Ein Fall von denkste! Hier fanden Entwicklungen (etwa) zeitgleich statt aber nicht unbedingt eines das andere verursachend, also inzident und nicht etwa kausal.
Herr Schönweitz sagt ja selbst, dass Talente aus Pariser Vororten und auf der Straße Fußball spielenden Kindern in Südamerika hervorgehen - warum wohl? Einen Grund führt er ja auch gleich selber an: Dass sie darin oft die einzige Chance auf ein besseres Leben sehen. Einen anderen erwähnt er nicht - dort sind die Verhältnisse auf der Strasse oft noch so wie bei uns früher. Die Städte wachsen ins Uferlose und auch Umland-Gemeinden bis weit in die Aussenbereiche bieten einfach nicht mehr so viel Fläche, auf denen Kinder ungeniert und ungefährdet durch Straßenverkehr herumtollen können. Vielfach ist es auch gar nicht erlaubt - auf diesen Punkt bezieht er sich allerdings dann selbst wieder.
Und dann relativiert er seine Aussage auch noch damit, dass die Digitalisierung auch dafür mit verantwortlich ist. Möchte gar nicht erst anfangen, die Dinge aufzuzählen die da auch mit eine Rolle spielen.
Jedenfalls kommt es auch heute noch vor, dass ein vierzehnjähriger mitten in einem RPG vor dem PC sitzt, der Freund mit dem Fußball unterm Arm klingelt, der Junge sein Spiel flugs speichert - und ab geht es zum Leder treten. Wenn, ja wenn eben auf dem Rasen der Wohnanlage überhaupt gespielt werden darf. Andrerseits kam es auch schon früher vor, dass bei einem als Bücherwurm bekannten Jungen kaum noch einer geklingelt hat, weil man wusste, dass er seine Lektüre sowieso nicht unterbrechen würde. Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben gab es auch früher, die Leute waren in den Vereinen wo sie sich wohl fühlten und taten das was ihnen gefiel. Und wenn es denn schon gar nichts anderes gewesen sein sollte, als gleich nach der Arbeit zum Stammtisch zu gehen um einen zu heben.
Die Digitalisierung bietet Möglichkeiten, die früher auch schon in analoger Form da waren und darüber hinaus auch noch einiges mehr.
In einem Punkt allerdings kann ich ihm recht geben: Er fordert Veränderung im deutschen Ausbildungssystem. Er hält es für veraltet - für mich ist es einfach oftmals daneben. Das ist keine Frage von alt oder modern. Er vermisst sozusagen das "spielerische" lernen, auch "learning by doing" genannt (oder auch "probieren geht über studieren", auch wenn das nicht wörtlich, sondern sinngemäß zitiert war. D'accordo!
Ich habe fertig.
Zum Artikel: DFB: "Der Straßenfußball wurde von der Playstation abgelöst"