Ihr reklamiert doch auch nicht, dass euer Auto nicht vollständig sei, weil es keine Rindsleder-Sitze, Top-Anlage und Turbo hat, obwohl man die schon zum Release auswählen könnte. Und abgesehen von einigen Ausrutschern wie AC2 sind Spiele auch ohne DLC faktisch vollständig, gerade ME, das eine durchschnittliche Spielzeit von 4 Schlauchshootern hat.
Okay, bei einem Spiel wie ME, dass an sich eine vernünftige Stundenanzahl pro Euro liefert, hat man das Problem, dass Storyfetzen von einer Stunde wirklich kaum einen weiteren Durchgang rechtfertigen, vor allem, wenn man es wie ich vor dem ersten DLC zehn Mal durchzockt hat und übersättigt ist. Ich habe die dann doch eher der Vollständigkeit halber geholt und mit einem vorhandenen Save gezockt.
Und so nett der Liara-DLC auch war, so schaffte es Bioware doch zu keiner Zeit, ein Konkurrent für Rockstar mit seinen drei grossen Addons oder Bethesdas Fallout 3 mit Pitt, Lookout und Broken Steel zu sein, die ich alle heiss geliebt und länger als manches Vollpreis-Spiel gezockt habe.
Und eigentlich kam mir ME2 sogar wie ein Rumpfspiel mit vielen DLCs vor, die nur schon auf dem Datenträger vorhanden waren. Man hätte im Prinzip wie Zaeed und Kazumi, ausgehend von Miranda und Mordin, jeden einzelnen Char mit Story als DLC verkaufen können, ohne dass es irgend jemandem aufgefallen wäre, so modular wie alles aufgebaut war. An sich gibt es auch storytechnisch kaum eine Verbindung zwischen den Chars ausser dem je dreiminütigen Zickenkrieg von Miranda/Jack und Tali/Legion.
Ich muss es deswegen zugeben, dass Bioware für mich ein Grenzfall ist und keine DLC bietet, die ich ohne Review kaufen würde und zwar eben, weil sie in allen Bereichen bis hin zur Story so modular und effizient arbeiten, mit schamlosem Level-Recycling begonnen und das auch schon in Vor-EA-Zeiten. Bei Bioware hatte ich wirklich nie das Gefühl, dass mir etwas geschenkt wird und in mir geistert sogar die Verschörungstheorie rum, dass man Garrus mit kaputter Rüstung rumlaufen liess, um eine neue verkaufen zu können und dass man die Basis-Waffen gezielt so zweitklassig machte, um weitere Argumente für den Kauf von Story-DLC mit überpowerten Noob-Waffen zu schaffen.
Okay, das alles auf hohem Niveau, denn beide ME-Basisspiele und zumindest Kazumi haben mir einen soliden Gegenwert geboten und mir manche Stunde Spass verschafft. Nur würde mir nichts ernsthaft fehlen, wenn ich keine DLCs von ihnen gekauft hätte, im Gegensatz zu einem Pitt und Lookout mit massenweise tollen neuen Waffen und Rüstungen, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, obwohl ich unzählige gratis aus dem Nexus saugen kann. Da besteht für mich genau der Unterschied: die Locust sieht vernünftig aus und übertrifft alle eingebauten Waffen, deshalb verwende ich sie, während ich das Sklaven- und Tribal-Outfit, sowie die doppelläufige Hillbillie-Shotgun und sogar die Schaufel aus Lookout immer noch heiss liebe, gar nicht zu reden von den neuen Settings und Charakteren...
Auf jeden Fall wird es noch hoch interessant, ME3 mitzuerleben: die Kriege in den Foren, die Skandälchen von Bioware und EA, OrginGate usw.