Kennt sich hier jmd. mit Sozial-Kram aus?

piko

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Gibt es eine klare Grenze zwischen "behindert" sein und "gesund" sein? Bzw. durch was definiert sich bspw. eine körperliche oder geistige Behinderung? Ab wann gilt man als Pflegefall?
 
Grob vereinfacht.....als behindert gilt wer dauerhaft körperlich oder geistig eingeschränkt ist und wessen Antrag genehmigt wurde. Ich hab zB einen gestellt der abgelehnt wurde weil ich quasi nicht eingeschränkt genug bin..also bin ich per Gesetz gesund. Pflegefall ist jemand der dauerhafter Betreuung oder medizinischer Pflege/Überwachung bedarf. Aber frag mal den gamefreak der kennt sich da bestimmt am besten aus als examinierter Renterschubser
 
Die Übergänge zwischen behindert und gesund sind fliessend, jedenfalls geistig. Körperlich geht es wohl danach, ob man einen Schwerbehinderten-Ausweis bekommt oder nicht, aber genau weiss ich es auch nicht.

Und ob sich jemand, trotz Schwerbehindertenausweis auch behindert, also eingeschränkt fühlt, ist wieder was anderes.
 
Es ist folgendes: ein mir sehr nahestehendes Familienmitglied ist vor ein paar Jahren mit einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus gelandet. Offenbar wurde eine Magersucht diagnostiziert (was ich nicht so ganz nachvollziehen kann) und im Anschluss hat er/sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen den Kontakt zum Rest abgebrochen.

Jetzt, Jahre später, bekommen wir Post vom Bezirk, er/sie ist in einem Heim für Behinderte gelandet und natürlich mache ich mir Gedanken warum/wieso/und ob er/sie behindert ist.

Ich denke an einen Unfall mit schwerwiegenden körperlichen Folgen, ich mir aber auch vorstellen, dass er/sie in eine Art Psychatriemühle hineingeraten ist, aus der man nicht mehr so einfach rauskommt. Aus eigener Erfahrung weiß ist, dass gerade Psychiater schnell mit einer Diagnose bereitstehen und dem Patienten erklärt man dann, wie unglaublich krank man eigentlich ist. Und da es einem in diesem Moment auch nicht wirklich gut geht ist man gerne bereit das ganze Übel für bares zu nehmen.

Wie dem auch sei, er/sie will zwar keinen Kontakt zur Familie, aber trotzdem ist man ja noch verwandt und macht sich so seine Gedanken. Mir ist auch klar, dass Ihr mir hier keine erschöpfende Antwort geben könnt, aber ist es möglich, dass jemand mit der Diagnose "Magersucht" als "behindert" durchgeht? Oder gehört da deutlich mehr dazu?
 
Ich kann mir nicht vorstellen, das "Magersucht" als Behinderung durchgeht, da Magersucht in der Regel therapierbar ist. Das mag nicht für alle Betroffenen gelten, aber in der Regel eben schon.

Daher für mich schwer vorstellbar. Mit der Psychiatriemühle könntest du zwar recht haben, aber das hätte dann wenig mit einer Behinderung zu tun. Ist da möglicherweise mehr im Argen?
 
Also ich kann dich beruhigen. Diese Story "Psychiatrie eingewiesen, und je mehr man beteuert gesund zu sein desto tiefer wird man eingesperrt" ist ein Horrormärchen.
 
Grob vereinfacht.....als behindert gilt wer dauerhaft körperlich oder geistig eingeschränkt ist und wessen Antrag genehmigt wurde. Ich hab zB einen gestellt der abgelehnt wurde weil ich quasi nicht eingeschränkt genug bin..also bin ich per Gesetz gesund. Pflegefall ist jemand der dauerhafter Betreuung oder medizinischer Pflege/Überwachung bedarf. Aber frag mal den gamefreak der kennt sich da bestimmt am besten aus als examinierter Renterschubser



Diese Aussage trifft genau den Kern.
Selbst Magersucht kann (wenn es durch das Bürgeramt anerkannt wird) als Behinderung anerkannt werden.
Schwerbehindert ist man in Deutschland ab einem Behinderungsgrad von 50% oder mehr (unabhängig ob körperlich oder psychisch). Es gibt für die Einordnung der Grade ein ganzes Sammelwerk an Daten. Jeder Hausarzt dürfte solche Literatur in seiner Praxis stehen haben.

Zum Vergleich: Ich habe aufgrund von Arthrose einen Grad der Behinderung (GdB) von 30%.
 
Mein Antrag mit Begründung "Psoriasis-Arthritis" wurde abgelehnt
 
@all
erstmal danke euch allen

@chili
Mehr im argen... keine Ahnung. Sind halt auch nicht die idealen Verhältnisse gewesen... Um es auf den Punkt zu bringen: Meine Schwester wurde vor ca. 6 Jahren mit einem Nervenzusammenbruch in eine Klinik eingeliefert. Kurz darauf hieß es "Magersucht", sie wurde in die psychiatrische überwiesen und nach knapp einer Woche kam ein Brief von ihr mit der Bitte, jeglichen Kontakt abzubrechen bzw. zu meiden.

Zwischendurch kamen immer wieder mal Infohäppchen wonach sie in einer psychosomatischen Klinik ist und eine Therapie macht. So weit so gut, ich machte mir keine Gedanken, immerhin wusste ich sie in relativ guten Händen.

Vor knapp zwei Wochen kam dann ein Brief vom Bezirk, bzw. weniger ein Brief, vielmehr eine Zahlungsaufforderung, meine Eltern hätten ihren Beitrag zu leisten für dieses "Heim für Behinderte". Für meine Eltern ist der Käse gegessen, ich mache mir aber trotzdem Gedanken, was zum Teufel meine Schwester getan hat um in so eine Situation zu kommen. Wie gesagt, ich denke wer-weiß-was passiert ist, trotz allem ist und bleibt es meine Schwester. Ich kann nur vermuten und spekulieren was los ist, und mir will nicht einfallen was sie (die immer recht tough war und eine außerordentlich große Schnauze hat) zu einem Fall für ein Behindertenheim macht.

@Mersa
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es nicht nur ein Horrormärchen ist, da gibt es solche und solche... aber die meisten sind anständig ;)
 
Wie dem auch sei, ich wünsch alles Gute und drück die Daumen für ein "Happy End"
 
Mir gehts weniger um ein Happy End, das liegt nicht in meinem Ermessen. Ich möchte einfach nur wissen, was zum Teufel da los ist...

@Marco
ab welchem Level ist man ein Fall fürs Heim? Was muss passieren um in eine solche Einrichtung zu kommen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Antrag mit Begründung "Psoriasis-Arthritis" wurde abgelehnt


Ich habe exakt den selben Antrag gestellt. Die Arthritis ist mir anerkannt worden. Die Psoriasis nicht. Ich hätte zwar Widerspruch einlegen können und ggf. gerichtlich vorgehen können, aber mir (!) war es der Aufwand nicht wert. - Zumal ich die Psoriasis nur an den Händen habe und sie durch Medikamente und Pflege in den Griff bekommen habe.

@ Piko
Ab wann man ein Fall für ein Heim ist kann ich nicht sagen, da mir in erster Linie das entsprechende Wissen fehlt. Man muss aber nicht behindert sein, um in ein Heim zu kommen.
In deinem Fall, auf die Magersucht bezogen, halte ich aber eine Behandlung durch einen Psychater, also eine Behandlung in einer entsprechenden Klinik, für sinnvoller.

Allerdings - und das gilt auch für Behinderungen - muss eine entsprechende ärztliche Diagnose vorliegen. Als ich mit der Diagnose Psoriasis-Arthritis aus dem Krankenhaus entlassen wurde war ich nicht automatisch behindert.
Um den Status eines behinderten / schwerbehinderten Menschen zu bekommen muss ein eigenständiges Verfahren nach dem SGB IX durch den Patienten / Betroffenen eingeleitet werden.
 
Ich meinte nicht Happy End im Sinne von alles wird gut....sondern Happy End das du Kkarheit bekommst und wieder ruhig schlafen kannst ohne die Ungewissheit.
 
@piko:
Ich weiss nicht, wie man da adäquat reagieren soll. Wenn deine Schwester keine Kontakt will, dann musst du das vielleicht einfach akzeptieren. Aber wenn du das Gefühl hast, da stimmt was nicht, dann geh der Sache nach. Solange sie nicht als Unzurechnungsfähig gilt, sollte sie das allein entscheinden können, ob oder ob sie nicht in diesem Heim leben möchte.
 
Ich akzeptiere und respektiere die Entscheidung von meiner Schwester. Und ich habe auch mit der zuständigen Sachbearbeiterin gesprochen. Keine Chance da genaueres zu erfahren, was ich irgendwie nicht so ganz fair finde. Ich meine, wenn meine Eltern schon zur Kasse gebeten werden, dann kann man doch erwarten, dass sie wissen wollen warum und wofür sie eigentlich zahlen sollen.

Naja, für mich ist das Thema durch, für meine Eltern ist das ungleich schwieriger. Egal, trotzdem vielen Dank an Euch alle.
 
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