djhousepunk
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Soooo, liebe Freunde der leichten Unterhaltung...wie einige von euch vielleicht wissen, habe ich hier ab und zu eine Kolumne zu dem ein oder anderen Thema, das sich mit Videospielen beschäftigt, geschrieben. Nun habe ich mir gedacht, ich werde weiterhin ältere oder auch neue Artikel in das Off-Topic-Forum posten - zur allgemeinen Belustigung oder auch, weil Game-TV und LvL Up ja schon lange nicht mehr online sind und es schade wäre, wenn sie fast ungelesen im Nirwana des Internets verschwinden würden. Die Themen sind teilweise natürlich nicht mehr ganz so aktuell, aber lesen kann man sie ja trotzdem mal.
Anfangen möchte ich mit einem Artikel der nie veröffentlicht und Monate vor (!) Erscheinen von Move und Kinect verfasst wurde. Have Fun!
Der Hampelmann
Es hatte alles so schön angefangen: Ein Plastikkasten, zwei Drehregler und ein Knopf. Gut, dann kamen Stück für Stück und Jahr für Jahr stetig ein paar Knöpfe und Tasten hinzu und manchmal wurde es fast schon kompliziert, die vielen unterschiedlichen Belegungen einzustudieren und auswendig zu lernen. Aber es gab doch immer etwas zu drücken, zu drehen oder zu schieben, wenn ich meinem liebsten Hobby nachging. Es gab immer etwas zu tun für meine Finger, sie waren immer in Bewegung, verrenkten sich, schwitzten, zuckten und bekamen nach 4 Stunden Dauerzocken auch gerne mal einen Krampf. Und das war gut so, es war schön und meine kleine Spielewelt war so, wie sie sein sollte.
Und nun? Jetzt haben wir den ach so fortschrittlichen Salat, oder besser: die Salate. Einmal den Chefsalat von Sony mit lecker Move- und Sub Controller als Beilage und dann noch den abgespeckten Gartensalat von Microsoft mit lecker ganz ohne Beilage. Playstation Move und Kinect (ehemals Project Natal) heißen die beiden neuen Bewegungssteuerungen der zwei großen HD-Konsolenhersteller, sollen eine neue Dimension des Spielens ermöglichen und uns fette, unsportliche Gamer endlich runter von der Couch und rein in die Bewegung bringen, ja sogar zu sportlicher Aktivität führen. Move benötigt dazu noch zusätzliche Peripherie, Kinect kommt ganz ohne aus bei Kinect bist Du der Controller, könnte man im Falle Microsofts sagen. Aber will ich wirklich ein Controller sein? Nun ja, einen sehr beweglichen Stick habe ich bereits und auch zwei äußerst sensible Knöpfe, aber das ist eine andere Geschichte und gehört nun wirklich nicht hierhin. Nein, ich will kein Controller sein, aber ich will als Zocker einen bedienen, wenn ich in die weite Welt der Videospiele eintauche. Und ich will auch nicht zwei Armverlängerungen benutzen und damit herumfuchteln wie ein Fluglotse auf Extasy und genau so sehen doch die ganzen agierenden Schauspieler oder Entwickler auf den diversen Promovideos der beiden neuen Steuerungseinheiten aus: wie ein epileptischer Zappelphilipp mit Tourette mit Nervenkrankheiten mit neurologischer Dysfunktion.
Ich möchte einen Controller haben, der schön in der Hand liegt, der sich auch so anfühlt, als hätte ich immer die genaue Kontrolle über das, was dort auf dem Bildschirm geschieht. Er muss Trigger- oder zumindest Schultertasten haben, damit ich auch spüre, wie ich bei Third Person- und Egoshootern den Abzug meiner Waffe betätige. Er muss Knöpfe haben, damit ich merke, wie ich bei Action- oder Jumpn Run Spielen meine diversen Aktionen ausführe. Und ganz wichtig: Er muss mir ein Feedback in Form von Vibrationen geben, damit ich spüre, wenn ich getroffen, gestochen oder geschlagen werde. Wie soll das beim Beispiel von Kinect funktionieren? Kommt da noch ein Full-Force-Schüttel-Ganzkörperanzug von Microsoft? Oder Handschuhe mit Rumblefunktion? Microsofts Kinect soll ja sogar Personen inklusive deren Mimik und Geschlecht erkennen aber was macht er dann bei Zwillingen oder schmal gebauten, langhaarigen androgynen Männern? Gibt es dann eventuell eine CoD, eine Camera of Death, bevor die nächste Fehlermeldung inklusive Absturz erscheint? Oder kann man dann das nächste Call of Duty nur mit seinen Gesichtszügen spielen? Eine Granate nur mit einem Lächeln werfen und eine Salve Blei mit einem Schmollmund abfeuern? Und wenn man schielt, schaltet man in den Schleichmodus?
Mir ist das alles sehr suspekt. Auch der Nullpunkt, den ein Analogcontroller immer automatisch einnimmt, wenn man ihn loslässt, wurde mir hier sehr fehlen. Irgendwie gibt es bei einer völlig peripheriefreien Steuerung keinen Ansatz, nicht Greifbares, keinerlei Begrenzung, keinen Druckpunkt, kein Anfang und kein Ende. Und genau so etwas benötige ich beim Zocken. Ich betätige einen Knopf und löse damit eine Aktion im Spiel aus, ich bewege den Stick und mein Alter Ego auf dem Bildschirm geht brav in die entsprechende Richtung. Ich brauche irgendeine Art von physischer Resonanz und das habe ich vielleicht gerade noch bei Playstation Move, bei Kinect greife ich da buchstäblich ins Leere, wenn ich vor dem Fernseher mit meinen diversen Extremitäten herumfuchtele.
Aber Regisseur Steven Spielberg sagt ja über Kinect: Das ist ein ausschlaggebender Moment, der eine Welle von Veränderungen mit sich bringen wird, welche weit über den Bereich der Videospiele hinaus wirken werden. Und er muss es ja wissen, er ist ja schließlich auch ein alter Zocker, hat den ersten Teil von Medal of Honor entworfen und bereits Uncharted gespielt. Und er hat sogar schon sein eigenes Spiel herausgebracht. Und überhaupt, er hat es schon vor Jahren gewusst: Guckt euch den Film Minority Report an, dann wisst ihr genau, wie man mit Kinect in Zukunft in seiner virtuellen Xbox 360-Mediathek herumblättern kann. Seht her, ich kann mit einer Handbewegung meine Filme und Fotos verschieben! Ich könnte das zwar auch mit dem Drücken meines Steuerkreuzes, aber so ist es viel cooler. Oder doch anstrengender? Oder einfach nur alberner?
Und überhaupt: Welcher Gamer schafft es denn bitte, bei einem eventuell für Kinect erscheinenden Egoshooter 5 Stunden am Stück seinen Arm nach vorne zu strecken um seine Waffe zu führen und zu benutzen? Ich schaffe das nicht mal 20 Minuten. Irgendwie hätte ich auch andauernd das Gefühl, beobachtet zu werden, wenn man sich vor einer angeschalteten Kamera oder einem Sensor bewegt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich immer die Vorhänge zuziehen würde, sobald ich, wild gestikulierend, mit Move oder Kinect ein Videospiel konsumiere. Da ist es doch viel schöner, auf einer gemütlichen Couch seine Finger über einen echten Controller gleiten zu lassen, Knöpfe zu drücken, Digital- und Analogsticks kreisen zu lassen und Bumper zu betätigen. Ich weiß, ich weiß, man sollte nicht über frisch gelegte Eier reden, weil man ja nicht vorhersehen kann, welcher schöne Gockel vielleicht aus einem solchen schlüpft. Aber trotzdem - und ohne eine der beiden neuen Bewegungssteuerungen jemals selbst getestet zu haben - sage ich folgendes zu Move und Kinect, auch wenn ich mich dabei eventuell weit aus dem Fenster meines Redaktionszimmers lehne:
Ich bin Videospieler und kein Hampelmann.
Anfangen möchte ich mit einem Artikel der nie veröffentlicht und Monate vor (!) Erscheinen von Move und Kinect verfasst wurde. Have Fun!
Der Hampelmann
Es hatte alles so schön angefangen: Ein Plastikkasten, zwei Drehregler und ein Knopf. Gut, dann kamen Stück für Stück und Jahr für Jahr stetig ein paar Knöpfe und Tasten hinzu und manchmal wurde es fast schon kompliziert, die vielen unterschiedlichen Belegungen einzustudieren und auswendig zu lernen. Aber es gab doch immer etwas zu drücken, zu drehen oder zu schieben, wenn ich meinem liebsten Hobby nachging. Es gab immer etwas zu tun für meine Finger, sie waren immer in Bewegung, verrenkten sich, schwitzten, zuckten und bekamen nach 4 Stunden Dauerzocken auch gerne mal einen Krampf. Und das war gut so, es war schön und meine kleine Spielewelt war so, wie sie sein sollte.
Und nun? Jetzt haben wir den ach so fortschrittlichen Salat, oder besser: die Salate. Einmal den Chefsalat von Sony mit lecker Move- und Sub Controller als Beilage und dann noch den abgespeckten Gartensalat von Microsoft mit lecker ganz ohne Beilage. Playstation Move und Kinect (ehemals Project Natal) heißen die beiden neuen Bewegungssteuerungen der zwei großen HD-Konsolenhersteller, sollen eine neue Dimension des Spielens ermöglichen und uns fette, unsportliche Gamer endlich runter von der Couch und rein in die Bewegung bringen, ja sogar zu sportlicher Aktivität führen. Move benötigt dazu noch zusätzliche Peripherie, Kinect kommt ganz ohne aus bei Kinect bist Du der Controller, könnte man im Falle Microsofts sagen. Aber will ich wirklich ein Controller sein? Nun ja, einen sehr beweglichen Stick habe ich bereits und auch zwei äußerst sensible Knöpfe, aber das ist eine andere Geschichte und gehört nun wirklich nicht hierhin. Nein, ich will kein Controller sein, aber ich will als Zocker einen bedienen, wenn ich in die weite Welt der Videospiele eintauche. Und ich will auch nicht zwei Armverlängerungen benutzen und damit herumfuchteln wie ein Fluglotse auf Extasy und genau so sehen doch die ganzen agierenden Schauspieler oder Entwickler auf den diversen Promovideos der beiden neuen Steuerungseinheiten aus: wie ein epileptischer Zappelphilipp mit Tourette mit Nervenkrankheiten mit neurologischer Dysfunktion.
Ich möchte einen Controller haben, der schön in der Hand liegt, der sich auch so anfühlt, als hätte ich immer die genaue Kontrolle über das, was dort auf dem Bildschirm geschieht. Er muss Trigger- oder zumindest Schultertasten haben, damit ich auch spüre, wie ich bei Third Person- und Egoshootern den Abzug meiner Waffe betätige. Er muss Knöpfe haben, damit ich merke, wie ich bei Action- oder Jumpn Run Spielen meine diversen Aktionen ausführe. Und ganz wichtig: Er muss mir ein Feedback in Form von Vibrationen geben, damit ich spüre, wenn ich getroffen, gestochen oder geschlagen werde. Wie soll das beim Beispiel von Kinect funktionieren? Kommt da noch ein Full-Force-Schüttel-Ganzkörperanzug von Microsoft? Oder Handschuhe mit Rumblefunktion? Microsofts Kinect soll ja sogar Personen inklusive deren Mimik und Geschlecht erkennen aber was macht er dann bei Zwillingen oder schmal gebauten, langhaarigen androgynen Männern? Gibt es dann eventuell eine CoD, eine Camera of Death, bevor die nächste Fehlermeldung inklusive Absturz erscheint? Oder kann man dann das nächste Call of Duty nur mit seinen Gesichtszügen spielen? Eine Granate nur mit einem Lächeln werfen und eine Salve Blei mit einem Schmollmund abfeuern? Und wenn man schielt, schaltet man in den Schleichmodus?
Mir ist das alles sehr suspekt. Auch der Nullpunkt, den ein Analogcontroller immer automatisch einnimmt, wenn man ihn loslässt, wurde mir hier sehr fehlen. Irgendwie gibt es bei einer völlig peripheriefreien Steuerung keinen Ansatz, nicht Greifbares, keinerlei Begrenzung, keinen Druckpunkt, kein Anfang und kein Ende. Und genau so etwas benötige ich beim Zocken. Ich betätige einen Knopf und löse damit eine Aktion im Spiel aus, ich bewege den Stick und mein Alter Ego auf dem Bildschirm geht brav in die entsprechende Richtung. Ich brauche irgendeine Art von physischer Resonanz und das habe ich vielleicht gerade noch bei Playstation Move, bei Kinect greife ich da buchstäblich ins Leere, wenn ich vor dem Fernseher mit meinen diversen Extremitäten herumfuchtele.
Aber Regisseur Steven Spielberg sagt ja über Kinect: Das ist ein ausschlaggebender Moment, der eine Welle von Veränderungen mit sich bringen wird, welche weit über den Bereich der Videospiele hinaus wirken werden. Und er muss es ja wissen, er ist ja schließlich auch ein alter Zocker, hat den ersten Teil von Medal of Honor entworfen und bereits Uncharted gespielt. Und er hat sogar schon sein eigenes Spiel herausgebracht. Und überhaupt, er hat es schon vor Jahren gewusst: Guckt euch den Film Minority Report an, dann wisst ihr genau, wie man mit Kinect in Zukunft in seiner virtuellen Xbox 360-Mediathek herumblättern kann. Seht her, ich kann mit einer Handbewegung meine Filme und Fotos verschieben! Ich könnte das zwar auch mit dem Drücken meines Steuerkreuzes, aber so ist es viel cooler. Oder doch anstrengender? Oder einfach nur alberner?
Und überhaupt: Welcher Gamer schafft es denn bitte, bei einem eventuell für Kinect erscheinenden Egoshooter 5 Stunden am Stück seinen Arm nach vorne zu strecken um seine Waffe zu führen und zu benutzen? Ich schaffe das nicht mal 20 Minuten. Irgendwie hätte ich auch andauernd das Gefühl, beobachtet zu werden, wenn man sich vor einer angeschalteten Kamera oder einem Sensor bewegt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich immer die Vorhänge zuziehen würde, sobald ich, wild gestikulierend, mit Move oder Kinect ein Videospiel konsumiere. Da ist es doch viel schöner, auf einer gemütlichen Couch seine Finger über einen echten Controller gleiten zu lassen, Knöpfe zu drücken, Digital- und Analogsticks kreisen zu lassen und Bumper zu betätigen. Ich weiß, ich weiß, man sollte nicht über frisch gelegte Eier reden, weil man ja nicht vorhersehen kann, welcher schöne Gockel vielleicht aus einem solchen schlüpft. Aber trotzdem - und ohne eine der beiden neuen Bewegungssteuerungen jemals selbst getestet zu haben - sage ich folgendes zu Move und Kinect, auch wenn ich mich dabei eventuell weit aus dem Fenster meines Redaktionszimmers lehne:
Ich bin Videospieler und kein Hampelmann.