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gyroscope
Guest
...habe ich bei Gunnar Lott gerade einen Eintrag gelesen, der meine Meinung zur Stunde sehr genau trifft. Ich verstehe nicht, warum die Musik- und Filmindustrie Zensur-Gesetze wie SOPA ausarbeitet, anstatt endlich auch im Filmbereich eine vernünftige, bezahlbare Streaminglösung zu schaffen.
Aber lest selbst:
Quelle: http://kaliban.de/2012/01/ein-offener-brief-an-die-herrscher-der-drm-holle/
Aber lest selbst:
Liebe Content-Industrien,
ich habe durchaus Verständnis für Copyrights. Ich produziere selber Texte, in diversen Formen vom Blog über Magazine bis zum Buch, und habe mich immer geärgert, wenn die von anderen Leuten ohne Genehmigung verwendet wurden. Ich habe auch die dramatische Amiga-Zeit mitbekommen, als die Firma Thalion unterging, deren Spiele ich mochte, die aber wegen der Raubkopien keine Zukunft für sich mehr sah. Ich habe gesehen, wie Anno 1602 in Deutschland gut das fünffache von Starcraft verkaufte, weil Starcraft eben keinen Kopierschutz hatte und Anno immerhin einen schwachen. Ich stehe auf dem altmodischen Standpunkt, dass wenn man etwas nutzen möchte, auf dem ein Preisschild klebt (und für dessen Erschaffung jemand hart gearbeitet hat), man gefälligst zahlen möge.
Aber das ist die eine Ebene, die intellektuelle Ebene sozusagen.
Meine Lebenserfahrung lehrt mich etwas ganz anderes.
Vor langer Zeit, da kaufte ich regelmäßig CDs. Bis mir auffiel, dass sich gekaufte CDs in meinem Auto-CD-Player nicht mehr abspielen ließen, wegen des Kopierschutzes, gebrannte aber schon. Da ich im Auto Musik hören wollte, stieg ich um.
Dann kaufte ich Musik auf iTunes, bis mir irgendwann gleichzeitig iPod und PC crashten und sich die gekaufte Musiksammlung, wegen des Kopierschutzes, nicht mehr legal abspielen ließ, die gerippten Tracks aber weiterhin liefen. Ich kaufte dann Musik bei Amazon, DRM-frei, da löste das Problem.
Dann kaufte ich Serien auf iTunes, bis mir gestern auffiel, dass ich die Folgen nicht auf meine Xbox streamen kann, wegen des Kopierschutzes, im Netz herrenlos aufgefundene Filme aber schon. Ich kann mir jetzt ein Apple-TV kaufen oder wieder nach DRM-freien Quellen suchen, bins aber durchaus auch leid, durch immmer neue Feuerreifen zu springen, während die Industrie weiterhin mich wie einen Feind behandelt.
Liebe Entscheider der Content-Industrien, ich gehöre zur ersten Generation der Internet-User. Wir sind die Leute, die iTunes mit unserer Kaufkraft überhaupt erst möglich gemacht haben. Wir sind die Leute, die mit Flattr spenden, die über Paypal Serials für Software kaufen, die den Indies über die Humble Bundles ein bisschen Herzblut zurück geben, die die ganze App-Ökonomie am Leben halten.
Wir tun das nicht, weil wir nicht wüssten, wie ein Jailbreak funktioniert, wo wir Keygens und Patches und Musik und ganze Filme finden. Wir tun das aus Überzeugung, weil wir für das, was wir konsumieren, gerne bezahlen.
Aber hey, ein bisschen Entgegenkommen dürfen wir dafür schon erwarten. Ich will mein Eigentum so nutzen, wie ich das möchte. Und ich möchte, in einer globalisierten Welt, Inhalte dann kaufen können, wenn sie auf den Markt kommen und nicht erst dann, wenn ein Portfolio-Manager entscheidet, dass er mein Land jetzt endlich doch auch freischalten möchte, weil alle anderen Verwertungsketten erschöpft sind.
Johnny von Spreeblick hat das kürzlich noch ein bisschen hübscher gesagt: Und wenn sich die Unterhaltungsbranche dann irgendwann mal dazu bequemen könnte, aus dem Erfolg von Megaupload etc. zu lernen und internationale Lösungen für Konsumenten anzubieten, statt ihre Energie in nicht minder schmutzige Lobbyisten-Arbeit in der Politik zu vergeuden, dann kommt vielleicht langsam mal was ins Rollen. Von mir aus kann dieser ganze Schrott wie Megaupload nämlich gerne aus dem Netz verschwinden, ich will weder beschissene Pornowerbung noch flackernde Download-Timer ertragen müssen und an solche Portale erst recht kein Geld zahlen, um den Film meiner Wahl sehen zu können, sobald er fertig produziert wurde. Ich lege gerne fünf oder zehn Euro im Monat aufs Trackpad, wenn ich davon ausgehen kann, dass die Produzenten einen Teil davon erhalten und der ganze Kram legal ist.
Geht in euch, ich bin den ganzen Ärger ein bisschen leid.
Herzlichst,
ein zahlender Kunde
Weitersagen:
Quelle: http://kaliban.de/2012/01/ein-offener-brief-an-die-herrscher-der-drm-holle/