@dj: Ehrlich gesagt kann ich dir da nicht zustimmen. Ich habe eher den Eindruck, dass die Täter versuchen, dieses Narrativ zu pushen und ich finde es auch extrem gefährlich, da es impliziert, dass man dem Opfer nicht glaubt. Ich persönlich glaube auch nicht an "Cancel Culture", sondern an "Consequence Culture" - wer Mist baut, muss dafür Gerade stehen, egal ob es vor einem Monat, vor einem Jahr oder vor 10 Jahren passiert ist. Das schließt aber eine anschließende Rehabilitation nicht aus.
Dass, sobald Anschuldigungen vorgebracht wurden, diese gründlich untersucht werden müssen, ist klar, ich denke da sind wir uns alle einig. Du kannst aber nicht erwarten, dass währenddessen alles normal weiterläuft, bis solche Anschuldigungen geklärt sind. Nehmen wir gerne Spacey als Beispiel, was glaubst du was für ne Stimmung am Set von House of Cards gewesen wäre, wenn er weiterhin da gewesen wäre. Ich glaube das wäre für alle drum herum und vor allem auch für ihn selbst eine absolute Tortur gewesen.
Bzgl. Spaceys Gerichtsverfahren: Ja, er hat eine faire Verhandlung bekommen bzw. er bekommt faire Verhandlungen. Einer der Kläger gegen ihn wurde fallen gelassen, da er nicht bereit war seine Identität offenzulegen. Eine der anderen Klagen gegen ihn wurde ebenfalls fallengelassen. Das Verfahren mit Anthony Rapp gegen ihn läuft weiter - potenzielle Trittbrettfahrer, wie der anonyme Kläger, wurden schnell aussortiert. Kann sein, dass der anonyme Kläger die Wahrheit gesagt hat, aber wenn er seine Identität nicht offenlegen will, dann hat er Pech gehabt.
Dass er durch die Anschuldigungen z.b. potenzielle Filmrollen verloren hat o.ä. ist normal - keine Brand will sich dem potenziellen Image-Schaden aussetzen. In China z.b. gibt es bei Verträgen mit Personen des öffentlichen Lebens sogar eine Klausel, bei der Brands rigoros alles canceln und die Person für finanzielle Schäden verklagen können. (Ist mir grad relativ präsent im Kopf, da es aktuell einen großen Fall dort gibt, indem ein Star mehrere junge Mädchen missbraucht hat).