Three
Extremes
Three Extremes ist erst seit kurzem in Deutschland auf DVD erhältlich und klingt für Fans asiatischer Filme, besser gesagt Horrorfilme und Thriller, wie ein Traum. Gleich drei Regisseure aus drei Ländern in Fernost (China, Japan und Korea), besser gesagt der Chinese Fruit Chan, der mit Oldboy bereits schon Mal für die Goldene Palme Nominierte Chan-wook Park, und der Japanische Splatter Kultregisseur Takashi Miike (Audition, Ichi the Killer, One missed call), servieren drei verschiedene Filme, die auf ihre ganz eigene Weise Extrem sind. Wer hier jedoch konventionelles Horror Kino mit Blut, Monstern und billigen Schockeffekten erwartet, wird hier umso mehr überrascht sein
Zunächst mal gibt es da den Film Dumplings von Fruit Chan, der weitestgehend unbekannte der drei.
Dieser Kurzfilm dreht sich um die alternde Fernsehdarstellerin Li, die wegen ihrem Selbstwertgefühl und aufgrund ihres entfremdeten Mannes alles dafür tun würde, um wieder jung und strahlend zu erscheinen. So landet sie bei Tante Mei, die vom äußeren her ihrem Namen nicht gerecht wird
dank dem Geheimrezept was sie verkauft. Dieses verbirgt sich in den Titelgebenden Dumplings, zu deutsch Dim Sum, Teigtaschen mit saftiger Füllung.
Hinter denen verbirgt sich jedoch ein grausames und ekelhaftes Geheimnis, das nach einiger Zeit auch Li Sorgen macht
Es ist ein wenig hart, viele weitere Worte über den Film zu verlieren, da man verraten müsste, worum es sich bei der geheimen Zutat handelt, was aber wieder für den Film schädlich ist
aber na ja, versuchen wir das beste. Jedenfalls ist der Film zwar bis auf ein paar hässliche Szenen weitestgehend unblutig, kreiert aber dank Fruit Chans Regie konstant ein ungutes Gefühl, nicht zuletzt dank einer fiesen Soundkulisse, und einem Stück morbiden Humor. Überraschenderweise findet man aber in dem Film nicht nur einen abgedrehten und kranken Plot, sondern auch viel Gesellschaftskommentar, der einige globale Themen anspricht, aber auch vor allem landeseigene vom gebürtig chinesischen Regisseur.
Alles in allem der verständlichste der drei Filme, wenn auch mit einem großen Minuspunkt behaftet: Denn eigentlich ist Dumplings ein abendfüllender Film, der für diese Zusammenstellung auf 45 Minuten gepresst wurde (Anmerkung: Die lange Version ist auch auf DVD erhältlich). Der grundlegenden Handlung schadet das nicht, aber es werden der Dreiviertelstunde einige Handlungsstränge angefangen, die nur äußerst unbefriedigend gelöst werden. Aber wie gesagt, die Readers Digest Version die hier vorliegt ist alles andere als schlecht.
Chan Wook-Parks Werk Cut verzichtet auf zusätzliche Handlungsstränge, ist aber trotzdem umso mehr ein Verwirrspiel:
Hier wird ein bekannter Regisseur von einem fanatischen Dauerstatisten aus seinen Filmen entführt. Der Regisseur ist ein guter Mensch, jung, gutaussehend und erfolgreich
alles was der Statist nicht ist. Um sich an dieser Ungerechtigkeit zu rächen, spielt er mit seinem Chef, und dessen Frau als Druckmittel, ein grausames Spiel, das seine schlechte Seite zum Vorschein bringen soll
Wieder Mal ist Parks Lieblingsthema, Rache, das Thema des Films, wenngleich in einem sehr verdrehtem Sinne. Was hier dabei rauskommt, ist eine geisteskranke Mischung aus Saw und Misery, mit mehr als einem Schuss bitterbösem Humor. Visuell konnte sich Park offenbar gut austoben, der Film spielt mit ungewöhnlichen Kamerafahrten und Einstellungen, und die Kulisse bietet eine entsprechende Grundlage für das surreale Verwirrspiel, das sich darauf abspielt. Oh, und in diesem Film wirds ausnahmsweise auch mal richtig blutig
Für Leuten denen japanisches Kino ein Begriff ist, verbirgt sich bei Takashi Miikes Box die größte Überraschung in Three
Extremes. Aber erstmal zur Story:
Die nicht unbedingt erfolglose Schriftstellerin Kyoko hat einen immer wiederkehrenden Traum, wie sie in einer winzigen Kiste lebendig begraben wird. Als sie versucht, einen Sinn hinter diesem zu finden, stößt sie auf grausame Erinnerungen, in der eine Geschichte über eine Darsteller-Familie durch Neid und Eifersucht böse endet
Eigentlich ist Takashi Miike eher für ultrabrutale Gewaltorgien bekannt, aber in diesem Film findet man so etwas nicht. Box ist ein ruhiges, unblutiges, fast schon poetisch anmutendes, dennoch äußerst düsteres Werk, in der die Grenze zwischen Fiktion und Realität, und zwischen Traum und Wirklichkeit immer wieder verschwimmt, und, obwohl es kurzzeitig so scheinen mag, nicht den üblichen Konventionen von Geisterfilmen oder Psychothrillern folgt. Miikes Beitrag unterscheidet sich mit seinem eigenen Pacing und ästhetischen Bildern sehr von seinen Nachbarfilmen, sollte aber mit Sicherheit nicht ausgegrenzt werden.
Interessanterweise gibt es einen großen Kritikpunkt, an dem jeder der drei Filme krankt. In jedem Film findet man am Ende eine überraschende Wendung, die noch mal alles auf den Kopf stellen soll, aber eigentlich jedes Mal nur als äußerst verwirrend, und fast schon an der Schwelle zu störend unnötig wirkt. Viele Worte kann ich darüber nicht verlieren, aber wers sieht wirds merken ^^.
Die Darstellerischen Leistungen bei allen drei Filmen sind gut, ohne überragend zu sein (ausgenommen vielleicht Bai Lings Leistung in Dumplings), und obwohl alle drei Filme verschiedene Originalsprachen haben und technisch und vom Budget her sehr unterschiedlich wirken, weiß man doch, das sie zusammengehören und bieten für ihre 35-45 Minuten pro Geschichte viel Handlung und Unterhaltung.
Fazit: Das filmische Dreiländereck ist ein interessanter, Twilight Zone-artiger Aufbruch zu neuen, psychologischen Extremen, die zwar keinen so hohen Angstfaktor bieten wie konventionelle Horrorfilme, aber ungewöhnlich, fast schon innovativ sind und vor allem sehr unterhaltsam für die, die es durchhalten.
Alles in allem ein schönes Showcase guter asiatischer Kurzfilme, die nicht perfekt sind (vor allem am Ende), aber dennoch sehr sehr gut.