West RPGs sind jetzt auf einem Level, das mir viele einzigartige Erfahrungen bieten konnte. Aber genauso ist es auch mit Final Fantasy. Kein spiel kann mir eine Welt bieten, wie es Final Fantasy Spiele immer wieder tun. Damit meine ich Welten die einfach anders sind als das typsiche Elf Drache Zwerg Ding. Eine Welt die manchmal so interessant und durchdacht ist, dass ich mich gerne auf sie einlasse- dass ich gerne in die ROLLE DER CHARAKTERE SCHLÜPFE, auch wenn ich nicht den gleichen Einfluss habe, wie bie manchen West RPGs.
Doch allein das wie und wann treibe ich die Geschichte voran, gibt mir bei Final Fantasy schon genug Portale mich selbst mit den Charakteren zu identifizieren- ohne dass ich mir direkten Einfluss auf das Skript wünsche. Selbst bei FF14 A Realm Reborn war die Story manchmal echt rührend.
Bei westlichen Spielen will man, wie eben oft in der westlichen Kultur, sich selbst mit einbringen- was wenn ich in dieser Situation wäre??? Man will vor allem Freiheit! Freiheit um das zu beschützen und aufzubauen was man liebt- und das besiegen das gegen einen ist. Mit den eigenen selbst erdachten Strategien und Fähigkeiten. Auf den ersten Blick, hat man auch mehr Kreativität. Man will die Welt erleben, dadurch dass die Welt auf einen reagiert.
Doch der östliche Mensch will tendenziell vor allem Sicherheit! Sicherheit ist wichtiger als Freiheit. Und zwar durch Kontext! Der Kontext soll einem die Entscheidung erleichtern. Es gibt immer noch welche zu treffen, aber die sind erstmal andern Dingen untergeordnet. Der östliche Weg ist es zunächst sein Ego zurück zu stellen, und sich am Umfeld zu orientieren. Sich an Probleme anpassen, die Regeln meistern, zusammen mit andern weil man im Osten oft mehr Rücksicht nehmen muss, da dort mehr Menschen enger zusammen leben als im Westen. Also wichtiger als coole Interaktion mit der Welt- ist ein cooler Kontext in der Welt!
Und so kam es das bei JRPGs die Party, die Balance zwischen verschiedenen Stärken und Schwächen meist wichtiger ist- als die vielseitigen Fähigkeiten eines einzelnen Witchers oder Shephards. (Ähnlich wie in Mangas das Team oft wichtiger ist, als der eine Superheld in West Comics). Natürlich gibt es so viele Überschneidungen. In Dragon Age ist die Party und deren Story genauso wichtig- in Mass Effect bis zu einem gewissen grad auch. Aber nie ist die Freiheit des Charakters so unwichtig wie in einem Breath of Fire. Nie ist das meistern der Regeln so starr aber auch so fordernd wie in einem FF13 (vor allem im späteren Spielverlauf und Endgame).
Gleichzeitig ist der Kontext also die Welt in einem Witcher zwar viel mehr in your Face interessant und atmosphärisch inszeniert, voller Details und schwieriger Entscheidungen, mit unglaublich dynamischer Story und hammersten Monsterjagden, aber irgendwie ist sie trotzdem nie so aussergewöhnlich wie in einem Steampunk RPG aller Valkyria Chronicles oder so Märchenhaft wie in Ni No Kuni. Mit Geschichten die zwar weniger interaktiv aber auf keinen Fall weniger Tiefgründig sind.
Und in einem Fall Out gibt es so viel zu entdecken man kann dieses Spiel fast unendlich lang und oft zocken- aber das meistern eines linearen Ressonance of Fate mit einem total eigenem Kampfsystem ist für manch einen spannender.
Dann wiederum gibt es Dark Souls- auch nur ein Charakter ohne Party. Allein und Wortkarg. Allzu viel Story gibt es nicht, dafür ist sie subtil interaktiv.. Aber damn- ist der Kontext da wichtig. Eben weil der Charakter nicht so Einfluss nehmen kann sondern knallhart die Regeln dieser Welt lernen muss. Hauptsächlich wegen der ganzen Monster. Das sind Tugenden eines japanischen Spiels auf eine Weise wie es Westler gern haben, durch Gameplay. Rein tenedenziell also- kommen westliche RPGs auf den Spieler zu, während östliche RPGs wollen, das man durch den Kontext von sich selbst loslässt und da rein geht in dem man die Welt in sich hineinlässt. Das Selbst reagiert auf die Welt und weniger die Welt auf das Selbst. Das eine fordert Empathie das andere den Einfallsreichtum. Tendenziell.
Aber manchmal verschmilzt auch alles.
JRPGs bieten alles was West RPGs bieten- und umgekehrt- nur eben in Unterschiedlicher Ausprägung.
So ist das mit Kulturen. Auch ein JRPG Gamer überlegt sich, was für einen Charakter möchte ich spielen?
Aber er frägt sich das oft schon vor dem Spielekauf! Nicht unbedingt im Character Editor wie ein West RPG Fan.
Dafür das wenige JRPGs Character Editor haben, gibt es eine unglaublich facettenreiche Charakterlandschaft aus der ich auswählen kann! Bei beiden Geschlechtern. Will ich eine stille Yuna spielen wie in FFX? Oder eine freche Rotznase wie Estelle aus Trails in the Sky?
Alleine innerhalb von Final Fantasy gibt es so viele unterschiedliche Hauptcharaktere. Man kann argumentieren das man im Westen nur ein Spiel braucht das man auf hundert verschiedene Weisen spielen kann (siehe Dragon Age, Mass Effect), aber ich persönlich finde, trotz allen Fortschritten bei der Interaktion, bietet mir doch kaum ein westliches Spiel eine derart emotionale Charakterzeichnung, die mich vor allem als jugendlicher sehr über mich selbst hat nachdenken lassen, wie JRPGs. Und durch dass Regelwerk, ist manchmal auch die Motivation bei einem JRPG höher alles zu finden und zu killen. Alles zu meistern eben.
Und ich finde das kriegen JRPGs immer noch ziemlich gut hin.
Ich habe die komplette Mass Effect Reihe gefressen, Ich habe alle drei Teile hintereinander durchgespielt. Ich bin total in dieser fetten Science Fiction Welt versunken. Das war kurz nachdem ich Drakengard 3 durchgespielt habe. Und ja Mass Effect ist in fast allen technischen Bereichen, und wieviel man sich überlegt hat in dieser Welt, die auch sehr Kontextreich ist, besser gemacht. Man bei manchen Entscheidungen habe ich mir Kopf und Herz zerbrochen.
Aber nicht immer sah ich meine eigene Emotion gut reflektiert in der Story, die dann nach meiner Entscheidung kam. Manches war cool weil es voll gepasst hat, manches war voll scheiße dann. Zwar trotzdem interessant, weil man ja auch im echten Leben Fehler macht, zugleich aber waren manch emotionale Dinge dann voll verloren inder Story.
Jetzt ein radikales Gegenbeispiel. Bei Drakengard 3, welches ich nach Nier gespielt habe, habe noch den Prolog Roman vorher gelesen, war alles auf den ersten Blick total schlecht oder dämlich.
Und ja- es war keine coole Science Fiction Welt. Keine fulminante Space Opera.
Aber es war eine erfrischend neue Herangehensweise an das Story Telling, es hatte Charaktere mit echten Fehlern, Figuren die sowohl kapputt als auch liebenswürdig sind. Zwar überzeichnet- aber irgendwie gerade dadurch eine Erinnerung an Menschen, die man eben nicht auf den ersten Blick beurteilen sollte.
Eine Ex-Prostituierte, notgeile, psychopatische Killerin, die jedes Mal neu aus ihrem eigenen Auge rauswächst wenn sie stirbt. Feen die nur in perverser Gossensprache reden und absolut gemein sind, ein Drache der sich ständig in die Hosen scheißt. Eine erzählweise die mehrere Paralleldimensionen miteinander verflechtet, und dann noch eine Brücke schlägt zu Nier (einem völlig andern Game).
Und ein Ende bei dem man nicht weiß ob es das richtige war was man getan hat, aber verdammt nochmal man hat so fühlen können warum das alles passieren musste-
Ich hab geweint. Ich bin nicht in der Story reflektiert worden- die Story reflektierte in mir. Ich wurde nicht Teil der Charaktere, sondern die Charaktere wurden Teil meiner Erfahrung.
Auf den ersten Blick boten die West RPGs mehr kreativen Freiraum, was einem hilft, sich voll und ganz in die Welt zu begeben.
Aber der kreative Kontext der JRPGs bereichern umgekehrt dafür öfter mal unsere eigene Welt und machen mich wiederum im echten Lebenkreativer und empatischer.
Deswegen wird es immer mehr Cloud Cosplayer als Witcher Cosplayer geben.
Es gibt in Ost und West RPGs viel zu entdecken. Verallgemeinern kann man da nichts.
Aber so sehr sich meine Shephard wie ein weibliches Alterego oder eine Tochter für mich angefühlt hat, weil ein Teil von mir in sie geflossen ist, genauso sehr hab ich das Gefühl das ich mal Tidus war, und Jecht mein Dad, weil ein Teil von ihnen an mir haften blieb.
Deswegen finde ich man sollte JRPGs nicht abschreiben. Die haben immer noch ganz eigene Qualitäten. Auch wenn sie das interaktive Storytelling und die technischer Fulminanz einigerer West RPGs nicht immer erreichen.
Und FF15 wird versuchen genau diese Tugenden wieder in den Vordergrund zu bringen, und dabei mit vielen Errungenschaften in Sachen immersiver Präsentation, offenem Welten Design und mit der eher Actiongeladenen Spielweise westlicher RPGs gleichzuziehen. Doch im Kern wird es ein JRPG sein, das vom Spieler erwartet, sich auf die Charaktere einzulassen, und darauf hofft, das die Spieler davon was in ihre eigene Welt mit nehmen. Wie Hajime Tabata sagte- man soll wirklich weinen am Schluss. Und zwar weil einen die Charaktere berühren, (und nicht weil es nur drei Farben als Laserlicht gibt. Anm. des Autors)
Ich kann nur sagen, dass zum Beispiel FFX, mit einem Tidus American Boy, der in eine östliche Welt eintaucht, der lernt was es heißt seine Wünsche zurückzustellen, und einer Yuna die wiederum lernt für sich selbst einzustehen, und einem Samurai Auron, der einem Redneck Jecht lehrt warum es wichtig ist sich selbst zu opfern, und dann Auron wiederum durch ihn versteht, warum man für die Freiheit von Spira kämpfen muss, wie sich die Rolle der Charaktere tauschen, wie sich die Menschen doch im herzen berühren, obwohl sie von einer ganz andern Lebensphilosophie herkommen, mein Gott man. Das hat mich für mein Leben geprägt.
Und so ist es mit allen Dingen. Kulturen- solange es Austausch gibt, prägen einander.
In der Videospielwelt gibt es diesen Austausch!
Alle RPGs lernen von einander. Aber es gibt bestimmte Traditionen die sie sich bewahren.
Solange das so bleibt, gibt es Vielfalt. Und nur dann lohnt es sich, einen Geschmack zu entwickeln. Deswegen bin ich froh, dass es noch Unterschiede gibt, und sage wie immer- es kommt nur drauf an welchen Trip man gerade möchte.