Einfach nur löblich die Einstellung der Entwickler. Allein deswegen bin ich als PS3 Besitzer neidisch auf den Titel. Videospiele sind eine erzählerische Kunst, die sich mit allen Facetten der menschlichen Psyche und ihren Emotionen ausseinandersetzen muß. "Muß" weil das einfach der natürliche Weg einer neuen Kunstform ist, um sein ganzes Potential zu entfalten. Sexualität ist genauso ein Teil der charakterlichen Entwicklung wie alles andere auch.
Spiele in denen der emotionale Weg eines Charakters der Mittelpunkt ist, was auch bei Titeln wie MGS, Silent Hill 2 und 3, Max Payne oder unzähligen JRPGs der Fall ist, werden dadurch nur bereichert, wenn diese Facette der Beziehungen zu anderen noch weiter in der Story vertieft wird. Ich war zum Beispiel damals sehr berührt von der Kussszene in Final Fantasy 10. Es war die erste echte Kussszene die ich in einem Videospiel erlebte, und ich muß sagen, ich hab Videospiele ab da viel ernster genommen, und vieles an der Geschichte von FF10 hat mich damals auch eher zum nachdenken gebracht.
Heutzutage gibt es eben auch Spieler, die nicht nur irgendwas bewältigen wollen, oder irgendjemand vernichten wollen, sondern Geschichten erleben wollen, die alle möglichen Facetten einer Entwicklung- eines emotionalen oder auch mentalen Weges, oder den Spieler selbst berühren. Ich nenne sowas reifere Spieler und reiferes Spielen. Und daran ist auch nichts verkehrt, klar der konsum wird dadurch wahrscheinlich noch gesteigert, aber das ist nun mal die Art wie sich die Menschheit selbst ergründet, durch Bücher, Filme, Musik, kurzum KULTUR! Und Spiele sind nun mal auch Kultur.
Daher traurig das es bei Mass Effect damals so schlechte Reaktionen gab.
Habt ihr zum Beispiel gewußt das das Spiel Fahrenheit sehr viele Sexszenen oder Nacktszenen hat? Auch diese sind realistisch ins Spiel eingebunden- doch in der US Version (das Spiel heißt dort Indigo Prophecy) fehlen diese gänzlich. Ich finde das sagt auch viel über Kultur aus- nämlich über die amerikanische. Eine typische Moralapostel Kultur eben, die alles Menschliche als Sünde abtut weil es sich nicht in schwarz und weiß unterteilen lässt, und dadurch hintenrum viel unmenschlicher wird. Naja aber jetzt hol ich zu weit aus.
Jedenfalls bin ich froh, dass es Entwickler gibt, auch amerikanische, die das Medium so ernst nehmen, und nicht davor zurückschrecken es weiter voranzutreiben.
Und zum Glück bekomm ich mit Heavy Rain (von besagten Fahrenheit Machern) auch auf PS3 ein Spiel das unter der gleichen Philosophie entsteht, wenn man sich mal die bisherigen Entwickler Interviews durchliest. Und darum geht es, um die Herangehensweise an die Story, nicht ob es jetzt Sex gibt oder nicht.
Jedenfalls nochmal Kudos an die Mass Effect Entwickler.
Doch davon mal abgesehen, warum sollte es keine Spiele geben wo Sex tatsächlich der Mittelpunkt ist? Sowie die zahllosen Adventures und Rollenspiele auf dem japanischen PC Markt?
Sicher das ist teilweise harte Pornografie (wenn auch gezeichnet zum Glück) aber auch das hat seine Daseinsberechtigung genauso wie beim Medium Film, Buch, Comic oder Zeitschrift. Denn Menschen sind nunmal "Sexuell" und Unterhaltung kann nun mal dazu beitragen die Neigungen unserer Gefühlswelt in positive Bahnen zu lenken. Lieber erlebe ich virtuelle Kriege, die mich fesseln, mich Überwindung kosten, und die mich zugleich abschrecken als auch Heldenmut von mir verlangen als in Wirklichkeit in den Krieg zu ziehen oder sonst irgendwie Gewalttätig den Adrenalinkick zu suchen. Lieber spiel ich in GTA den Gangster und ergründe die andere Seite der Gesellschaft, als im Ghetto rumzulungern und einen auf Hustler zu machen. Und ja- um es mal explizit zu sagen, lieber leb ich sexuelle Fantasien an unschuldigen Anime Girlies aus, als in echt ein Mädchen zu belästigen oder meine Feundin zu überfordern
. Okay das klingt jetzt dumm- ich will natürlich nicht mein echtes Leben durch ein virtuelles ersetzen. Keineswegs- sondern es nur ergänzen. Unsere Kultur wandelt sich, und unsere Welt wird in allen Dingen positiv wie negativ- allein durch unsere Technologie immer intensiver. Und wie gesagt, geht es nur darum die immer intensiver werdenden Strömungen im Geiste positiv zu verarbeiten. Positiv im Sinne von, dass wir sie kanalisieren ohne das andere Schaden davon nehmen. Dafür war Kunst schon immer da, dafür sind Medien dar- und dafür sollten auch Videospiele da sein. Aber auch diese haben noch viel zu lernen denn auch unter meinen liberalen Aussagen, kann man nicht alles gutheißen und rechtfertigen. Natürlich hat das mit Verantwortung seitens der Entwickler zu tun. Aber ich bin mir sicher das ein solches Verantwortungsbewußstein auch da wäre, wenn die Gesellschaft offener wäre, und man die Entwickler einfach mal machen lässt. Zumindest in Amerika. Japan ist da schon realtiv weit. EU TEILWEISE auch.
Und wenn das Medium reift- erwachsener wird, können seine Konsumenten mit ihm reifen. KÖNNEN- doch dazu ist noch einiges an Aufklärung nötig.