Brand in London: Chaoten fackeln Sony-Lager ab

@sinalco: ich legitimiere gar nichts - ich zähle nur mögliche gründe auf.

wenn man der unterschicht nicht zuhört, dann verschafft sie sich eben gehör.

"You wouldn´t be talking to me now if we didn´t riot, would you?"
 
mit den plünderern hast du natürlich recht.

aber ist es nicht auch verwerflich, dass unser komplettes wirtschaftssystem von ein paar tausend superreichen kontrolliert wird?
 
@ fertigo

"Zuerst von Grund auf schauen, dass jeder immer genug zu Essen hat, dass jeder ein Dach überm Kopf hat, und jeder ein bedingungsloses Grundeinkommen hat so etwa 800€"

Achso. Du meinst soetwas wie Hartz IV.
 
Darth_Revan_1989 hat folgendes geschrieben:



Achso. Du meinst soetwas wie Hartz IV.

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Kein guter Vergleich.

Zum einen ist es nicht bedingungslos zum anderen (je nach Mietkosten der Stadt) weit von 800€ entfernt.

Das bedingungslose Grundeinkommen sieht von der Idee auch vor, dass es jeder erhält.
Also wenn eine Familie mit Vater, Mutter und zwei Kleinkindern zusammen wohnt erhält jeder davon 800€.
Auch ein gewaltiger Unterschied zu Hartz 4.

Die Aufstände in London sind von der Art ihrer Durchfühung (Gewalt, Plünderung) nicht zu entschuldigen. Der Grund aus dem sie sattfinden ist aber mehr als legitim.
 
Mittlerweile sind in Birmingham schon 3 Menschen gestorben. Wirklich schade. Genau in dieser Stadt habe ich vor 2 Jahren Urlaub gemacht. Hab selten in meinem Leben so freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen.
 
@ Silverhawk

Auch ohne bedingungsloses Grundeinkommen muss bei uns niemand auf der Straße leben, kann sich jeder etwas zu essen kaufen, hat jeder fließend Wasser, Strom und partizipiert auch ohne Beitragszahlungen am deutschen Gesundheitssystem.
Eine Grundausstattung im Form von PC, Fernseher und Iventar erhält auch jeder zugesichert-

Ein bedingungsloses Grundeinkommen hingegen ist für mich nichts weiter als linker Populismus-

Es ist natürlich eine sehr schöne (und legitime) Sache für Studenten und Auszubildende mit geringem Einkommen, aber die Gefahr beim bedingungslosen Grundeinkommen liegt eben im erhöhten Missbrauchspotential und mangelnden Anreiz sich Arbeit zu suchen:

Gehen wir von den 800 Euro im Monat aus
Eine 5 Köpfige Familie bekommt demnach 5 * 800 = 4.000 Euro einfach "geschenkt"-
das ist soviel, wie wenn heutzutage 2 Elternteile monatlich 2.000 Euro netto, also knapp jeweils 3.000 Euro Brutto verdienen-
Warum um alles in der Welt sollte eine 5 Köpfige Familie dann überhaupt noch arbeiten gehen? Sie kann sich doch schon alles leisten was sich der Mittelstand von Heute leisten möchte.

Ungeachtet bleibt auch die Frage, wie das gesamte System finanziet werden soll-

Entgegen anders lautender "Schönrechnungen" ist es nämlich nicht der Fall, dass durch ein "bedingungsloses Grundeinkommen" sich der Staat Milliarden an Beamtenkosten sparen würde-
denn zum einen bekommen dann statt 4 Mio. Arbeitslose aufeinmal 82. Mio Bundesbürger Leistungen gezahlt (inklusive aller Millionäre und Spitzenverdiener), zum anderen "spart" sich der Staat zwar die Kosten der (Arbeitsagentur-) Beamten, muss denen aber natürlich ebenfalls die 800 Euro mtl finanzieren

Zusammengefasst:
Das bedingungslose Grundeinkommen zerstört den Anreiz sich um Arbeit zu bemühen und ist zudem unfinanzierbar.

Hartz IV, Bafög, Wohngeld etc. ist gewiss nicht die beste aller denkbaren Lösungen, aber allemal besser denn die Idee eines Grundeinkommen.
 
Darth_Revan_1989 hat folgendes geschrieben:


Zusammengefasst:

Das bedingungslose Grundeinkommen zerstört den Anreiz sich um Arbeit zu bemühen und ist zudem unfinanzierbar.


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Es gibt durchaus Rechnungen die sagen, dass es finanzierbar ist.
Zum Beispiel durch eine massive Erhöhung der Mehrwertsteuer.

http://www.youtube.com/watch?v=zifr7R8XYLY

Weiterhin geht dein Einwand, dass sich dann keiner mehr Arbeit suchen würde von einem sehr negativen Menschenbild aus.
Vielleicht wäre es bei dir so, ich weiss es nicht.

Tatsache ist eher, dass Menschen arbeiten wollen, dass sie etwas tun wollen, produktiv sein wollen.
Natürlich wird es auch Menschen geben die dies nicht tun wollen, aber das ist zu keiner Zeit mit keinem System zu verhindern.

Auch ist es so, dass wir gar nicht genug Arbeit für alle haben, wird auch nie so sein.

Übrigens ist es nicht so, dass alle ohne größere Zuzahlungen am Gesundheitssystem "partizipieren".
Das wird nach und nach und Schritt für Schritt immer mehr abgebaut.
Auch für Hartz 4 Empfänger ist das System nicht kostenlos.

Das jemand vom Amt einen Fernseher geschenkt bekommen hat oder einen PC ist auch eher Wunschdenken und hat wenn überhaupt größten Seltenheitswert.

Auch die Grundausstattung die Menschen für ihre Wohnung finanziert wird ist extrem spartanisch.
Und auch hier werden die Kürzungen immer massiver.

Es dürfte nicht mehr lange dauern bis gewisse Leistungen überhaupt nicht mehr gezahlt werden, bzw. Menschen keine Sozialleistungen in diesem Bereich mehr bekommen.
Die Richtung ist ganz klar auf dieses Ziel fokussiert, eben, dass diese Art von Sozialleistungen immer mehr beschnitten werden.

Nicht etwa, weil wir sie uns nicht leisten könnten.
Das können wir ohne weiteres, nur ist es eben ein beliebtes Feld für Einsparungen.

Bestes Beispiel war hier die Finanzkrise vor ein bis zwei Jahren.
Um die Staatsverschuldung auszugleichen wurden u.U. das Elterngeld gestrichen.
Die Frage ist nur, wem wurd es gestrichen?

Elterngeld erhält jeder, egal ob er es braucht oder nicht.
Hat man nun das Elterngeld denen "weggenommen" die es nicht brauchen, denen die mehr als drei oder fünftausend Euro mtl. verdienen?

Nein, sondern den ALG II Beziehern.
Es wäre genauso sparsam gewesen, es denen wieder zu streichen die genug Geld haben, man hätte ähnlich viel eingespart.
Hat man aber nicht.

Wie gesagt, die Richtung in diesem Bereich steht längst fest.

Und das wird letzten Endes kein schönes Bild.

Und jetzt bitte keine Vergleiche mit Somalia oder einem indischen Kuhdorf.

Wir leben hier in Europa.
Wenn schon dann bitte Vergleiche mit anderen euopäischen Staaten.
 
@ Silverhawk

Jep, durch Erhöhrung von Steuern könnte natürlich der finanzielle Mehraufwand abgefedert werden, das ist aber bei allen Staatsausgaben so-

mein Einwand mit dem finanziellen Aspekt richtete sich primär gegen diese Modellrechnungen, die behaupten, der Staat würde auch noch etwas sparen (!) wenn er das Grundeinkommen einführt.

Bei dem negativen Menschenbild hast du teilweise recht-
Fakt ist, dass nicht alle Menschen einfach nur "gut/fleißig" oder "schlecht/arbetisscheu" sind-

Fakt ist, vereinfacht ausgedrückt:
Es gibt Menschen, die arbeiten wollen und gerne produktiv sind.
Dann gibt es Menschen, die keinen Bock auf Arbeit haben.
Und dann gibt es Menschen, die in einer Grauzone dazwischen liegen-

also Leute, die mit nötigen Anreiz gerne arbeiten gehen, aber wenn sie nicht unbedingt müssen, es auch lieber sein lassen.

Der ersten Gruppe ist es egal welches System herrscht, denn sie wollen und gehen ja freiwillig arbeiten.
Der zweiten Gruppe ist es grundsätzlich ebenfalls egal, denn sie werden so oder so schmarotzen.

Aber die dritte Gruppe, könnte zumindest durch die Verlockungen eines bedingungslosen Grundeinkommens dazu verführt werden, doch die Arbeit niederzulegen und sich vom Staat finanzieren zu lassen-

So viele Makel Hartz IV auch haben mag:
Zumindest der Anreiz, sich wieder eine neue Arbeit zu suchen, ist auf jeden Fall vorhanden, somit wird die dritte Gruppe "motviert" tatsächlich etwas zu tun und nicht dahingehend korrumpiert, die Arbeit einfach sein zu lassen.

Bzgl. des Arguments, manche Leute gehen niemals Arbeiten, egal was für ein System herrscht:
Auch hier könnte man mit Hartz IV oder einem "an Bedingungen geknüpften Grundeinkommen" sehr wohl Druck ausüben:
Z.b. Zwangs-Schneeschipp-Dienst im Winter o.ä. (solange es die Gesundheit zulässt) bei Fernbleiben werden radikal die Bezüge gestrichen.

Somit würde sogar die Personengruppe der "Arbeitsverweigerer" etwas zum Wohl des Allgemeinwesens beisteuern.

Auch mit dem Gesundheitssystem magst du im Kern recht haben-
Dennoch bekommt jeder Hartz IVer, selbst wenn er in seinem gesamten Leben noch nie einen einzigen Cent in das Gesundheitswesen aus eigener Tasche eingezahlt hat Medikamente, Ärztliche Versorgung, Untersuchungen und muss nicht befürhcten wegen einer einfachen Grippe zu versterben (was auch gut so ist).
Ihm erwachsen dadurch dennoch keine "echten" Kosten- denn selbst Zuzahlungen sind ja vom Staate (über die Bezüge) finanziert-
er selbst zahlt also auch weiterhin nichts in das Gesundheitssystem ein. Zumindest zahlt er nichts ein, was er nicht selbst verdient hätte.

Die Sache mit dem Elterngeld ist ebenfalls eine Frage der persönlcihen Sichtweise:

Du fragst, wieso jemanden Geld weggenommen werden soll, der ohnehin schon kaum etwas hat.

Ich frage, wieso jemand "bestraft" werden soll, der durch seine tägliche Arbeit und seinen Fleiß maßgeblich zum Wohl der Gemeinschaft beiträgt,
während im Gegenzug ein anderer "belohnt" werden soll, der ohnehin nichts produktives für die Gesellschaft leistet.

Dass ein Hartz IV Empfänger Anspruch auf ein gebrauchtes Fernsehgerät hat, wird übrigens in diversen Urteilen bestätigt,
z.B.
http://www.arbeitslosengeld-2.de/2009/08/fernseher-fuer-hartz-iv-emfaenger/

Den PC bekommt man i.d.r. wohl auch, wenn man glaubhaft macht, ihn für das Schreiben von Bewerbungsunterlagen zu benötigen.

Und dass die voranschreitende Aushöhlung des Sozialstaats eine negative Entwicklung darstellt, habe ich nie geleugnet-
ebenso wie es nicht meine Absicht ist, Hartz IV als das gerechteste System der Welt zu verteidigen:

Aber ein bedingungsloses Grundeinkommen ist und bleibt für mich dennoch keine Lösung für die "soziale Frage"^^
 
@ darth

Ich wollte auch nicht das Grundeinkommen als Lösung für alle Probleme anpreisen.

Wollte nur sagen, dass es gravierende Unterschiede zu Hartz 4 gibt, allein eben dadurch, dass Hartz 4 nicht bedingungslos ist.

Hartz 4 Empfänger Schnee schippen schicken und ähnliches wird schon lange gemacht.
Problem hier ist, dass oftmals "richtigen" Arbeitern die Arbeit weg genommen wird.
Und das darf auch nicht sein.

Es war mal üblich Hartz 4´ler als Straßenreiniger einzusetzen.
Macht man jetzt nicht mehr, weil dies eben Arbeitsplätze verdrängt.

Das ist alles nicht so einfach.

Natürlich hast du Recht, dass hier jeder eine gewisse grundversorgung bekommt was Medizin und co. angeht.
Ist auch so.
Ich meine ja nur, dass hier immer mehr gekürzt wird und es sicher nicht mehr lange so sein wird, wenn wir so weitermachen.

Ich verstehe hingegen nicht warum manche Menschen ein Elterngeld "verdienen" und manche nicht.
Wir reden hier zum Beispiel von Kindern.
Sollen diese wirklich in größerer Armut leben weil die Eltern wenig Geld verdienen?

Mit welchem Recht erhält jemand Elterngeld der 10.000€ netto im Monat verdient?
Wozu braucht jemand so etwas?

Ich denke man darf hier auch nicht den Fehler machen zu sagen, dass Menschen die viel Geld verdienen auch viel leisten.
Das ist reiner Unsinn.

Oft schuften sich Menschen auch den Buckel krum und müssen dennoch Hartz 4 beziehen.

Ein argument das ich auch nicht verstehe ist, dass es Menschen motiviert Arbeit zu finden, wenn sie wenig Geld haben
tatsache ist, dass wir nicht genug Arbeit haben.
Es wird immer (!) ein paar Millionen Menschen geben die keine Arbeit haben.
Immer.

Egal wie sehr sie sich bemühen.
Das ist einfach Fakt.
Selbst wenn alle Menschen die beste Bildung erhalten die sie nur bekommen können, selbst wenn jeder Mensch sein abi mit 1,0 besteht....selbst dann werden wir ein paar Millionen Menschen ohne Arbeit haben.
Das ist einfach so.

Und diese Menschen müssen versorgt werden.
Und zwar ordentlich.
Und meiner Meinung nach erfüllt Hartz 4 diesen Anspruch nicht.
Selbst die früheren Leistungen rund um die Sozialhilfe haben dies nicht getan.
Und da gab es viel mehr Geld.

Natürlich wird es auch immer ein paar hunderttausend geben, die keinen Bock haben zu arbeiten.
Aber auch die können wir locker verkraften, solange wir nichtmal denen Arbeit geben können die welche wollen.

PC und Fernseher für Hartz 4 Empfänger...habe ich in der Praxis noch nie erlebt, dass jemand das bekam.
Als Darlehen vielleicht, also das er es wieder zurück zahlen musste.

Aber als einmalige Beihilfe?
Noch nie.

Und was die Gerichte entscheiden ist nicht zwingend immer das was die Ämter dann auch ausführen ;)
Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Es ist also richtig, dass Menschen hier auch nach wie vor noch solide versorgt werden.
Keiner muss verhungern oder erfrieren.

Dennoch gehört zu einem Leben aus unserer Sicht doch auch etwas mehr als das bloße Überleben.
Und das leistet unser Sozialsystem nicht.

Und wie gesagt:
Das Geld ist da, es war auch immer da.
Es ist nur merkwürdig verteilt.
 
Wo ich dir aber nicht ganz folgen kann:

Das Elterngeld stellt doch eine Entgeltersatzleistung dar, oder irre ich mich da?

Jemand der berufstätig ist erhält einen bestimmten %-Satz seines letzten Nettogehalts, damit er zu Hause bleiben und sich um seine Kinder kümmern kann.

Wieso sollte ein Arbeitsloser also überhaupt Elterngeld erhalten?
Der Sinn und Zweck des Eltengeldes liegt doch wohl offenkundig darin begründet, dass auch erwerbstätige sich um ihre Kinder kümmern können und nicht, um einen Zuschuss zum Haushaltseinkommen zu leisten.

Oder versteh ich das falsch?
 
Hm....ich müsste jetzt suchen und bin gerade zu faul dazu. :D

War es jetzt Elterngeld oder Erziehungsgeld?

In jedem Fall gab es mal eine Leistung für Eltern.
Zwei Jahre lang für Eltern die zu wenig Geld hatten.

Frau von der Leyen hat es geändert.
Ab da bekamen es alle Eltern, aber nur ein Jahr lang.

Und diese Zahlung wurde im Rahmen der Finanzkrise für Hartz 4 Bezieher gestrichen.

Auf einen Punkt aus deinem vorigen Beitrag wollte ich noch eingehen:

"...während im Gegenzug ein anderer "belohnt" werden soll, der ohnehin nichts produktives für die Gesellschaft leistet."

Meinst du denn wirklich, dass nur Menschen die Arbeiten etwas produktives für die Gesellschaft leisten?
Ich meine, dass dazu wesentlich mehr gehört und das ein Mensch durch die Art wie er lebt (in allen Bereichen) zu einer Gesellschaft etwas beiträgt oder eben nicht.

Wobei aus meiner Sicht jeder etwas beiträgt, oft auch ohne es zu merken oder auch nur zu wollen ;)

Wobei mir da eine Art Witz einfällt, den ich mal gelesen habe:
"Die alte Oma denkt so laut vor sich hin:
Vielleicht kann ich für diese unsere Gesellschaft ja doch noch irgendwie von nutzen sein.
Antwortet ihr Enkel:
Ach Oma, du sollst doch nicht immer ans sterben denken."

Menschen können sehr schnell in die Kategorie "wertlos" gepackt werden, weshalb ich mich weigere irgendjemanden als eben wertlos, nutzlos oder "unproduktiv für die Gesellschaft" zu bezeichnen.
Das ist nicht nur gut für die anderen, sondern auch für mich vielleicht ;)
Schließlich könnte ich auch irgendwann mal als nutzlos gelten.

Ich weiss, dass du das nicht gemeint hast, ich wollte nur zeigen welche Kreise es evtl. ziehen kann.

Arbeit ist nicht alles.
Auch wenn unser ganzes System diesen Punkt sehr in den Vordergrund stellt.

Weshalb es wohl immer noch als großer Makel gilt keine Arbeit zu haben.

Vielleicht wäre auch hier ein umdenken gefragt
 
Naja,
sicherlich kann man für die Gesellschaft auch als Arbeitsloser ein wenig bewegen-
Ehrenamtliche Arbeit, Bundesfreiwiliigen Dienst, Kinderbetreuung, Kindererziehung, Haushalt, Schneeschippen ( ;) )

Dennoch wird es wohl unter den Langzeitarbeitslosen einen nicht zu vernachlässigenden prozentualen Anteil geben (beweisen kann ich das natürlich nicht) die schlichtweg nichts machen außer sich irgendwie die Zeit totschlagen-

Aber auch hier hast du völlig Recht,
jedes Leben ist schützens- und lebenswert, niemanden darf das Recht auf Menschenwürde aberkannt werden. Ein Mindestmaß man menschenwürdigen Leben muss gewährleistet sein, völlig egal wie "unproduktiv" sich der Einzelne während seines Lebens verhalten hat.

Aber ich vertrete eben die Auffassung, dass man jemanden, der "nichts tut" und noch nie "etwas getan hat" eben nicht mehr begünstigen sollte, als es unbedingt nötig ist.

Denn auch wenn du den Vergleich nicht hören wolltest:
Hartz IV ist im Vergleich zu Somalia eben doch das Paradies auf Erden ;)

Und -auch wenn du Recht hast, dass niemals alle Menschen selbst bei höchster Qualifikation einen Job finden können-

so ist es doch statistisch nachprüfbar, dass der überwiegende Teil der Arbeitslosen sich derzeit aus den bildungsfernen und beruflich unquaulifizierten Schichten zusammensetzt,

anstelle also weiterhin Zuschüsse fürs "Nichtstun" zu gewährleisten (Grundsicherung außen vorgelassen), wäre es m.E. sinnvoller das Geld in konkrete und zielgerichtete Fördermaßnahmen zur Weiterbildung und Erlangung höherer Abschlüsse zu stecken-
quasi "Hilfe zur Selbsthilfe" und nicht "Hilfe zum besser Leben auch ohne sich selbst zu bemühen"
 
@Darth:
>Eine 5 Köpfige Familie bekommt demnach 5 * 800 = 4.000 Euro einfach "geschenkt"

Ja, das stimmt schon, da würde man als Arbeitsloser quasi reich werden, wenn man es von Geburt an bekommt. Definitiv ein verzwicktes Thema.

Ein praktisches Beispiel fällt mir auch ein für eine ziemlich heftige Lücke im derzeitigen "Grundsicherungssystem", vor allem für Leute im "Übergang" von daheim wohnen, aber woander auf Jobsuche gehen *wollen*!:

z.B. wenn man in einer anderen Stadt Arbeit suchen will, jedoch noch bei den Eltern wohnhaft wäre gibt es keine Möglichkeit finanzielle Unterstützung zu bekommen weil die vom Amt sagen "Sie wohnen ja zuhause da kosten Sie dem Staat nix... also bleiben Sie dort, suchen Sie sich in der Umgebung Arbeit" - unter völliger Ignoranz der tatsächlichen Berufsaussichten und dass man vielleicht am Land abgeschottet ist.
Da wird einem nicht geholfen.

Weiter gehen die Probleme dann gleich wenn man trotzdem eine Unterkunft sucht und eine neue Wohnung mieten will: da heisst es aber dann: "Sozialfälle unerwünscht, ohne Arbeitsbestätigung wird kein Vertrag abgeschlossen".
Auch da wird einem nicht geholfen.

Auch nicht gerade optimal, wenn man dann hin- und herfahren müsste für jedes Vorstellungsgespräch, vor allem wenn der Ort mehrere 100 Kilometer entfernt wäre. Das was einem bleibt ist: Kredit auf der Bank aufnehmen - achja wieso sollten die einen Kredit ausstellen überhaupt? - und sich in Schulden stürzen, bevor man überhaupt richtig angefangen hat.
Auch dort wird einem nicht geholfen.

Und gerade in dieser wichtigen Übergangsphase, die die Zukufnt eines Menschen bestimmen kann werden einem nur Prügel in den Weg gelegt.

Anderes Problem: wenn du ein paar Freunde hast und eine tolle Geschäftsidee: mit einem bedingungslosen Grundeinkommen wäre ein riesiger Druck weg und man könnte mehr Genauigkeit und Sorgfalt in die Arbeit legen - ohne die Angst zu haben - sollte es scheitern, dass dann Haus und Hof gepfändet wird und man auf der Strasse landet. Ebenso könnte man mit dem bed. Grundeinkommen selbst Miete für Büroräume usw. bezahlen.

Ich gebe zu es ist ein schwieriges Thema, aber der Punkt ist: genau dort wo es enorm wichtig wäre, da hilft einem der Staat überhaupt nicht! und Hartz ist da keine Lösung.
 
Darth_Revan_1989 hat folgendes geschrieben:


Und -auch wenn du Recht hast, dass niemals alle Menschen selbst bei höchster Qualifikation einen Job finden können-


so ist es doch statistisch nachprüfbar, dass der überwiegende Teil der Arbeitslosen sich derzeit aus den bildungsfernen und beruflich unquaulifizierten Schichten zusammensetzt,


anstelle also weiterhin Zuschüsse fürs "Nichtstun" zu gewährleisten (Grundsicherung außen vorgelassen), wäre es m.E. sinnvoller das Geld in konkrete und zielgerichtete Fördermaßnahmen zur Weiterbildung und Erlangung höherer Abschlüsse zu stecken-


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Das finde ich auch in Ordnung.

Das stellt aber nur die Chancengleichheit her.

Die Zahl der Arbeitslosen an sich beeinflussen solche Maßnahmen nur bedingt.
Habe ja auch nichts dagegen, wenn von Leistungsbeziehern gefordert wird sich zu bemühen und zu angagieren (solange das "Angagieren" keine anderen Arbeitsplätze wegnimmt. Denn das ist auch schon längst Realität).

Jedoch sollte man sich vor allem auf die konzentrieren die arbeiten wollen und nicht auf die kleine Minderheit die keinen Bock hat.

Welchen Sinn macht es eine der ganz wenigen Stellen die frei sind jemanden aufzuzwingen der sie gar nicht will, statt sie jemanden zu geben der händeringend solch einen Job sucht?

Oft wird das aber getan.

Solange wir mehr Arbeitslose als Arbeitsplätze haben sollte man so vor gehen.
Und die die rein mathematisch gesehen niemals (oder nur kurz) Arbeit werden finden können müssen ausreichend unterstützt werden.

Und meines Erachtens reicht dazu Hartz 4 nicht aus.
(Nebenbei: Ob Grundsicherung oder Hartz 4...von den Zahlungen tut sich das nicht viel).

Hartz 4 ist völlig in Ordnung für Menschen die es zur Überbrückung brauchen bis sie einen Job finden.
Das ein oder andere Jahr kann man jedem Menschen zumuten von so wenig Geld zu leben.
Wir müssen aber auch die Entwicklung berücksichtigen die uns sagt, dass es immer mehr Menschen geben wird die ihr ganzes Leben lang nie oder nur sehr selten werden arbeiten können.

Und 20 Jahre von so einer Leistung leben zu müssen halte ich eher für menschenunwürdig.
 
Ok, jetzt weiß ich mehr, danke @all die mir geantwortet haben.
 
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