Anime(geheim)tipps

Frybird

Bekanntes Gesicht
Mitglied seit
30.04.2005
Beiträge
4.734
Reaktionspunkte
1
Website
www.pixelrand.de
Der Name sagt es. Was empfehlt ihr so für Anime Serien, Filme und OVAs?

Ich fang mal an mit dem kürzlich zuende geguggten

Paranoia Agent

Viele Animes, in denen es sich nicht um Science Fiction, Action, oder Liebesgeschichten dreht, gehören oftmals in eine Kategorie, die oftmals einfach nur „Mindf***“ genannt wird, seltsame, verstörende Stories, die aber in ihrer ganzen „Wirre“ den Zuschauer zum Denken anregen. Paranoia Agent fällt in diese Kategorie, unterscheidet sich aber von anderen Animes dieser Art wie Serial Experiments Lain und Rahxephon sind hier einige Dinge anders…und andere nicht.

Paranoia Agent hat nur indirekt eine durchgehende Story. Diese spielt (wo solls auch anders sein) im Tokyo der Gegenwart, in dem der mysteriöse „Shounen Bat“ (frei Übersetzt: „Junge mit Schläger“), ein mysteriöser Junge, der mit goldenen Rollerblades auftaucht um offenbar wahllos Leute mit seinem verformten Baseballschläger anzugreifen, Stadtgespräch ist. Etwa die Hälfte der dreizehnteiligen Serie erzählt pro Folge von immer neuen Menschen, die von Shounen Bat angegriffen werden. Diese sind oft völlig unterschiedlich (und trotzdem glaubwürdig und relativ realistisch), jedoch haben alle Charaktere eine gewisse Verbindung zueinander, gesellschaftlich und auch psychisch: Denn sie alle haben Probleme, mit ihrem eigenen Leben klar zu kommen.
Was P.A. von anderen Animes dieser Art nicht unterscheidet ist, das die Serie sehr sehr seltsam ist. Das sieht man schon beim Vorspann einer jeden Folge, in der ein großer Teil der Hauptcharaktere ausdruckslos monoton lachend vor verschiedenen Hintergründen, vom Stadtbild über Überschwemmungen bis hin zu einer gewaltigen Atombomben-Explosion stehen, untermalt mit einem seltsamen Ohrwurm fördernden Song. Die einzelnen Episoden zeigen teils bodenständige, teils völlig abgehobene Geschichten und Bilder. Highlights der Eigenartigkeit ist dabei u.a. eine Folge, die das bereits Geschehene in einer Art Fantasy-Superheldenstory nacherzählt, oder eine Geschichte über drei Menschen, darunter ein kleines Mädchen, die gemeinsam versuchen Selbstmord zu begehen (und auch wenn es wie ein enormer Tabu-Bruch klingt, die Folge ist verflucht witzig). Die letzten Folgen sprengen dann dabei endgültig die Grenzen der Realität und werden sehr surrealistisch.
Was jedoch hier anders ist: Egal wie seltsam die Folge ist, der Fokus auf das Wesentliche geht nie verloren. Die gesamte Serie hat ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Handlungen zieht, und man hat auch, vom Ende abgesehen, immer einen Bezug zur Realität und kann den Ereignissen immer folgen, ohne ein Forum oder einen Story Guide zu befragen.
Auch ist die Handlung spannend und tiefgründig genug, um sich von der Masse abzuheben, und die Charakterzeichnung ist ebenfalls gelungen. Wer sich genug Gedanken über das gesehene macht, dem wird schnell klar, das Paranoia Agent unheimlicher ist als es zu nächst scheinen mag (Menschliche Psyche = Creepy!) Und trotz des abgehobenen Endes werden bis die Serie vorbei ist die meisten offenen Fragen geklärt und die Sache zu einem guten Ende geführt.
Das einzige Manko am Ende ist jedoch, das die letzten Folgen sich nur auf einige Charaktere beschränken, wobei man zumindest von einigen der vielen vorgestellten Charaktere gerne wüsste, wie es mit ihnen weiter/zu Ende geht

Technisch ist der Anime von 2004 klasse: Der Sound ist professionell, die Animationen sind flüssig und der Zeichenstil ist durch das weglassen von den äußeren Linien der Charaktere sehr neuartig, aber trotzdem unglaublich detailliert. Das etwas comic-hafte Charakterdesign unterstützt dabei die Charakterzeichnung. Zudem sind die Schnitte und „Kameraeinstellungen“ dank der Leitung durch einen Film-Regisseur sehr aufwendig und professionell.

Fazit: Paranoia Agent ist nicht für jeden etwas. Wer sich aber darauf einlässt, wird von der tiefgründigen, doch oft ernsten Story und den Charakteren überrascht sein, trotz einiger teils sehr eigenartigen Folgen
 
Zurück