Meine Thesen hierzu:
1. Spiele waren früher oftmals ambitionierter
- während heute technologischer Fortschritt und inhaltliche Innovationen in unterschiedliche Formate (AAA-Business, Indies) separiert werden, war es früher meist der Anspruch beides zu verwirklichen. Das ausreizen und dehnen von jeglichen Limitierungen war ein wesentlicher Motivationsfaktor dahinter Spiele zu entwickeln. Auch die heute lächerlich aussehenden 8-Bitter waren auf ihre Weise poliert. Leveldesign, Spielbarkeit etc. - u.a. da die Entwicklung mehr technisches Verständnis von einzelnen Personen und weniger Copy & Paste Routinearbeit von Zuarbeitern erforderte.
2. Spiele waren nicht besser
- von GTA V, The Witcher 3 oder die mittlerweile betagteren Red Dead Redemption oder Heavy Rain hätte ich in den 90er nicht mal zu träumen gewagt. Auch Sportgames wie der FIFA Street Reboot, Project Cars oder die NBA 2K Serie sind beeindruckende Dokumente wie weit wir mittlerweile gekommen sind. An die Top-Games dieser Zeit kommen die Top-Games alter Tage nicht ran.
3. Indies / Mobile verwässern den Gesamteindruck
- seit iOS eine neue Billigkultur etabliert hat und speziell Steam Indie-Games ungefiltert auf die Masse losließ, hat sich das Prinzip "Masse statt Klasse" durchgesetzt. Obwohl es nach wie vor Top-Spiele gibt, ersticken sie in der Masse der Nischenprodukte. Dadurch ist die ein oder andere Perle im Misthaufen möglich, aber sich durchzuwühlen ist mühselig und man hat durch diese ungefilterte Masse den Eindruck, dass Spiele heutzutage überwiegend Schrott sind.
4. Neue Geschäftsmodelle haben die Beziehung zum Kunden zerstört
- als es Ende des letzten Jahrzehnts mit F2P, Mikrtransaktionen, Online-Pass, Season-Pass und DLCs losging, das ganze um Always-On und nun Singleplayer-Benachteiligung erweitert wurde, die Kommunikation im wesentlichen auf "friss oder stirb" umgeschaltet wurde und Aktionäre begannen den Ton anzugeben, ist vieles von dem kaputtgegangen was die Spielekultur ausgezeichnet hat: Liebe zum Hobby, Lust aufs sammeln, uneingeschränkte Begeisterungsfähigkeit ... es war ein brutaler Vertrauensbruch, der zu der Kampfhaltung "euren Kack kauf ich mir vielleicht im Sale für 'nen 10er" geführt hat. Das führte im Umkehrschluss zu der Annahme: "Aha, die wollen nicht mehr den vollen Preis zahlen - wir brauchen Episodenformate, DLCs und mehr Mikrotransaktionen".
5. No risk - no fun
- jedes gute Konzept wird fad, wenn es bis zum letzten Tropfen gemolken wird. Assassins Creed ist eigentlich ein geniales Spiel. Aber die meisten von uns haben es zu oft gespielt. Auch die Art wie wir spielen ist immer die gleiche geblieben und Controll-Schemen wurden zu allem Übel auch noch angeglichen, so dass der Reiz des neuen fehlt, selbst wenn ein Spiel qualitativ Top-Notch ist.
6. Wir waren Kids
- und zu allerletzt darf man nicht vergessen, dass man in jungen Jahren alles intensiver erlebt und der Dopamin-Spiegel im Erwachsenenalter die Höhenflüge der Kindheit und Jugend nicht mehr erreicht. Man stumpft ab und wird anspruchsvoller. Zieht sich vielleicht auf gewisse Genres zurück und ist weniger aufgeschlossen. Das ist eben der Lauf der Dinge.