Lesestoff für Hitman-Fans

TAPETRVE

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Meine Wenigkeit betätigt sich neben all den wichtigen Tätigkeiten eines Abiturienten (Essen, trinken, schlafen, onanieren etc. :D ) auch künstlerisch-musisch-schriftstellerisch. Momentan schreibe ich nebenher an einem in Kapitel aufgeteilten Kurzroman über das Leben eines Hitmans (NICHT Nr. 47!). Ich dachte mir, ich stelle dieses seichte und stilistisch unzureichende Werk mal kapitelweise ins Forum und gebe den Leseratten unter euch etwas Diskussionsstoff.
Wer also Zeit und Muse hat, darf hier ein Wenig den Literaturkritiker 'raushängen lassen.

P.S.: Das gilt NICHT für RAMS-es und Konsorten, die sowieso kein gutes Haar an irgend etwas lassen, was nicht ihrer eigenen Feder entsprungen ist. ;)



Also, hier kommt Kapitel 1 (Achtung: Stilistisch noch verbesserungswürdig!):

Die Stimme am Telefon kratzte hässlich in meinen Ohren. „Freitag um Fünf muss die ganze Angelegenheit über die Bühne gehen. Wir sehen nur diese eine Möglichkeit, an den Kerl heran zu kommen.“ Ich schaute in mein Kartenwerk. Das alte Industriegebiet war groß. Es sollte nicht all zu schwer sein, dort ein geeignetes Gebäude für meinen Posten zu finden. Auch dürften sich etwaige Unruhen in Grenzen halten. Bis auf ein paar herumlungernde Jugendliche und die üblichen Arbeiter waren dort selten viele Leute unterwegs. Ich entschied mich, am nächsten Tag die Gegend genauer einzusehen. „Also, Ich nehme an, Sie wissen bereits, wie Sie die Sache zu Ende bringen werden. Falls noch Unklarheiten bestehen, sollten wir versuchen, diese möglichst jetzt zu beseitigen!“ Ich winkte ab. Es war alles geregelt, der Rest war meine Sache. „Viel Glück, Mann. Versieben Sie es nicht...“ Klick. Die Verbindung wurde getrennt. Ich fühlte mich unwillkürlich an einen dieser sogenannten Politthriller erinnert, in denen irgend ein unbedeutender Jurist den Tod eines hohen Tieres untersuchen soll und nebenbei eine weltweite Verschwörung aufdeckt. Nur, dass ich in diesem Fall auf der Gegenseite stand. Und dass sich mir bisher noch kein unbedeutender Jurist mit Agentenambitionen in den Weg gestellt hatte. Mein Job ist es, Leute für Geld über den Jordan zu befördern. Ich nehme über Telefon und Fax Aufträge an und erledige sie entsprechend. Mein Bankkonto füllt sich nebenher. Die Leute, die mich anheuern, kennen nicht einmal mein Gesicht, geschweige denn, meinen Namen. Wenn ich mich in der Öffentlichkeit zeige, bin ich ein Niemand, ein gewöhnlicher Bürger, irgend ein Typ, der in den Supermarkt um die Ecke geht, um sein Frühstück zu kaufen und sonst nicht weiter auffällt. Ich vermeide es, den Leuten Anlass zu geben, sich großartig Gedanken über meine Person zu machen. Bin gerade so freundlich, dass sie nicht gleich einen schlechten Eindruck von mir haben. Schlechte Eindrücke merkt man sich oft viel leichter, als gute. Ich rede auch nicht viel. Verschlossene Menschen werden meist in Ruhe gelassen. Ich führe keines dieser vielzitierten ‚Doppelleben’. Die Medien haben die Unart, alles derart verzerrt und übertrieben pathetisch darzustellen. Für mich zählt meine Arbeit zum normalen Leben, wie die tägliche Sitzung auf dem Scheißhaus. Ich töte Menschen, wie ein Jäger Tiere tötet, mit gutem Gewissen. Was sollen die Fragen nach Moral und Menschlichkeit... die Kinder der modernen Wohlstandsgesellschaft scheren sich doch selbst einen Dreck um die Schicksale anderer. In den Entwicklungsländern sterben Menschen in Massen, weil sie nichts zu essen haben. All diese halbherzigen Versuche, ihnen etwas Gutes zu tun, haben letztendlich nur das Ziel, die Popularität der unterstützenden Politiker zu erhöhen. Besonders in Ländern, wie den Staaten, wo großkalibrige Waffen jedermann zugänglich gemacht werden, aber die Zensurbehörde Sex zum Staatsfeind Nummer eins erklärt. Und in den Straßen schlagen randalierende Jugendbanden sich selbst und anderen Leuten die Schädel ein, aus reinem Vergnügen, während die Polizei tatenlos daneben steht. Nein, ich sehe überhaupt keine Veranlassung, mir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Nicht in einer solchen Dreckswelt. Ich bin ein Jäger. Ein Menschenjäger. Mit einem Gefühl von grimmiger Befriedigung sah ich noch einmal die Informationen über die Zielperson ein. Das Foto zeigte einen kleinwüchsigen Mann mit breiten Schultern und Stirnglatze. Anzugträger, wahrscheinlich höherer Manager in irgend einer Firma. Ich warf sein Dossier ungelesen in den Papierkorb. Es interessiert mich absolut nicht, um wen es sich bei meinen Zielen handelte. Mir reichen ein Bild und eine grobe Beschreibung der Situation, die mich erwarten würde, mehr brauche ich nicht, um über meine weitere Vorgehensweise zu entscheiden. Der Mann sollte ein ehemaliges Fabrikgelände in Augenschein nehmen. Ich musste ihn also erledigen, solange er sich auf dem Außenareal befand. Wenn er das Gebäude betreten hatte, war es schon zu spät. Ich faltete den Gebietsplan sauber zusammen und legte ihn zu den anderen Unterlagen. Dann räumte ich meinen Schreibtisch ab und ging anschließend schlafen. Der nächste Tag würde meinen ganzen Einsatz fordern.
 
Hm mehr :p :bigsmile: bisher gefällts mir.
 
Macht was her.

Bewertung: Sehr Gut
Begründung: guter schreibstil; interessante story

Das sag ich dir jetzt mal als nicht so belesener Mensch.
 
Ich finds auch gut..

Ich habe übrigens mit 15-17 Jahren über 25 Kurzkrimis(einer wurde 1987 in einem italienischen (inkl. Übersetzung!)Kurzkrimisammelband veröffentlicht) und einen Fantasy Roman mit 135 Seiten geschrieben..bin aber zu faul, den abzutippen..
Schreiben ist ein tolles Hobby..mein Vorbild war übrigens damals: Stephen King.
 
King hab' ich früher gern gelesen, aber mit der Zeit ist er mir zu anspruchslos geworden, zumal seine neueren Romane nicht mehr viel taugen (denke nur an das grottige "Duddits"...). Meine Lieblinge in Sachen Horror sind H.P. Lovecraft und Clive Barker. Ansonsten lese ich gern Günther Grass, Tibor Fischer und Konsorten.
 
stilistisch hätte ich 'nen kleinen tip für Dich (besonders für solche art story):

lies mal jim thompson "the killer inside me"
 
Also mir gefällt von Grund auf mal die Story an sich, ausserdem ist der Schreibstil echt gut! Wenn ich als "nicht-Leseratte" sage, daß ich gestern Nacht traurig war, daß es nicht weiterging, dann ist das ein riesen Kompliment! Hat mich echt gefesselt.
Dreimal darfst raten, für was ich gestimmt habe ;)

Hau Dich rein und schreib endlich Kapitel 4 bis ... :devil:
 
Also wirklich sehr vielversprechend ... will auf jeden Fall noch mehr lesen :mosh: :mosh:

... und jetzt kommt das große Aber ... :bigsmile:

.. nee ist nur ein klitze-kleines ... 8) ... ich würde nämlich an deiner Stelle die aktuelle Handlung in der Präsens Form schreiben - würde meiner Meinung nach einfach besser kommen, z.B.
"Nicht in einer solchen Dreckswelt. Ich bin ein Jäger. Ein Menschenjäger. Mit einem Gefühl von grimmiger Befriedigung sah (sehe) ich noch einmal die Informationen über die Zielperson ein. Das Foto zeigte (zeigt) einen kleinwüchsigen Mann mit breiten Schultern und Stirnglatze..."
:)
 
Ich find es auch super! Unter ein paar Formulierungen leidet die Geschichte, meiner Meinung nach (entweder Du erzählst "seriös" oder "dreckig", Stichwort Scheißhaus), empfinde es jedenfalls so.
Ansonsten hat es mir wirklich gut gefallen. Irgendwo hier im Off schwirrt übrigens noch Geschichten-Thread rum, den Trav mal aufgemacht hat.


:mosh:
 
Nun, die von Poli angekreideten Zeitenfehler sind mir durchaus bewusst - aber ebenso durchaus begründet. Hierbei handelt es sich auch lediglich um das erste Kapitel, was nur den Auftakt zur eigentlichen Handlung darstellt. Unser Menschen jagender Freund rekapituliert einen Auftrag als Einzelbeispiel zu seinem berufsleben, im zweiten Kapitel folgt die Ausführung desselben. Erst dann folgt eine abrupte Zurschaustellung seiner aktuellen Situation. Mehr wird hier noch nicht verraten, gleichwohl gibt es aber für euch das nächste Kapitel auf die Augen.

@Bird: Auch ein Polemiker kann ruhig und sachlich erzählen. Unser Freund gibt noch mehr sarkastische Meinungsäußerungen von sich. Schau dir mal Gaspar Noë's "Seul Contre Tous" (aka "Menschenfeind") auf französisch an. Du wirst dich wundern, wie stoisch und doch verächtlich der Hauptdarsteller spricht.
 
Und nun das zweite Kapitel:

Ich war schon seit Stunden auf den Beinen. Die Angelegenheit war schwieriger, als ich gedacht hatte. Rings um das ehemalige Ziegelwerk standen die baufälligen Ruinen alter Arbeiterquartiere und Materiallager. Ich benötigte ein leerstehendes Gebäude mit einem leicht begehbaren Dach. Man sollte von dort den gesamten Eingangsbereich der Ziegelei überschauen können, ohne selbst gesehen zu werden. Letzteres war nicht das Problem, aber um einen guten Kilometer vom Ziel entfernt noch freie Sicht zu haben, musste ich mich auf dem höchstmöglichen Hausdach postieren, das ich finden konnte. Ich schlappte durch die Straßen, ein hagerer Bursche im blauen Anton war dabei, einen Lieferwagen zu beladen. Er blickte auf, musterte mich abschätzend. Sah in mir einen abgerissenen Penner mit einer schäbigen Sporttasche in der Hand. Verzog geringschätzig die Mundwinkel, fuhr fort damit, Kisten in seinen Wagen zu stapeln. Niemand würde sich dafür interessieren, was sich in der fleckigen Sporttasche mit dem verblichenen Adidas-Logo befinden könnte. Sicher nur in alte Zeitungen gewickelte Flaschen mit wässrigem Bier oder billigem Fusel. Ich trottete weiter. Stand vor einem hässlichen Betonklotz, einem ausgedienten Parkhaus. Der schmutzige, graue Kasten überragte die umliegenden Bauwerke so weit, dass man vom Dach aus gerade noch über sie hinwegsehen konnte. Ich ließ es auf den Versuch ankommen, betrat das verfallene Innere des Parkhauses. Ein verrosteter Wagen stand herum, scheinbar wollte sein Besitzer ihn schnell und billig entsorgen. Auf dem Dach saßen Tauben, sie nisteten wohl in den Abluftschächten. Als ich näher kam, stoben sie auseinander, setzten sich auf die andere Seite des Daches, beobachteten mich argwöhnisch. Ich beachtete sie nicht weiter und bezog Stellung am Geländer. Aus der Sporttasche zog ich Feldstecher und Kompass, suchte das Areal ab. Das stillgelegte Ziegelwerk war gut zu sehen, ich hatte meinen Platz gefunden, von hier aus konnte ich die Sache durchziehen. Ein Blick auf die Uhr, es war gegen halb fünf. Ich griff in die Tasche, holte mehrere klobige Teile aus Holz und Metall heraus, setzte sie zusammen und erhielt ein kompaktes Heckenschützengewehr der Marke Walther WA2000. Diese Waffe zeichnet sich durch eine leichte und handliche Bauweise und einen kurzen Lauf aus. Das Visier aufgeschraubt, ein Blick hindurch auf das Zielgelände. Ich hatte nahezu ideale Voraussetzungen. Es war an der Zeit, das Gewehr mit der entsprechenden Munition zu versehen. Wieder musste ich an diese verdammten Filme denken, in denen die Killer ihre Waffen fast grundsätzlich mit Hohlmantelgeschossen laden. Ein Kopftreffer damit lässt den Schädel zerplatzen, wie eine reife Wassermelone. Spektakulär, aber unprofessionell. Ich betrachtete die Kugel zwischen meinen Fingern. Ein kurzer Messingbolzen mit einem Kopf aus Hartgummi. Das Geschoss sah erschreckend harmlos aus, aber ich wusste, was dieses unscheinbare Teil anrichten konnte. Ich bestückte das Magazin, ließ es einrasten. Wartete. Die Uhr zeigte kurz vor fünf. Ein Wagen tauchte vor dem Gelände der alten Ziegelei auf und hielt auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Die Beifahrertür öffnete sich, ein Mann stieg aus. Klein, breitschultrig, hohe Stirn. Unförmiger Anzug. Mein Ziel. Der Mann redete mit dem Fahrer, schloss die Tür. Der Wagen fuhr weiter, meine Zielperson marschierte auf das große Gittertor der Anlage zu, schloss auf. Der Mann betrat das Gelände und machte das Tor hinter sich zu. Schaute sich eingehend um. Näherte sich der Fabrikhalle. Ich setzte meine Waffe an die Schulter, nahm den Hals des Mannes ins Visier. Nicht den Kopf, ich zielte auf die rundliche Wölbung an seinem Genick. Er fummelte umständlich an einem Schlüsselbund herum. Ich atmete tief ein, visierte den kleinen Buckel an, drückte ab. Der Mann ging zu Boden. Ausatmen. Ein sauberer Genickschuss, direkt in den zentralen Nervenknoten, wo alle Nerven des Körpers in das Rückenmark mündeten. Der Mann war sofort tot. Kein Blutbad, keine Schusswunde. Außer einem Bluterguss in seinem Nacken würde man keine Spuren an seinem Körper finden. Höchstens die Kugel könnte vielleicht noch irgendwo auftauchen, wenn sie zwischen all dem Dreck überhaupt jemand finden würde. Mein Auftrag war damit erfüllt und ich verschwand, wie ich gekommen war. Das verstehe ich unter professioneller Arbeit.
 
Evil Wraith hat folgendes geschrieben:

Nun, die von Poli angekreideten Zeitenfehler sind mir durchaus bewusst - aber ebenso durchaus begründet. Hierbei handelt es sich auch lediglich um das erste Kapitel, was nur den Auftakt zur eigentlichen Handlung darstellt. Unser Menschen jagender Freund rekapituliert einen Auftrag als Einzelbeispiel zu seinem berufsleben, im zweiten Kapitel folgt die Ausführung desselben. Erst dann folgt eine abrupte Zurschaustellung seiner aktuellen Situation. Mehr wird hier noch nicht verraten, gleichwohl gibt es aber für euch das nächste Kapitel auf die Augen.

Ah verstehe! :)
Aber du hast mich falsch verstanden: das mit dem Präsens war nur ein Vorschlag, kein Aufzeigen von Fehlern gewesen... ;)

Und ich schließe mich bird an: will mehr! Her damit - SOFORT! :mosh: :bigsmile:
 
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