Du liegst meiner Ansicht nach falsch. Aber nur meiner momentanen Meinung nach. Das ist jetzt etwas komplex aber, gerade diese "Man sagt nicht" Einstellung führt dazu das Leute erst durch Worte diskriminiert werden können.
Weil im Prinzip darfst du dann auch nicht "dumm" oder "schlecht" sagen. Denn was für den einen "dumm" ist- ist für den andern vielleicht gut. Wenn der jedochj ständig hört das er dumm ist- in negativen Zusammenhang, fühlt er sich dadurch auch diskriminiert. Das gute ist- das dumm auch mehrere Bedeutungen hat. Zum Beispiel witzig.
Es kommt auf den Kontext an. Dumm ist natürlich etwas allgemeiner als Schwul- aber letzten Endes kommt es auf das gleiche heraus.
Bewertende Adjektive, mit negativer oder positiver Auslegung, werden immer mit unterschieden belegt sein, mit denen man wieder bestimmte andere Dinge- darunter auch Personen, in Verbindung bringen kann. Man bewertet immer mit Differenzen.
Der Punkt ist aber das man es nicht muss. Wenn ich behindert sag- oder schwul- dann denke ich nicht eine Sekunde an Behinderte oder Schwule. Und meine Schwulen Freunde- von denen ich immerhin 3 habe, einer davon ist mein bester, die juckt das auch nicht. Und warum?
Weil wir auf den Kontext des Sprachgebrauchs achten. Und das ist der Punkt an den alle mal kommen müssen. Und sich nicht wie auf dem Schulhof eins auf die Schnauze geben, weil der eine Hurensohn oder Arsch zu dem andern gesagt hat.
Was ich damit sagen will:
In dem man die Worte aus dem eigentlichen Kontext isoliert, in dem man sie in nur einem einzigen Zusammenhang eingrenzt- der schafft im Prinzip die Behälter, den Raum, in denen die Diskrimination stattfindet- sich verankert. Man wird das Wort schwul dann immer mit homosexuellen verbinden- egal wie man es meint.
Man versucht zwar dann es nicht zu sagen, wenn man etwas negativ findet- aber die Assoziation besteht- und die Regel wird immer wieder gebrochen werden. Diese Regelbrüche werden dann als Diskrimination empfunden.
Doch- und das ist die Weisheit aller Dinge- es gibt auf der Welt kein Gut und Böse und kein richtig und kein falsch im absoluten.
Genau deshalb müssen wir lernen auf den Kontext zu achten- und die Freiheit waren. Dazu gehört auch eine Sprache mit assoziativer Freiheit.
Sprache ist lebendig und Worte bekommen ständig neue bedeutungen. Wenn ich zu meinen Kumpels "Das ist Übelst" sage- dann wissen sie ich meine das ist verdammt cool. Meine Mutter hats erst ein Jahr später verstanden.
Diese Freiheit muss bestehen bleiben denn nur so entwicklen wir uns kulturell.
Natürlich ist es falsch in eine Schwulenbar zu gehen und den Leuten du Schuchtel zu sagen- es sei denn es ist Spaß. Wen nes beleidigend gemeint ist- dann ist das nicht okay, unabhängig davon ob ich dann aufs Maul kriege.
Aber es ist absolute okay es in einem anderen Zusammenhang zu sagen. Sonst wird das Wort immer nur für schlechtes stehen- und nicht für gutes und schlechtes.
Lass mich das mal mit dem Wort Nigga erklären- hier ist es natürlich auch schwierig, durch den historischen Zusammenhang. Aber warum nennen sich die Schwarzen gegenseitig Nigga?? Übrigens meine Familie ist auch schwarz- und ich nenn meine Brüderr auch "Du *****" ganz selten mal- und sie lachen darüber das ich es bringe (denn ich bin der einzige Weiße- komplizierte Geschichte). So- jedenfalls ist der Grundgedanke damals gewesen, das man dem Wort die negative Kraft nimmt. Man sagt es so oft zu einander, bis man es zu seinem eigenen Wort gemacht hat, so das es einem nicht mehr weh tut.
Die Rechnung ging nicht ganz auf- denn es wird immer noch zur Diskrimierung verwendet. Aber in bestimmten Kontexten ist es okay. Das Wort hat sogar für manch einen eine positive Austrahlung inzwischen- wenn nämlich ein schwarzer es zu einem nicht schwarzen sagt, der aber die Afro Amerikanische Kultur mag. Sie haben das Wort zu ihrem Wort gemacht.
Das kann man auch mit Schwuchtel erreichen- und für manch einen hat es auch keine negative Wirkung. Aber das geht nur mit assoziativer Freiheit, und Freiheit kommt immer mit einer gewissen Polarität.
Um ein anderes Beispiel zu nehmen- das gilt übrigen nicht nur für Worte.
Ich zum Beispiel finde- man solle in Deutschland wieder über all Hakenkreuze an die Wand hängen oder T-Shirts mit Hakenkreuzen verkaufen. Aber in ihrer ursprünglichen Bedeutung- oder in ihrer Buddhistischen Bedeutung.
Und warum???
Ganz einfach- weil wir hier in Deutschland das Symbol gerade durch die Zensur- gerade durch die Assoziative Einschränkung, haben wir das Symbol den Nazis überlassen. Dadurch wird es immer ihres sein, und sie werden es immer missbrauchen. Und sie können es immer benutzen für ihr Symbol. Das gleiche gilt für bestimmte Kleidung- die man hier nicht trägt.
Eine Freundin von mir steht auf so nen bestimmten Anime- da hat einer Stiefel mit schwarz und weißen Schuhbendeln. Sie hat sich die Stiefel aus Japan importiert. Wir haben mal einen rechts eingestellten Typen getroffen der dann gleich zu ihr rüber kam. Ich hab das gar nicht gerafft man.
Und deswegen lange Rede kurzer Sinn- wir müssen die Freiheit haben, das Wort schwul sagen zu können wenn uns was nicht passt, genauso wie wir die richtige Sensibilität haben müssen, es in nem bestimmten Kontext zu vermeiden oder die sexuelle Bedeutung verstehen müssen. Nur dann besteht auch die Möglichkeit, das die Polarität auch in die positive Richtung geht.
Und dann irgendwann- wirst auch du über so nen Spruch wie von Pioneer lachen- oder wahrscheinlich darüber gähnen. Weil für einen der schwul ist, oder der sich sogar selbst als schwuchtel bezeichnen würde, weil er stockschwul ist, und dann auch noch den Emo Look hat (das assoziier ich nämlich mit was sehr gutem- nicht mit was negativen)- der wird dann sagen- Juhuu! Emo Schwuchtel Look!
Ist doch viel besser als einer der sagt: "Ich bin aber schwul und mag Emostyle bitte sag das nicht buhuhuhuuuuu."
Deswegen hat Pioneer trotzdem das recht, es in einem negativen Zusammenhang zu sagen, wenn er so empfindet.
Da es ja in Wirklichkeit- nichts negatives (und streng genommen auch nichts Positives) in dem Zusammenhang gibt- ist und bleibt es nur Luft. Bzw. in diesem Fall- da er es nur getippt hat, nicht mal das.
Es ist alles Kopfsache man.