten der Grafik und auf der Seite des Betrachters. Als ich einen Kumpel zu Dreamcast-Zeiten dabei ertappte, wie er ISS auf dem N64 spielte, wurde diese Erkenntnis deutlicher. Wie kann der Typ bei all dem Grafikmatsch erkennen, wer seine Mannschaft ist? Aber vor allem: Wieso hat der Typ soviel Spaß?
Zugegeben: Ich mag tolle Grafik. Zu Bitmapzeiten bei Chrono Trigger oder in brillantem 3D auf der Xbox 360. Das letztere System würde ich vermutlich auch kaufen, wenn ich in meinem Grafikwahn außer Acht lassen könnte, dass ohne HDTV-Gerät die volle Pracht nicht erreicht wird. So ist die Möglichkeit, sich nach jedem Generationswechsel mit den gerade aktuellen Konsolen einzudecken in meinen Augen ein teurer Spaß geworden. Aber vielleicht ein Spaß, der es wert ist? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Als ich in der letzten Ausgabe der M@niac gelesen habe, dass sich das neue Formel 1 für die PS3 genauso spielt wie der Vorgänger, erübrigte sich für mich (erstmal) die Suche nach einer passenden Antwort. Denn da war doch noch was... Stimmt, die Wii!
Schon der Nintendo DS hat mich mit seinen teils simplen Spielen in den Bann gezogen. Eine Runde 42 Spieleklassiker, eine zweite Runde Mario Kart, die dritte Runde einer schier unmöglichen Mission im Trauma Center - diese Unkompliziertheit an Spaß und Spiel begeisterte mich immer wieder aufs Neue. Nicht nur mich. Auch meine Freundin und sogar meine Mutter waren angetan. Zum ersten Mal trauten sie sich an Videospiele heran. Vorbei war die Zeit, als man sich rechtfertigen musste, wieso Videospiele mehr Unterhaltung boten, als das fantastische Mittagsprogramm rund um Barbara Salesch und Co. Mit Nintendos Wii konnte also alles nur noch besser werden...
Um es kurz zu fassen: Nach einer Woche Wii-Erfahrung bin ich immer noch begeistert von der neuen Steuerung. Ich will gar nicht mehr zurück. Alles, wirklich alles, spielt sich so erfrischend anders und doch so vertraut. Wenn ich bei Zelda endlich auf den Rücken eines Bosses gelandet bin, dann ist es einfach ein ganz anderes Gefühl, selber die "Waffe" zu schwingen, um ihm den Rest zu geben. Oder wenn ich beim Bowling endlich den Links-Drall abgeschwächt, vielleicht sogar den Rechts-Drall gelernt habe, weiß ich: Soetwas bietet mir kein herkömmlicher Controller. Ich will nicht mehr zurück! Das erste Mal "Chip-In" beim Golf, ohne auswendig gelernt zu haben, wie lange ich welchen Knopf drücken muss - all das bietet mir einen völlig anderen Grad an Realismus, fernab vom Grafikwahn. Hatte ich schon erwähnt, dass ich gar nicht mehr zurück will?
Zum ersten Mal ist auch bei mir die Grafik zweitrangig. Das Kind in mir kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, wenn die Mii-Familie beim Bowling zuschaut. Meine Eltern fasziniert die Liebe zum Detail bei der Diashow. Meine Freundin freut sich, dass sie endlich mit mir Kuscheln kann, während ich Solo-Adventures wie Zelda spiele - der Nunchuk-Erweiterung sei Dank. Viele Kleinigkeiten und das schiere Potenzial der Konsole lassen mich freudig in die Zukunft blicken.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Ich kann es nicht bei einer Lobeshymne belassen, damit Nintendo-Hasser meinen Beitrag zerreissen. Es gibt durchaus Kritikpunkte:
Das derzeitige Online-Feature ist noch völlig unausgereift. Da hat die XBox 360 klar die Nase vorn, und wird sie vermutlich auch immer haben. Wiiconnect24 an sich ist eine tolle Idee, die auch funktioniert. Nur dauern Mails teilweise noch viel zu lange, bis sie ankommen. Die Verbindung zum Wii-Shop dauert sogar noch länger und sieht beileibe nicht professionell aus. Außerdem kann ich mich einem Redakteur von 4players.de nur anschließen: Wieso gibt es keine zeitbegrenzten Demos? Außerdem sind die Kosten für die Spiele meines Erachtens viel zu hoch. Hier kann man nur hoffen, dass Nintendo in Zukunft gehörig nachlegt. Ob das geplante Einlösen der beim Nintendo Club gesammelten Sterne in Wii-Points die Kosten indirekt senkt, bleibt abzuwarten.
Online-Gaming, Nachrichten- und Wetterkanal sowie Internetbrowser lassen leider noch auf sich warten. Auch wenn Nintendos Maßnahme mit den Wii-Codes vor unliebsamen Gästen schützt, ist es für ein Online-Konzept ein zweischneidiges Schwert. Bisher habe ich kaum die Möglichkeit mit anderen in Kontakt zu treten. "Dank" beidseitiger Einwilligung zwecks Wii-Code habe ich immer noch zig Leute im Adressbuch, denen ich nicht schreiben kann, weil deren Bestätigung fehlt. Vom Austausch der Miis ganz zu schweigen. Mii-Parade? Fehlanzeige!
All das, was die Wii im Offlinemodus mit Freunden an Spaß vermittelt, ist im Online-Sektor (noch) das komplette Gegenteil. Wer dazu noch Online-Gaming oben auf seiner Liste stehen hat, ist mit der Xbox 360 derzeit am besten beraten.
Aber wenn Sony behauptet, man investiere sein Geld in das Potenzial der PS3, dann kann ich das auch
Für viele ist Grafik der Hauptkritikpunkt beim Kauf einer neuen Konsole. Und das kann ich vollends verstehen. Wer seinen Spielspaß anhand von Grafikleistung festmacht, wird mit dem Wii nicht glücklich. Doch nicht der nächste Schritt Richtung Fotorealismus sollte begeistern. Vielmehr liegen die Möglichkeiten der sogenannten "Next Gen"-Konsolen völlig woanders. Viele Entwicker haben immer noch nicht die Grafikbrille beiseite und das Hauptaugenmerk auf viel wichtigere Dinge gelegt, die die Möglichkeit haben, die kommende Art der Unterhaltung zu verändern. Dank der heutigen und kommenden Technik sollten Animationen und die Interaktion mit der Umgebung das Wichtigste sein, worauf sich Entwickler konzentrieren. Stattdessen sehe ich immer noch Spiele, bei denen Charaktere trotz HD-Grafik mies animiert sind oder aber ihren Kopf in die nächste Wand stecken. Oder beispielsweise Rollenspiele, bei denen sich die Protagonisten brav und ohne Gegenwehr was auf die Mütze geben, ohne einen Hauch von Abwehrhaltung oder Gegenreaktion.
Im Bereich der Animation und Interaktion herrscht immer noch Stillstand - kein Quantensprung, wie es bei der Grafik der Fall ist. Einige wenige Spiele bilden da die rühmliche Ausnahme, wie es z.B. bei Assassins Creed der Fall ist. Ein anderer Bereich, wie man die Power der heutigen Konsolen nutzen kann, deutete Kameo ja bereits mit den Massenschlachten an. Mit diesem Fortschritt bringe ich den Begriff "Next Gen" in Verbindung. Nicht primär die Grafik, sondern die Art der Unterhaltung. Und solange sich da nichts ändert, sehe ich Nintendos Wii als "Next Gen"-Konsole an. In meinen Augen die einzige Konsole, die den Begriff verdient hat. Aber das ist zum Glück ja nur meine Meinung, nicht wahr?