@Miew
Okay ich muss zugeben, du hast mit vielem Recht. Ich habe da etwas große Bögen in der Formulierung gespannt.
Natürlich muss man stark differenzieren um was es sich für Japanische Filme handelt. Das Beispiel mit den Kamerawinkeln und dem Schnee war eine ganz bestimmte Szene die mir da einfiel. Es gibt noch viel mehr Szenen in solchen Dramen- ( vor allem Jidaigeki) und Stilmittel die noch viel komplexer sind.
Das diese Sachen nicht in allen japanischen Filmen vorkommen ist definitiv klar. Dennoch bin ich der Meinung das die Tradition dieser Filme sich auch sehr stark auf das Gefühl für Dramaturgie bekannterer Modernere Filme- vor allem Samurai Filme auswirkt.
Ich wollte nicht sagen das Schnee immer sowas ausdrückt. Aber es gibt eben einfach Unterschiede in der Art, wie Stimmungen erzeugt werden sollen. Ich hab da schwammig argumentiert- aber es war ja auch eine allgemeine Diskussion.
Das gleiche gilt für die enge Verbindung von Literatur und Film. Manche Filme sind eben einfach gar nicht dazu gedacht, sie ohne Vorkenntnisse anzuschauen. Das kommt aber im Westen leider oft so an, oder wird so vermarktet.
Und ich finde in der Beziehung wird vielen Filmen oft Unrecht angetan.
In der Beziehung ist Advent Children wo wir schon dabei sind, ein gutes beispiel. Die Handlung ist nämlich nicht wirklich dünn (ich empfehle hier auch Advent Children Complete der alles nochmal anreichert). Aber es ist ebe nein Film für Leute die FF7 kennen, und nichts anderes will dieser Film sein.
Bei Samurai und Yakuza Filmen gibt es sehr viele bei denen auch Vorwissen vorausgesetzt wird, und eben hier auch vieles was nur durch die Bildsprache angedeutet wird. Und das gibt es dann auch bei ganz anderen Filmen- zum Beispiel The Call von Takashi Miike.
Der zeigt halt einfach mal so den Himmel bevor die Credits kommen. Das macht er aber gar nicht einfach so- sondern weil es darum geht, das jeder in dem Film seinen eigenen Himmel hat. Ich wette mit dir die wenigsten checken das bei einem Film wo es für die meisten eigentlich nur darum geht,
das ein Monstergeist einen durch sein Handy verflucht.
Egal ich will jetzt nicht zu tief die einzelnen Sachen besprechen, mein Standpunkt war nur das man nicht verallgemeinern kann, und man für manche Filme erst ein Gespür entwickeln muss, dann können sie einem auch gefallen, auch wenn sie auf den ersten Blick komisch sind.
Wo ich dir recht geben muss- ist alles was du geschrieben hast, wie sich die Entertainment-Industrien, Anime Manga, Comics Videospiele Ost und West- wie sich das alles beeinflusst.
Du hast Recht heutzutage kann man kaum noch davon sprechen, japanisches ist so, westliches ist so. Trotzdem finde ich, das es immer noch Tendenzen gibt.
Ich hätte zum Beispiel schreiben sollen: "man tendiert in Japan größten teils Spiele eher nach Regeln zu gestalten, und im Westen nach Technologie..."
Unterschiedliche Tendenzen existieren definitiv. Und diese Tendenzen existieren auch in anderen Medien. Zum Beispiel schreiben Japanische Autoren öfter in der Ich Perspektive- was ganz andere Erzählstile kultiviert.
Um auf Videospiele zurückzukommen- natürlich hat ein Vanquish auch wieder viel westliches.
Dennoch spürt man dabei das typisch japanische Spieldesign heraus. Allein schon wegen der Highscore. Sowas ist bei Japanern auch immer noch sehr beliebt.
Dabei kommt es vielleicht nicht mal aus Japan, aber es ist eben dort mit der Spielhallenkultur einfach zu einem traditionellem Element geworden.
Was ich einfach sagen will- Japaner haben eine Tendenziell immer noch eine andere Herangehensweise als die Westlichen Entwickler. Vielleicht im einzelnen nicht- aber insgesamt gibt es diese Tendenzen schon. Hideo Kojima hat das auf GDC 2009 mit seiner Keynote auch thematisiert. Ich empfehl dir mal das Video- der erklärt das viel lustiger als ich.
Das sich aber alles gegenseitig beeinflusst, und es auch sehr westliche Sachen von Japanern gibt, damit hast du recht. Habe ich sogar kurz angedeutet da oben.
Kommen wir von Hideo Kojima kurz auf MGS. Ich mach es kurz:
Wenn du alle Teile ganz aufmerksam spielst, wirst du, vor allem nach MGS4, 99,9% der Plotholes weg haben. Das ist sehr viel- aber ich denke die Mehrzahl der Leute würde mir da beipflichten das sie es wirlkich jeden KLEINSTEN Scheiß nachvollziehbar erklärt haben.
Im PSN gibt es auch eine Enzyklopädie zu MGS die versucht, alles übersichtlich in Bezug zu einander zu setzen. Allein das war schon eine Meisterleistung der Autoren denn,
du hast auch hier Recht- sie haben sich immer mehr aus den Fingern gesaugt, um die Story noch komplexer zu machen. Das geben sie ja auch zu. Aber sie haben das verdammt cool gemacht. So verdammt cool wie niemand anders!
Das was MGS aber wirklich auszeichnet sind nicht nur die Twists. Es ist die Menschlichkeit der Charaktere, die Emotionalen Entwicklungen der Charaktere, und einfach all die Denkanstösse die as Spiel gibt. Wenn man mit der Story warm wird- dann wird fast jeder ein paar Tränen vergießen oder über die ein oder andere Stelle nachdenken.
Das ist einfach leider, noch was besonderes in der Videospielwelt.
Okay so kurz hab ich mich doch nicht fassen können.
Aber ich sag dir was, ich hab kein Problem damit wenn Leute MGS nicht mögen.
Es gibt für alles genug Gründe es nicht zu mögen. Das war jetzt einfach nur mein Standpunkt.
Jetzt nochmal ganz kurz zu Advent Children.
Stimmt schon hehe- Advent Children ist ein Paradebeispiel für schnelle Schnitte und Kamerafahrten.
Und der Film überflashed auch mich immer wieder. Und trotzdem beim zweiten Anschauen hab ich die Choreografie viel aufmerksamer beobachtet, und die Actionszenen sind einfach genial inszeniert und choreografiert, ich will echt sagen- komponiert.
Jetzt zum Beispiel bei den Bourne Filmen- ich mag die Filme, aber ich kapier teilweise nach dem dritten Anschauen nicht was genau da passiert. Das ist sicherlich auch so gewollt. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, da wird ein bissle mehr mit Schnitten getrickst um Kampfbewegungen zu verschleiern.
Aber das ist jetzt extrem subjektiv. Auch habe ich ja gesagt, das sie das in asiatischen (vor allem koreanischen) Filmen auch oft machen.
Ich wollte auch gar nicht alle westlichen Filme abwerten (wobei ich dir auch hier vollkommen recht gebe- EU und US Filme sind ganz anders- trotzdem ist EU noch eher Westen als Japan). Es gibt soviele verschiedene Filme aber genau darum ging es mir einfach- man kann es einfach nicht bringen und sagen, japanische Action ist stümperhaft, japanische Games sind Schrott.
Viele Dinge kann man als mindestens genauso gut oder besser Empfinden- je nachdem ob man die Andersartigkeit dieser Werke differenziert konsumieren kann.
Ich kann das. Mir gefällt ein Inception auch. Mir gefällt aber auch ein Paprika.
Bei Inception gefällt mir der Aufbau und der Rythmus des Films. Bei Paprika finde ich die aber die Traumwelten und den Plot besser. Den einen ist Paprika zu schrill und die Story zu kryptisch. Den andern ist das Finale in der Schneebasis von Inception zu aufgeblasen.
Ich persönlich kann nur sagen, ich finde Inception zwar gut, aber ich finde Paprika hat die gleiche Grundidee für meinen Geschmack besser verarbeitet. Paprika gefällt mir besser, weil er wie viele andere japanische Filme eben etwas mutiger inszeniert ist. Aber es gibt Leute denen das etwas zu verwirrend ist. Daher tendiere ich eher zu japanischen Filmen da dich mich irgendwie mehr fordern, andere eben eher zu anderen Filmen. Der Punkt ist aber ich sage nicht- alle Westlichen Filme sind langweilig oder alle japanischen Filme sind unklar.
Und ich weiß auch, dass es Filme aus dem Westen gibt die noch viel verwirrender sind als Inception oder Paprika zusammen. Und das ist eigentlich der einzige Grund warum ich hier diskutiere. Ich finde wenn man versucht offener zu sein, entdeckt man mehr.
Da sind wir auch sicher einer Meinung.
Ich persönlich mag japanische Filme insgesamt eben im Moment etwas mehr, aus bestimmten subjektiven Gründen.
Okay kommen wir noch kurz zum letzten Punkt mit der japanischen Sprache.
Man kann in der japanischen Sprache alles präzise ausdrücken das stimmt. Ich war ein Schelm es einfach so hinzuschreiben- sie würde es nicht zu lassen.
Was ich eigentlich sagen wollte ist aber, dass das rein von den Formulierungen her betrachtet, einfach nicht immer gemacht wird. Also man weiß zwar was gemeint ist, aber es reicht im japanischen eben oft, schon Dinge nur anzudeuten- und dann werden sie auch nur angedeutet.
Beziehungsweise, man kommuniziert einfach auch stärker indirekt in Japan. Auch gibt es so viele idiomatische Ausdrücke, man muss einfach sehr aufmerksam sein manchmal, wenn man japanisch kommuniziert. Vor allem wenn Japaner einem übermitteln wollen, dass sie etwas nicht wollen. xD Aber du hast recht, da spielen auch viele kulturelle Sachen rein, die nicht nur rein sprachlich sind, aber dennoch ist alles sehr miteinander verwoben.
Doch wenn man alles mal richtig durchaut hat, ist es alles gar nicht mehr so indirekt, aber dann haben wir trotzdem noch das Problem, das vieles einfach weggelassen wird.
Ich gehe jetzt mal davon aus das du ein bißchen Japanisch kannst.
Also das einfachste Beispiel- wenn ich über mich rede, sage ich Watashi wa blablaba desu.
Wenn ich jetzt im nächsten Satz über mich rede lass ich aber denn wa Teil weg und sage blablabla desu.
Und das bleibt dann so- bis ich ein andere Subjekt wähle.
Mit all diesen Aspekten, wenn man dann kommuniziert, da muss man sich einfach sehr in das hineindenken/fühlen, was der gegenüber sagt oder sagen will. Um einfach nicht den Faden zu verlieren. Oder eben vor allem als nicht Japaner, bestimmte Sachen fehlzuinterpretieren.
Meine Theorie bezogen auf Filme Videospile blabla ist es jetzt, das durch diese Besonderheiten der alltäglichen Kommmunikation in Japan (und ich weiß das diese auch im stetigen Wandel sind), sich auch im erzählen von Geschichten bestimmte Aspekte heraus kristallisiert haben.
Und dazu gehört eben, meiner Meinung nach der Anspruch, sich stärker in Charaktere reinfühlen zu müssen- nicht immer, aber tendenziell schon häufiger.
Bei No Theater oder Kabuki ist dieser Anspruch ganz stark der Fall.
(Das heißt nicht das es im Westen oder irgednwelchen andern Ländern nciht ähnliches gibt- aber in Japan ist diese Tendenz schon sehr ausgeprägt).
So und um jetzt die Kurve zu Videospielen wieder zu kriegen, ich finde das kann man auch dort wieder erkennen.
Nämlich bei RPGs.
Obwohl es auch in Japan RPGs gibt bei denen man eigene Charas erstellt,
so ist es tatsächlich so, dass es tendenziell mehr RPGs gibt in denen man vorgefertigte Charaktere hat. Will man die Story und die Gefühle verstehen, muss man sich tatsächlich sehr in die Charaktere einfühlen.
In westlichen Rollenspielen geht es aber eher darum, seinen eigenen Charakter zu erstellen, und durch Handlungsfreiheiten seine eigene Persönlichkeit mit einzubringen. Und eben das Spiel dadurch intensiviert, das man das Gefühl hat man selbst ist da drin.
Wie gesagt das sind Tendenzen in der Masse!
Okay ich gebe zu es erscheint etwas weit hergeholt, vom grammatikalischen Aufbau der Sprache, über traditionelles Theater einen Bogen bis hin zu RPGs zu spannen, aber ich denke das es wäre falsch zu denken, diese Dinge sind nicht miteinander verwoben, denn sie sind alles integrale Bestandteile einer Kultur (RPGs im Sinne von Low Profile Culture und dann halt Popkulutur im engeren Sinn).
In der Wissenschaft spricht man ja auch von Tendenzen. Und da ist es einfach so, dass in Japan viel mehr über indirekte Kommunikation läuft, eine High Context Culture. In einer solchen Kultur ist derjenige oft mals höher angesehen, der sich am besten integriert. Um aber in dann zu kommunizieren, muss man dem Kontext viel mehr Beachtung schenken, und ein feines Gespür dafür haben wie man sich Verhalten soll. Man muss sich sehr in andere hineindenken.
In einer Low Context Culture- man sagt der Westen tendiert dazu (Deutschland ist hierbei ein unklarer Fall finde ich), ist die Kommunikation sehr viel nach innen gekehrt. es geht darum das Individuum in der Gruppe am besten zu betonen. In einer Diskussion versucht man eher die eigenen Standpunkte von den andern zu differenzieren und zu präsentieren.
Will man hier sinnvoll kommunizieren, muss man die eigene Meinung und das eigene Individuum am stärksten und glaubhaft betonen.
Vor so einem Hintergrund tendenzieller Kultureller Entwickelungen ist es also nicht verwunderlich, das in dem einen Land mehr Videospiele entstehen, wo man Individualisierungen und Freiheiten gefördert werden (USA), und in dem anderen ausgestaltete, zugängliche Charaktere und immer verfeinertere Regelsysteme in die sich der Spieler "integrieren" muss (Japan).
Verstehste?
Versteht irgendjemand was ich mein? xD
Und all das schlägt sich tatsächlich auch wieder in der Art wieder, wie Sprache verwendet wird.
Yuna sagt in der japanischen Version von FF10 am Ende zu Tidus "Danke."
In der US Version sagt sie "Ich liebe dich."
Der Witz ist beides ist richtig- beides drückt genau das aus, was die Autoren wollten. Nur kommt das Wort an sich in den Kulturen unterschiedlich an.