Frybird
Bekanntes Gesicht
Moin,
Ich finds richtig das Watchmen, was immer man dann davon hält, einen eigenen Thread verdient.
Wie fandet ihr den Film denn?
Also ich bin ein Kenner des Comics, auch ein Liebhaber davon, und war entsprechend äußerst besorgt was den Film anging. Ich habe immer gesagt "Das wird entweder der beste oder der schlechteste Film 2009 [für mich]"
Naja....jetzt ist es das weder noch. Besser gesagt NOCH ist es der beste Film von 2009 den ich gesehen habe, aber im Endeffekt wirds wohl doch keins von beiden.
Hier Spoilerfrei:
Erstmal sei gesagt:
Wer den Comic nicht kennt, für den wird der Film sehr kompliziert und vorallem anders wirken, als er beworben wird.
Der Film ist weder Bewunderung des Comicgenres (Spiderman, der erste Hulk) noch ist es ein ernster Thriller mit Comicmotiven (The Dark Knight). Hier werden die amerikanischen Comicmythen dekonstruiert, in der Hauptsache.
Ich nenne es immer eine "ernstgenommene Parodie" auf Superhelden. Die "Helden" von Watchmen sind überzogene Comic-Standards (Rohrschach, der Antiheld und "Detektiv", Nite Owl, der High Tech Guru und "Heldentyp", Dr. Manhattan, der "Mary Sue" Superhelden Halbgott), dessen Motive und Charakterzüge nur allzu menschlich und in gewisser Weise realistisch gezeichnet wurden. Aber darüber hinaus ist Watchmen noch viel anderes, von Sozialkritik zu Comicepos, aber ich lenke ab.
Der Film.
Fangen wir mit einer spoilerfreien Kritik an:
Wie gesagt, für nicht-Kenner des Comics ist der Film verdammt schwer. Nicht unbedingt wegen der Prall gefüllten Handlung, sondern weil hier der Rhytmus des Comics übernommen wurde, und daher das Pacing mehr als wackelig geraten ist. Der Film springt mühelos durch verschiedene Etappen einer Handlung die sich über ca. 50 Jahre erstreckt, und das macht es oft schwer dem ganzen zu folgen. Nicht unmöglich, aber schwierig.
In der zweiten Hälfte des Films wird die Handlung klarer und linearer, aber ich denke viele müssen den Film zweimal sehen, oder nachher den Comic lesen (den ich aber auch vor dem Film mehrmals lesen musste, bis sich mir alle Themen und Motive erschlossen haben).
Die Fans des Comics dürfen sich imo freuen: Der Film übernimmt nahezu 1:1 alle wichtigen Szenen des Comics (außer Tales of the Black Freighter, aber da kommt ja eine Version auf DVD), und bis auf Kleinigkeiten fällt es mir schwer Dinge zu finden, die mir in dem Film gefehlt haben (dazu mehr später). Soll heißen, schon die Kinoversion fühlt sich komplett an (muss gesagt werden, andere Filme, wie zum Beispiel der zweite Teil vom Herrn der Ringe, wurde erst mit dem Extended Cut vollständig). Soll heißen, trotz aller Furcht ist der Film eine würdige Repräsentation des Comics die den Fans gefallen sollte...Alan Moore natürlich nicht, aber der mag ja eh nüscht ^^.
Ist es nun ein guter Film? Ja, eigentlich schon.
Die Story sucht natürlich seinesgleichen. Aufgrund der Pacing Probleme gefällt mir zwar der noch-Zenit des Comicfilm Genres The Dark Knight ALS FILM besser, aber Watchmen ist definitiv das anspruchsvollste, was man im Kino je mit kostümierten Helden gesehen hat.
Die Schauspieler, frei von Hollywood Topstars, überzeugt. Billy Cudrup (sp?) bekommt besonderen Lob als Dr. Manhattan. Dafür das dank Computereffekte fast seine gesamte Schauspielerische Leistung "gelöscht" wurde, ist er noch einer der überzeugensten Darsteller, und stellt Dr.Manhattans Menschlichkeit und Unmenschlichkeit wunderbar dar, trotz das er oft ziemlich Fake aussieht (Wenig verwunderlich, blaue Supermenschen und grüne Kraftmonster können imo mit heutigen Computereffekten nicht "realistisch" aussehen).
Rohrschach ist ...Rohrschach. Es ist der definitive Charakter. Darüber, ob Heath Ledger der ultimative Joker ist, lässt sich streiten, aber Jake Earle Haley ist der ultimative Rorschach. Von seiner starren, eiskalten Performance ohne Maske, über seine Aktionen unter der verformenden Maske bis hin zu den wenigen, wirklich hochemotionalen Szenen mit ihn, nahezu perfekt. Man könnte den Comic umzeichnen für ihn und ich würde mich nicht beschweren.
Der Comedian von Jeffrey Dean Morgan verdient ein ähnliches Lob, er sieht so aus und spielt den Part.
Die Darsteller von Nite Owl II und Silk Spectre II sind gut, verblassen aber unter den Kollegen ein wenig, richtig enttäuschend ist eigentlich nur Präsident Richard Nixon, der albernes Makeup trägt (Nase wie "der Pinguin") und auch sonst etwas zu überzogen daherkommt.
Abschließend möchte ich noch Matthew Goode erwähnen, der...sich gut geschlagen hat. Sein Charakter, Ozymandias, hat das Pech gegenüber der Vorlage am meisten Verändert worden zu sein, im Hinblick dessen das er von einem versnobbten und arroganten, aber philantropen Idol zu einem arroganten, besserwisserischen Schönling wurde, aber das muss man den Drehbuchschreibern Alex Tse und David "Snake" Hayter ankreiden.
Die beiden Schreiber haben sonst...wie oben geschrieben...gute Arbeit geleistet, auch wenn natürlich die Genialität des ganzen mehr Dave Gibbons und Alan Moore zuzuschreiben ist.
...Bleibt nurnoch Zach Snyder, den Regisseur von Watchmen (und 300, wie die Werbungen immer wieder erwähnen).
Ich weiß nicht was ich da sagen soll. Die meiste Zeit hat er den Comic 1:1 übernommen, vom Kamerawinkel bis zum Dialog. Lobenswert, aber keine Meisterleistung für einen Regisseur.
Was dagegen auf seinen eigenen Mist gewachsen ist, ist entweder sehr gut, oder ziemlich schlecht.
Sehr gut ist zum Beispiel das Wundervolle Intro. Nach dem Prolog werden die Credits präsentiert, mit einer Montage darüber wie "kostümierte Helden" die Geschichte verändern, in eindrucksvollen Bildern im Einklang mit Bob Dylans wundervollem "The Times They Are A-Changin". Auch toll ist Manhattans Monolog, der in anderen Umständen ein absoluter Spannungskiller gewesen sein könnte, hier aber wundervoll umgesetzt wurde. Und auch im Setdesign und dem Look des Films gibt es keine Schwächen.
Andererseits jedoch fühlt sich das veränderte Ende (bis auf eine Szene die Rohrschach betrifft) überraschend kalt und unemotional an, für das was darin passiert. Das neue Ende ist gut gemacht, sinnvoll, und stört nicht die Intentionen des Buches, aber die umsetzung ist kein Highlight.
Die Actionszenen, von denen es nur eine Handvoll gibt, sind sehr mittelmäßig. Snyder ist immernoch zu sehr in seine Zeitlupen verliebt, und leider sieht man an ein paar Szenen (z.B. zu meiner Überraschung direkt am Anfang), das hier direktere und "schmutzigere" Darstellungen der Action besser gewesen wären.
Und dann die Musik...oh Gott. Sooo schlecht. Nichtmal die Musik an sich, die ist nett gewählt, aber von den beiden oben genannten Szenen (Intro und Monolog) abgesehen kommt sie an den unpassensten Stellen und wirkt oft richtig dämlich. Snyder wollte wohl mit der thematisch passenden Musik einen ironischen Wink mit dem Zaunpfahl machen, statdessen wird man von dem Zaunpfahl erschlagen. Da muss er echt nochmal üben, denn das trübt den Gesamteindruck doch mehr als gedacht.
Wie schneidet nun der Film insgesamt ab?
Sehr gut eigentlich. Er ist definitiv in meiner Top 5 der besten Comicfilme/Verfilmungen, aber in die Top 3 schafft er es höchstens mit dem kommenden Directors Cut.
Es ist eine würdige Umsetzung des wohl besten Graphic Novels aller Zeiten, aber zeigt auch nur zu gut warum Watchmen solange als unverfilmbar galt.
Im Endeffekt ein definitives "Must See" von mir, aber auf den besten Film 2009 muss ich noch warten.
Your Turn
EDIT: Wow, ich hab viel zu viel geschrieben. Später noch ein paar Details über Einzelheiten
Ich finds richtig das Watchmen, was immer man dann davon hält, einen eigenen Thread verdient.
Wie fandet ihr den Film denn?
Also ich bin ein Kenner des Comics, auch ein Liebhaber davon, und war entsprechend äußerst besorgt was den Film anging. Ich habe immer gesagt "Das wird entweder der beste oder der schlechteste Film 2009 [für mich]"
Naja....jetzt ist es das weder noch. Besser gesagt NOCH ist es der beste Film von 2009 den ich gesehen habe, aber im Endeffekt wirds wohl doch keins von beiden.
Hier Spoilerfrei:
Erstmal sei gesagt:
Wer den Comic nicht kennt, für den wird der Film sehr kompliziert und vorallem anders wirken, als er beworben wird.
Der Film ist weder Bewunderung des Comicgenres (Spiderman, der erste Hulk) noch ist es ein ernster Thriller mit Comicmotiven (The Dark Knight). Hier werden die amerikanischen Comicmythen dekonstruiert, in der Hauptsache.
Ich nenne es immer eine "ernstgenommene Parodie" auf Superhelden. Die "Helden" von Watchmen sind überzogene Comic-Standards (Rohrschach, der Antiheld und "Detektiv", Nite Owl, der High Tech Guru und "Heldentyp", Dr. Manhattan, der "Mary Sue" Superhelden Halbgott), dessen Motive und Charakterzüge nur allzu menschlich und in gewisser Weise realistisch gezeichnet wurden. Aber darüber hinaus ist Watchmen noch viel anderes, von Sozialkritik zu Comicepos, aber ich lenke ab.
Der Film.
Fangen wir mit einer spoilerfreien Kritik an:
Wie gesagt, für nicht-Kenner des Comics ist der Film verdammt schwer. Nicht unbedingt wegen der Prall gefüllten Handlung, sondern weil hier der Rhytmus des Comics übernommen wurde, und daher das Pacing mehr als wackelig geraten ist. Der Film springt mühelos durch verschiedene Etappen einer Handlung die sich über ca. 50 Jahre erstreckt, und das macht es oft schwer dem ganzen zu folgen. Nicht unmöglich, aber schwierig.
In der zweiten Hälfte des Films wird die Handlung klarer und linearer, aber ich denke viele müssen den Film zweimal sehen, oder nachher den Comic lesen (den ich aber auch vor dem Film mehrmals lesen musste, bis sich mir alle Themen und Motive erschlossen haben).
Die Fans des Comics dürfen sich imo freuen: Der Film übernimmt nahezu 1:1 alle wichtigen Szenen des Comics (außer Tales of the Black Freighter, aber da kommt ja eine Version auf DVD), und bis auf Kleinigkeiten fällt es mir schwer Dinge zu finden, die mir in dem Film gefehlt haben (dazu mehr später). Soll heißen, schon die Kinoversion fühlt sich komplett an (muss gesagt werden, andere Filme, wie zum Beispiel der zweite Teil vom Herrn der Ringe, wurde erst mit dem Extended Cut vollständig). Soll heißen, trotz aller Furcht ist der Film eine würdige Repräsentation des Comics die den Fans gefallen sollte...Alan Moore natürlich nicht, aber der mag ja eh nüscht ^^.
Ist es nun ein guter Film? Ja, eigentlich schon.
Die Story sucht natürlich seinesgleichen. Aufgrund der Pacing Probleme gefällt mir zwar der noch-Zenit des Comicfilm Genres The Dark Knight ALS FILM besser, aber Watchmen ist definitiv das anspruchsvollste, was man im Kino je mit kostümierten Helden gesehen hat.
Die Schauspieler, frei von Hollywood Topstars, überzeugt. Billy Cudrup (sp?) bekommt besonderen Lob als Dr. Manhattan. Dafür das dank Computereffekte fast seine gesamte Schauspielerische Leistung "gelöscht" wurde, ist er noch einer der überzeugensten Darsteller, und stellt Dr.Manhattans Menschlichkeit und Unmenschlichkeit wunderbar dar, trotz das er oft ziemlich Fake aussieht (Wenig verwunderlich, blaue Supermenschen und grüne Kraftmonster können imo mit heutigen Computereffekten nicht "realistisch" aussehen).
Rohrschach ist ...Rohrschach. Es ist der definitive Charakter. Darüber, ob Heath Ledger der ultimative Joker ist, lässt sich streiten, aber Jake Earle Haley ist der ultimative Rorschach. Von seiner starren, eiskalten Performance ohne Maske, über seine Aktionen unter der verformenden Maske bis hin zu den wenigen, wirklich hochemotionalen Szenen mit ihn, nahezu perfekt. Man könnte den Comic umzeichnen für ihn und ich würde mich nicht beschweren.
Der Comedian von Jeffrey Dean Morgan verdient ein ähnliches Lob, er sieht so aus und spielt den Part.
Die Darsteller von Nite Owl II und Silk Spectre II sind gut, verblassen aber unter den Kollegen ein wenig, richtig enttäuschend ist eigentlich nur Präsident Richard Nixon, der albernes Makeup trägt (Nase wie "der Pinguin") und auch sonst etwas zu überzogen daherkommt.
Abschließend möchte ich noch Matthew Goode erwähnen, der...sich gut geschlagen hat. Sein Charakter, Ozymandias, hat das Pech gegenüber der Vorlage am meisten Verändert worden zu sein, im Hinblick dessen das er von einem versnobbten und arroganten, aber philantropen Idol zu einem arroganten, besserwisserischen Schönling wurde, aber das muss man den Drehbuchschreibern Alex Tse und David "Snake" Hayter ankreiden.
Die beiden Schreiber haben sonst...wie oben geschrieben...gute Arbeit geleistet, auch wenn natürlich die Genialität des ganzen mehr Dave Gibbons und Alan Moore zuzuschreiben ist.
...Bleibt nurnoch Zach Snyder, den Regisseur von Watchmen (und 300, wie die Werbungen immer wieder erwähnen).
Ich weiß nicht was ich da sagen soll. Die meiste Zeit hat er den Comic 1:1 übernommen, vom Kamerawinkel bis zum Dialog. Lobenswert, aber keine Meisterleistung für einen Regisseur.
Was dagegen auf seinen eigenen Mist gewachsen ist, ist entweder sehr gut, oder ziemlich schlecht.
Sehr gut ist zum Beispiel das Wundervolle Intro. Nach dem Prolog werden die Credits präsentiert, mit einer Montage darüber wie "kostümierte Helden" die Geschichte verändern, in eindrucksvollen Bildern im Einklang mit Bob Dylans wundervollem "The Times They Are A-Changin". Auch toll ist Manhattans Monolog, der in anderen Umständen ein absoluter Spannungskiller gewesen sein könnte, hier aber wundervoll umgesetzt wurde. Und auch im Setdesign und dem Look des Films gibt es keine Schwächen.
Andererseits jedoch fühlt sich das veränderte Ende (bis auf eine Szene die Rohrschach betrifft) überraschend kalt und unemotional an, für das was darin passiert. Das neue Ende ist gut gemacht, sinnvoll, und stört nicht die Intentionen des Buches, aber die umsetzung ist kein Highlight.
Die Actionszenen, von denen es nur eine Handvoll gibt, sind sehr mittelmäßig. Snyder ist immernoch zu sehr in seine Zeitlupen verliebt, und leider sieht man an ein paar Szenen (z.B. zu meiner Überraschung direkt am Anfang), das hier direktere und "schmutzigere" Darstellungen der Action besser gewesen wären.
Und dann die Musik...oh Gott. Sooo schlecht. Nichtmal die Musik an sich, die ist nett gewählt, aber von den beiden oben genannten Szenen (Intro und Monolog) abgesehen kommt sie an den unpassensten Stellen und wirkt oft richtig dämlich. Snyder wollte wohl mit der thematisch passenden Musik einen ironischen Wink mit dem Zaunpfahl machen, statdessen wird man von dem Zaunpfahl erschlagen. Da muss er echt nochmal üben, denn das trübt den Gesamteindruck doch mehr als gedacht.
Wie schneidet nun der Film insgesamt ab?
Sehr gut eigentlich. Er ist definitiv in meiner Top 5 der besten Comicfilme/Verfilmungen, aber in die Top 3 schafft er es höchstens mit dem kommenden Directors Cut.
Es ist eine würdige Umsetzung des wohl besten Graphic Novels aller Zeiten, aber zeigt auch nur zu gut warum Watchmen solange als unverfilmbar galt.
Im Endeffekt ein definitives "Must See" von mir, aber auf den besten Film 2009 muss ich noch warten.
Your Turn
EDIT: Wow, ich hab viel zu viel geschrieben. Später noch ein paar Details über Einzelheiten