CharLu
Bekanntes Gesicht
- Mitglied seit
- 12.12.2001
- Beiträge
- 11.741
- Reaktionspunkte
- 0
Auf folgenden sehr interessanten Artikel bin ich dank eines andere Forums gestoßen. Bei diesem Artikel bin ich der Meinung, dass er
a) sehr gut hierher paßt (nicht nur aufgrund der angesprochenen partiell vorherrschenden Verhaltensstrukturen) und
b) verdammt gute Statements bzw. Situationsanalysen beinhaltet, welche die gegenwärtige allgemeine Situation (auch im Hinblick auf "Unterschichten-TV, Hartz IV, gesellschaftliche Ereignisse, usw.) sehr gut beschreibt bzw. hier einen Ansatz bietet, wie man die Thematik und das Verhalten in sich noch betrachten kann.
Aber lest einfach mal selbst (auszugsweise):
Den kompletten Text bekommt ihr hier und in diesem findet ihr auch weitere nützliche Links (jeweils im Text selbst hinterlegt), welche das Thema Rankism weiter und auch anders beleuchten. Ebenfalls ist die Website von Fuller zu erreichen.
a) sehr gut hierher paßt (nicht nur aufgrund der angesprochenen partiell vorherrschenden Verhaltensstrukturen) und
b) verdammt gute Statements bzw. Situationsanalysen beinhaltet, welche die gegenwärtige allgemeine Situation (auch im Hinblick auf "Unterschichten-TV, Hartz IV, gesellschaftliche Ereignisse, usw.) sehr gut beschreibt bzw. hier einen Ansatz bietet, wie man die Thematik und das Verhalten in sich noch betrachten kann.
Aber lest einfach mal selbst (auszugsweise):
Würde und der kleine Terror von nebenan
Der US-Soziologe Robert W. Fuller analysiert den gesellschaftlichen Machtmissbrauch und die Rangordnungskämpfen zwischen "Somebodies" und "Nobodies". Ein Phänomen, das sich in Krisenzeiten besonders stark manifestiert und auch auf Deutschland übertragen lässt.
Neben Rechthaberei und der unaufgeforderten Spontanbelehrung haben sich in in Deutschland neue Volkstugenden etabliert, die den Quizshow-Abfallprodukten mittlerweile die oberen Ränge in der Tabelle deutscher Verhaltensauffälligkeiten ablaufen. Mit den Waffen "Statusprotzerei" und "Unterschichten-Mobbing" kämpft der bürgerliche Mittelstand sein Rückzugsgefecht aus der gesellschaftlichen Bedeutung.
Dass es für dieses Verhalten bereits das passende Etikett gibt, ist ausnahmsweise keine Verdienst einer denglizierenden deutschen Werbeagentur, sondern dem US-Soziologen Robert W. Fuller zu verdanken. In seinem Buch Somebodies and Nobodies Overcoming the Abuse Of Rank hat er genauer unter die Lupe genommen, wie sich Hinz und Kunz gegenseitig fertigmachen und dem Phänomen den Titel "Rankism" verliehen.
Soziale Degradierung - Rankism, das ist, auf den Punkt gebracht, der Machtmissbrauch, den wir mit unserem Status betreiben. Der eine mehr, der andere weniger kein Mensch ist gänzlich davor gefeit und jeder wird, ist oder war bereits Opfer. Grund genug für Fuller auch mit seiner Website die gesellschaftliche Brennweite auf das Phänomen einzuschärfen.
Konkrete Ausprägungen erfährt der Missbrauch von Machtpositionen tagtäglich in allen gesellschaftlichen Beziehungen. Rankism spielt sich in Freundschaften, im Arbeitsverhältnis, in der Beziehung zwischen Arzt und Patient, Klerikern und Gläubigen, Politikern und Wählern, Lehrern und Schülern und in der Kommunikation zwischen Kunden und Verkäufern ab. Zwischen Individuen genauso wie unter Gruppen bis hin zum immer populärerem Mobbing. Und das trifft dann auch Wirtschaft und Politik. Kollegen und Mitarbeiter, die sich bis zum Magengeschwür und Infarkt demütigen und terrorisieren, zehren erheblich an der Effizienz jedes Unternehmens, jeder Partei oder Organisation.
Wer sich das Thema Rankism spätestens jetzt weit weg und über den Atlantik wünscht und auf die Werte des alten Europas vertraut, darf sich die Augen reiben. Befragt, inwieweit Rankism als US-amerikanisches Phänomen auf Deutschland übertragbar ist, äußert der Gesellschaftskritiker und Essayist Dieter Thomä (Das erstarrte Land über das neue Biedermeier) Enthüllendes. Thomä, der selbst einige Jahre an US-Universitäten lehrte, beobachtete in den USA "raffiniertere Formen Status auszudrücken" als in Deutschland. Was den decouragierenden Umkehrschluss zulässt, dass hier zu Lande noch platter und auffälliger geprotzt wird als im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Falsche Eliten
Auch die in Deutschland zu beobachtende, recht exzessive Darstellung des eigenen Status die Manifestation des eigenen Ranges durch ökonomische Abgrenzung ist nichts Weiteres, als die bräsige Ausprägung des Machtmissbrauchs. Dient das Verhalten doch nicht nur zur Absicherung vor den eigenen Ängsten, sondern auch ganz gezielt zur Demütigung Dritter. Das Talent, seinen Individualismus ohne Feindseligkeiten auszuleben ist, laut Thomä, in der deutschen Gesellschaft nur schwach ausgeprägt. Stattdessen beobachtet der St. Gallener Philosophieprofessor "... die Unfähigkeit der deutschen Gesellschaft, eine kraftvolle Kombination aus Individualismus und Gesellschaft zuzulassen".
Kunsthandel, Yachtmessen und Golfclubs in Deutschland prosperieren unverhältnismäßig zur gesamtdemographischen Entwicklung des Bruttosozialprodukts, High-End-Konsumer-Magazine schießen wie Pilze aus dem angeblich bankrotten Verlagsboden, Luxusmarken erleben eine Renaissance ihrer Yuppie-Jahre und materieller Exhibtionismus gereicht ehemaligen Langweilern inzwischen zur Medienstar-Tauglichkeit. Ausgerechnet eine Stadt wie Hamburg, sowenig von Sonnenschein bedacht wie von sozialen Diskrepanzen verschont, glänzt mit der höchsten Cabriolet-Dichte Deutschlands, während das "Unterschichten-TV" (Harald Schmidt) seinen journalistischen Reportage-Anspruch auf Neid-Reportagen über Neureiche oder Sozialfallvoyeurismus beschränkt.
Der Soziologentag, letzten Oktober in München abgehalten, konstatierte dann auch "latente Statuspanik" in der deutschen Gesellschaft. Den Kongress beschäftigten die Angst und das Leid, die die zunehmende Ungleichheit in unsere Gesellschaft bringt. Sobald der persönliche Wohlstand in Gefahr ist und sich die Maschen des sozialen Netzes weiten, treten Urinstinkte der Abgrenzung verstärkt zutage. Erstmals, so die Elite der Soziologen, würde in Deutschland der Begriff der Exklusion, ähnlich wie in den USA oder in Frankreich, eine Entsprechung finden. Der Kreis um das Thema Rankims schließt sich, denn auch Fuller spricht im Rankism-Kontext von einer "Parade der Unsichtbaren", die nicht mehr die Kriterien der gesellschaftlichen Relevanz erfüllen. Der Soziologentag macht Schwarze Löcher aus, in denen durch Hartz IV Legionen von Mitbürgern einfach verschwinden.
Etwas Trost kommt dann doch vom US-Essayisten: (...) Zum Beispiel in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereichen Beruf, Familie, Freundeskreis oder Freizeit. Der eingenommene Status kann sich jederzeit und ohne Vorwarnung verändern - und auch wird sich jeder immer wieder in der Rolle des Opfers finden; sei es durch Pensionierung, Konflikte in der Familie oder Intrigen im Club oder Verein. Mit dem Begriff "Rankism" hat Robert W. Fuller der Summe der zwischenmenschlichen Gemetzel und Niedlichkeiten einen Überbegriff verschrieben. Ihn flächendeckend im Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern, ist der erste Schritt zu seiner Überwindung. Der nächste Schritt erfordert allerdings eine Menge mehr.
Den kompletten Text bekommt ihr hier und in diesem findet ihr auch weitere nützliche Links (jeweils im Text selbst hinterlegt), welche das Thema Rankism weiter und auch anders beleuchten. Ebenfalls ist die Website von Fuller zu erreichen.