jaypeekay hat folgendes geschrieben:
Elvis & Co. wurden verteufelt weil gegen alle Grundsätze verstießen die man damals so kannte. Heute kräht danach kein Hahn mehr, aber mit Videospielen ist es ähnlich. Was man nicht kennt das wird erstmal skeptisch betrachtet und wenn es dann noch den einen oder anderen Amoklauf nebenbei gibt dann ist auch ganz klar wer der schuldige ist, weil man die Schuld ja nicht bei sich selber suchen kann.
Das stimmt zwar im Prinzip, aber alles was verteufelt wurde, wurde nur eine Generation lang verteufelt, danach wurde sich was neues gesucht. Elvis war schon ab Ende der 60er nicht mehr der große böse Mann. Während man sich Anfang der 80er über den bösen Heavy Metal vor allem in den USA aufregte, war das Thema schon 10 Jahre später keines mehr. Auch Black Sabbath hat man irgendwann nach ein paar Jahren akzeptiert - trotz Satanismusvorwürfen durften sie allsbald sogar im deutschen Fernsehen auftreten.
Aber Spiele? Computerspiele gibt es faktisch seit den 1960er Jahren. Mittlerweile fast ein halbes Jahrhundert, selbst wenn man nur ab Pong und Magnavox Odyssey rechnet, sind es mittlerweile 38 Jahre. Viel Zeit, mehr als eine Generation, seit der die Spieleindustrie um Anerkennung kämpft.
Denn die Diskussionen von wegen Gewalt in Spielen gab es schon in den frühen 80ern (Siehe etwa das 1985 erschienene Buch "Im Sog der Videospiele - Was Eltern wissen sollten") und auch das Wort "Killerspiel" ist keine neuzeitliche Erfindung, damit werfen Politiker und Magazinredakteure schon seit Jahren rum (Etwa der so betitelte Artikel in der Power Play 4/91)
Und Diskussionen über die Gefahren oder Nicht-Gefahren von Spielen gibt es seit Urzeiten. Nichts hat sich geändert, zumindest hier in Deutschland und das trotz Mauerfall und Vereinigung (In der DDR hatte man nie was gegen Spiele, im Gegenteil wurde Spieleprogrammierung dort sogar direkt als Schulprogramm gefördert!) und nachfolgenden Generationen.
Vor 30 Jahren waren Computerspiele böse, vor knapp 20 Jahren hat man den Untergang der Zivilisation beschworen weil man in Flugsims den damals aktuellen Golfkrieg nachspielen konnte und seit 8 Jahren kommen Computerspiele direkt aus der Hölle und müssen verboten werden um die Gesellschaft zu retten.
Ändern wird sich daran nichts, solange sich nicht ein informierender Gegenpol zu Bild & Co. sowie den ahnungslosen Politikern bildet. Das sich gerade die so genannten Spieleredakteure die immer so schön über die Situation in halbgaren Artikeln meckern und die Spielepublisher zusammengeschlossen haben, ist erbärmlich. Denn die sind eigentlich die einzigen, die das Geld, die "Macht" und die Möglichkeiten haben, etwas daran zu ändern.
So darf man aber wohl weiterhin jedes halbe Jahr einen schlecht verfassten Artikel von Paul Kautz bei 4Players über die "traurige Situation" lesen.