CharLu
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Disney will Christen verführen
Für sein 120 Millionen Dollar teures Fantasy-Spektakel "Die Chroniken von Narnia" umwirbt der Disney-Konzern in Amerika eine besondere Zielgruppe: konservative Christen. Der Blockbuster als frohe Botschaft - sieht so die Zukunft des Genre-Kinos aus?
Die Symbolik im Werk von C.S. Lewis, dem 1963 verstorbenen Autor der "Chroniken von Narnia", ist nicht zu übersehen. Es gibt eine Parallelwelt, in der ein gebeuteltes Volk nach Erlösung lechzt. Dann erscheint Aslan, ein Befreier wie Jesus Christus, der als neuer König die Welt befriedet.
Die Marketingstrategen von Disney nutzen die religiösen Motive für ihre Werbung: In den USA wird der Film sowohl als Fantasy-Spektakel im Stil von "Herr der Ringe" als auch als Erlöser-Fabel angepriesen. Auf diese Weise versucht der Konzern, sowohl konservative Christen als auch Genrekino-Fans anzulocken.
Das Werbekonzept ist umstritten. "Indem der Film versucht, es jedem rechtzumachen, könnte er am Ende gerade niemanden zufrieden stellen", urteilte die "New York Times". Dagegen loben die Anhänger von Glaubensgemeinschaften den missionarischen Elan von Lewis' Werk. "Der Film ist ein weiteres Mittel, um Jesu Botschaft an Menschen weiterzugeben, die für andere Darstellungen nicht empfänglich sind", sagte der Präsident der amerikanischen Prediger, Ted Haggard, zur Nachrichtenagentur dpa.
Disneys Vorgehen ist gut kalkuliert. Seit Mel Gibsons Überraschungserfolg "Die Passion Christi" haben die großen Produktionsfirmen fromme Christen als Markt entdeckt, der lange vernachlässigt wurde, dabei aber großes Potential besitzt. Und wie stark das Interesse an Fantasy-Filmen im Allgemeinen ist, das zeigen die Einspielergebnisse der "Herr der Ringe"- und "Harry Potter"-Filme.
Lewis selbst wehrte sich oft gegen die Darstellung seines Werks als christliche Allegorie: "Ich sage nicht: Lass uns Christus als Aslan zeigen. Ich beschreibe eine andere Welt und wollte mir vorstellen, wie ein Erlöser dort wohl aussehen würde", sagte der Autor kurz vor seinem Tod. Er gab jedoch zu, christliche Symbolik und Zitate aus der Bibel verwendet zu haben.
Der erste Teil der "Chroniken von Narnia" erzählt das Abenteuer von vier Kindern, die zu Beginn des Zweiten Weltkriegs aus London aufs Land fliehen. Sie entdecken einen alten Schrank, der als Pforte in das Land Narnia dient. Dort müssen sie zahlreiche Abenteuer bestehen, Monster besiegen und das Land retten. Es sollen sechs weitere Episoden folgen, wenn die ersten Teile entsprechende Einspielergebnisse vorweisen können.
Lewis war eng mit "Herr der Ringe"-Autor J.R.R. Tolkien befreundet, der ihn vom Atheismus zum Christentum bekehrt haben soll. Allerdings fand der englische Fantasy-Autor Philip Pullman "Die Chroniken von Narnia" eher misslungen. Er hielt die Erzählung für eine "mürrische Mischung aus rassistischen, frauenfeindlichen und reaktionären Vorurteilen". Dagegen hält "Harry Potter"-Schöpferin J.K. Rowling die Erzählung für großartig und hat sich ausdrücklich für eine Verfilmung ausgesprochen.
"Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia" wurde von Andrew Adamson verfilmt. Für die Spezialeffekte zeichnet die Trickwerkstatt von "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson verantwortlich. Kinostart in Deutschland ist der 8. Dezember, in den Vereinigten Staaten ist die Premiere einen Tag später.
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